Der Arcus faßt den Tag zusammen:
"Hat eine freie Erhebung von der Erde durch die Fliegekunst stattgefunden - so erscheint es nicht schwer eine große Geschwindigkeit in der Luft selbst zu erreichen." So lautete das Zitat von Otto Lilienthal, dessen erster freier Flug nun 125 Jahre zurückliegt. Mit diesem Zitat wurde mein Pilot und seine Kollegen heute morgen unter einem wolkenverhangenen Himmel vom Wettbewerbsleiter begrüßt.
Angesichts der Wolken schien es fraglich ob "eine freie Erhebung von der Erde" heute noch stattfinden würde. Doch der Wetterfrosch machte Hoffnung, dass zu Mittag selbige vonstatten gehen könnte. Demnach wurden unseren Piloten Aufgaben gegeben, die alle in Richtung Nordwesten zeigten. Und davon auch noch gleich zwei: Die A-Aufgabe für besseres Wetter und eine B-Aufgabe falls auf das gute Wetter noch ein wenig gewartet werden müsste. Und so kam es auch. Die ursprünglich für 12.30 Uhr angesetzte Startbereitschaft wurde noch zweimal verschoben und ich durfte erst um 13:30 Uhr tatsächlich starten.
Gestern musst ich ja als Erstes ran, heute kam die ausgleichende, aber schwer zu ertragende, Gerechtigkeit. Nach dem zweimaligen Verschieben der Startbereitschaft musste ich mit ansehen, wie alle anderen, aber wirklich alle anderen vor mir mit dem Fliegen beginnen durfte. Ich stand nämlich mit den anderen Offene-Klasse-Fliegern im Grid ganz hinten und durfte mich erst als Allerletztes in die Luft erheben. Aber dann lief es richtig gut.
Die Aufgabe war mit der B-Aufgabe die "zweite Wahl" und ziemlich klein. Die Strecke führte mich zu einem kleinen Ort südlich von Wittenberge, dann nördlich von Rathenow und wieder zurück. Insgesamt waren das nur knapp 218 km. Für schnelle Flugzeuge, wie die der Offenen Klasse, sind solche Streckenlängen keine wirklichen Herausforderungen.
Der Teamflug mit GN klappte heute 100% und wir zeigten unseren Piloten auch ganz häufig, wo der Bart aufstieg, so dass wir nie lange den genauen Aufwindkern suchen mussten. Das macht schnell und so erreichten wir an diesem letzten Wertungstag unsere beste Tagesplatzierung mit Platz 11 bei 35 teilnehmenden Offene-Klasse-Flugzeugen. Im direkten Vergleich zum Tagesschnellsten waren wir nur 9 km/h langsamer. Von solchen Ergebnissen hatten wir vor dem Wettbewerb geträumt.
Zusammen mit GN durch die Lüfte ziehen...
Und auch die LS-1 resümiert zum letzten Wertungstag:
Bei der Warterei bis zum tatsächlichen Start kam ich mir mit meinen Club-Klasse-Flugzeugen etwas vernachlässigt vor, da ich die ganze Zeit ohne menschliche Betreuung im Grid warten musste, weil mein Pilot noch am Campingplatz mit den anderen fachsimpelte. Er wurde dann etwas hektisch, da er ja den Logger nochmal umprogrammieren musste, um die B-Aufgabe einzugeben. Diese führte von Lüsse nach Stendal und dann Richtung Berlin und wieder nach Hause.
Die Thermik erwies sich dann durchaus als uneinheitlich, vor allem bei Brandenburg gab es eine echte "Bremse": Nur 1 m/s Aufwind. Pfui! Sowas hält echt auf. Und mein Pilot schimpfte angesichts der engen Aufwinde über all diejenigen, die meinten auch mit sehr flachen Kreisen Höhe gewinnen zu können. Aber ansonsten waren die Aufwinde kräftig, obwohl die Untergrenze der Wolken eher tief war: Nur 1200 m. Dementsprechend langsamer waren alle Flüge.
Wir landeten nach Erfüllen der Aufgabe wieder in Lüsse, und das ohne irgendwelche verbotenen Lufträume berührt zu haben - ein Glück oder Können, das gestern nicht jedem gegeben war. Einige Kollegen meiner Klasse haben ihren Flug dadurch beendet, dass sie in Beschränkungsgebiete eingeflogen sind.
Nach der Befreiung von Mücken und Staub wurde ich im Anhänger verstaut und alle sind sich einig, dass heute der letzte Wertungstag war. Für morgen sind Gewitter und Schauer angesagt und die Crew macht sich schon daran alles regenfest zu machen.
Und so endet ein netter Wettbewerb für mich! Ein großes Dankeschön auch an Piloten und Crew von GF und mir.
Dieser Wettbewerb war im Nachhinein vom Wetter verwöhnt. Es kommt nur ganz selten vor, dass ein Wettbewerb bei neun Wettbewerbstagen tatsächlich sieben Wertungstage mit teilweise sehr gutem Wetter beschert bekommt.
Zum Schluss unserer Berichte kommen noch diese Informationen:
In den sechs Tagen, die die Club-Klasse geflogen ist, hat die LS1c mit dem Wettbewerbskennzeichen T reineweg nur mit Sonnenenergie eine Strecke von 1656,9 km zurück gelegt und war dafür insgesamt knapp 23 Stunden in der Luft.
Der Arcus M mit dem Wettbewerbskennzeichen GF flog in sieben Tagen nur mit Sonnenenergie 2491,4 km und verbrachte dabei etwas mehr als 24 Stunden in der Luft.