Aufwinde 2: Hangwind
Die Aufwinde an Hängen sind sicher für jeden offensichtlich: Eine Windströmung trifft auf einen quer zur Strömung stehenden Hang. Folglich hat die Luftmass auf der Luvseite, der windzugewandten Seite, nur eine Chance: Dem Verlauf des Hanges zu folgen und aufzusteigen. Ist der Wind stark genug und der Hang steil und hoch genug, kann dieses Aufwindsystem reichen, um ein Segelflugzeug nach oben zu heben. Auf dem folgenden Bild ist dies zu sehen:
Segelflugzeug im Hangwind auf der Luvseite (Quelle: Wikipedia)
Das Segelflugzeug befindet sich dabei auf der Luvseite des Hangs und wird durch den Hangaufwind gehoben.
Diese Art des Aufwindes war tatsächlich, aufgrund der Anschaulichkeit, die erste, die von den frühen Segelfliegern genutzt wurde. Selbst Otto Lilienthal startete mit seinem Gleiter von einem Berg gegen den Wind und konnte die Flugdauer bei entsprechendem Wind erhöhen. Später fanden sich die Segelflieger an Abhängen ein, wo die Segelflugzeuge meist per Gummiseilstart gegen den Wind in den Hangaufwind gestartet wurden. Ziel war dabei, so lange, wie möglich oben zu bleiben. Die Wasserkuppe, die Berge bei Laucha oder Grunau in Polen waren gern genutzte Startstellen. So wurden in den Fünfzigerjahren noch Dauerflugrekorde in Hangwinden aufgestellt, die bis über 30 Stunden reichten. Als es dann zu vermehrten Unfällen wegen Übermüdung kam, wurde diese Praxis der Fliegerei wieder eingestellt.
Heute erfreut sich die Hangfliegerei weiterhin an Beliebtheit bei den Segelfliegern, da sie Flüge auch außerhalb der Thermiksaison bietet, wenn die Sonne dafür zu tief steht. Gerade im Herbst, wenn die Tiefdruckgebiete starken Wind mitbringen, sind es in unserer Region die Weserberge vom Ith über Süntel, die Porta Westfalica bis ins Wiehengebirge, wo Segelflieger im Hangflug große Strecken zurücklegen können. Das wird bei ausreichendem Wind aus Südwest und trockenem Wetter gern genutzt und es finden sich dann manchmal mehr als 50 Flugzeuge an den Hängen ein. Das wird auch in unserem Verein regelmäßig praktiziert...
Im Hangwind über dem Ith
Ab und an machen wir uns in größerer Gruppe auf den Weg zu den zahlreichen Flugplätzen entlang dieser Höhenzüge. 2013 waren es Jürgen und eine Reihe von Flugschülern die mit einer jahrzehntealten K4 am Ith geflogen sind. Dazu haben sie auch einen Bericht geschrieben. Einige Jahre später waren Marianne und Jürgen dann mit der K4 in Dänemark. Berge gibt es dort zwar keine, aber der starke Wind von der Nordsee reicht in Kombination mit den Dünen an der Küste auch aus... Lest selbst, wie man auf Höhe des Dünenbewuchses fliegen kann ;-)