Flugschüler im LSV Gifhorn

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Vom Fußgänger zum Piloten: Der "ganz gewöhnliche" Tag eines Flugschülers

Der Tag beginnt für die meisten Flieger um 9:30 Uhr, mit dem Aufrüsten der Flugzeuge. Häufig noch müde und verschlafen, doch sicher mit einem Lächeln im Gesicht, schieben die Schüler ihre Segler zum Start. Der Lepo (unser Seilrückholwagen), das Rettungsfahrzeug und der Startbus werden strahlend von den noch meist Minderjährigen in Position gefahren. Wenn dann auch die Seilwinde bereit ist, kann es auch schon losgehen.

Einer unserer ehrenamtlichen und immer gut gelaunten Fluglehrer nimmt sich dann der Jungpiloten an. Wer wird den ersten Flug an diesem Tag machen?

Startklar und sicher mit Herzklopfen sitzt nun der Pilot im Flugzeug und gibt das OK zum Anziehen des Seiles! Jetzt wird der Flieger mit ca. 100 km/h in die Lüfte gerissen, gepresst in den Sitz, die Endorphin - Ausschüttung kaum zu übertreffen, klammert sich der Flugschüler an den Steuerknüppel und starrt an den meist strahlend blauen Himmel, gespickt mit den schönsten Haufenwolken.

Aufbau Flugbetrieb

Morgens beim Ausräumen der Halle - man lässt sich noch Zeit.

Doch dann wird es plötzlich ganz still. Der Druck auf Tragflächen und Piloten hat augenblicklich abgenommen. Nun gleitet der Flieger, in 350 Metern Höhe fast schwerelos über die Wiesen und Städte dahin. Nach den großen und glasigen Augen der Sportpiloten zu urteilen, ist die Aussicht kaum zu übertreffen.

Der Adrenalinspiegel beruhigt sich wieder, doch dies hält nicht lange an. Nach einigen Übungen, die der Flieger mit seinem Segler macht, nach einigen Figuren die das Flugzeug ausübt, die dem Piloten unter anderem die wahre Schwerelosigkeit zeigt, muss der Flieger natürlich auch irgendwann wieder landen. Jetzt ist das Fingerspitzengefühl gefragt. Man sieht die Ameisen immer näher kommen, man sieht wie sie sich lustig machen…. Es wird ernst. Der Landeanflug muss gelingen.

Der Blick zur Seite zeigt uns unsere Fliegerfreunde, die wir blitzschnell hinter uns lassen. Dann, mit etwas Geschick setzt sich der gutmütige Flieger ganz sanft ins Gras und rollt aus. Die Erleichterung macht sich im Gesicht des Schülers breit und spätestens jetzt steigt auch dem Fluglehrer wieder Farbe in sein weißes Gesicht.

Hilfsbereit und glücklich, dass ihr Flieger heil geblieben ist, schieben die übrigen Jungpiloten ihr Flugzeug wieder zurück zum Start.

Erste Kurve

Ein Blick zur Seite in der ersten Kurve direkt nach dem Ausklinken - die Segelflugzeuge am Start sind nur noch schwer zu erkennen.

Auch wenn dieses oft etwas anstrengend ist und einige der Mitglieder meinen, dass das Schieben der eigentliche Sport sei, ist es nicht zu vermeiden und wer mal dabei war, weiß, dass man diesem Prozess durchaus auch etwas Gutes und oft auch etwas Spaß abgewinnen kann.

Während einige Flieger unterwegs sind, aalen sich die anderen Vereinsmitglieder in der Sonne oder genießen unter dem Sonnenschirm ihren Drink.

och wenn um 14.30 Uhr der liebste Freund der Flieger kommt, hören fast alle mit ihrer momentanen Beschäftigung auf und stürzen sich auf das große blaue Auto. Dem Eismann bzw. dem Eis können die wenigsten widerstehen! Bei dieser vorzüglichen "Leckerei" können es dann durchaus auch mal acht bis zehn Kugeln werden, nicht wahr?

Doch nicht nur in der Luft sollen die Schüler etwas lernen. Auch am Boden geht der Fluglehrer auf die Defizite der Jungpiloten ein und versucht ihnen, mit Hilfe von Stöckern, Steinen und Unkraut, die richtige Landeeinteilung zu verklickern.

Nachbesprechung des Fluges

Vor und nach dem Flug werden die einzelnen Phasen des Fluges besprochen.

 

Während die einen Schüler das Fliegen üben, versuchen sich einige von den Anderen im Autofahren. Da wir unsere Schleppseile nicht per Hand ausziehen, wäre auf Dauer bestimmt mühsam, muss unser Lepo herhalten. Dabei kommt es auf das "samtweiche" Anfahren an und das kontrollierte Fahren ist auch nicht zu vergessen….

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu, wetterabhängig mal früher oder auch später. Die Piloten fliegen ihre Segler nach Hause… manchmal sogar direkt vor die Tür. Nun müssen die Flieger nur noch geputzt werden. Wem vom Tag zu warm ist, kann sich von seinen Fliegerkameraden sicher Abhilfe verschaffen lassen und das Putzwasser eignet sich ungemein gut dafür. Wenn sich die Leute dann die Lappen und Schwämme um die Ohren werfen, bleibt bestimmt niemand mehr trocken! Der Spaßfaktor bei dieser Sache liegt sicher im Auge des Betrachters bzw. im Auge des Akteurs.

Mit einem zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht, werden dann die Flugzeuge wieder eingepackt, die Halle verschlossen, die Fallschirme weggetragen und die Flug-, und Bordbücher geschrieben. Meist immer sitzen die Flieger noch bei einem Glas Bier, Fanta, Cola, Wasser, oder was auch immer, zusammen und prahlen von den aufregenden Erlebnissen oder phänomenal weiten Flügen, die sie gemacht haben.

Manchmal gehen diese Abende bis spät in die Nacht, und wer nicht mehr nach Hause will, schläft einfach in einem der gemütlichen Betten im Vereinsheim und träumt von "Schäfchenwolken" oder auch von anderen Dingen, der Phantasie sei wie immer keine Grenzen gesetzt.

Damit endet der ganz gewöhnliche Tag eines Flugschülers.

 

 

 

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Mittlerweile dienen auch Golfcaddies zum Zurückholen der Flugzeuge nach der Landung - und sind auch bei den allerjüngsten Mitgliedern heiss begehrt.