"Schnauzwärts wohin??!" - Fliegersprache

Geschrieben von Webmaster am .

Wie bei den Jägern haben sich bei den Fliegern im Laufe der Jahre eine Reihe an offiziellen und inoffiziellen Begriffen herauskristallisiert, die in der normalen Umgangssprache nicht oder mit anderer Bedeutung vorkommen. Daher kann es gut sein, dass neue Flugschüler am Anfang etwas verwirrt über den Platz schauen, wenn es an der Halle beim Ausräumen "Schnauzwärts" heißt. Wohin soll das Flugzeug nun geschoben werden? Als kleine Orientierung haben wir einmal eine kleine (sicher unvollständige) Liste an typischen realen und einigen scherzhaften Begriffen gesammelt. Ergänzungen nehmen wir gern an :-)

 

AAT

Kurzform von „Assigned Area Task”. Dabei wird im Wettbewerb keine exakte zu absolvierende Strecke vorgegeben, sondern Wendekreise, in denen der Pilot eigenständig entscheidet, wann es Zeit ist, zur nächsten Wende abzubiegen.

Absaufen

Kommt ein Segelflugzeug so tief, dass es keinen Anschluss mehr an den nächsten Aufwind bekommt und landen muss, spricht man vom „Absaufen“. Folge ist dann meist eine Außenlandung auf einem Flugplatz oder einem ebenen und langen Acker

Ackern

Andere Bezeichnung für Außenlanden

Aufwind

Siehe Steigen

Ausgraben

Findet ein Segelflieger in einer sehr tiefen Position kurz vor der Außenlandung noch einen rettenden Aufwind, wird dies meist als „Ausgraben“ betitelt, da man sich gefühlt aus einem Loch herausarbeitet, in dem nur noch wenig Aktionsradius vorhanden war

Außenlandung

Landung außerhalb des eigenen Flugplatzes. Das kann sowohl auf einem fremden Flugplatz oder einem Acker erfolgen. Beim Segelfliegen kommt das oft vor, dass, wenn kein Aufwind mehr erreicht wird, das Segelflugzeug so tief kommt, dass es landen muss. Daher dürfen Segelflugzeuge bauartbedingt auf jedem Acker landen, der dafür geeignet ist.

Bart

„Bart“ ist ein bei Segelfliegern verbreiteter Begriff für einen thermischen Aufwind. Die Herkunft der Bezeichnung ist dabei nicht eindeutig. Thermik findet sich meist unter Cumuluswolken und das Steggebiet kann dabei als Anhängsel der Wolke gesehen werden wie der Bart am Kinn. Manchmal sieht man sogar schon unten aus der Wolke hängende Kondensationen in der Thermik bei feuchter Luft, die ggf. den Begriff geprägt haben könnten.

Basis

Höhe der Untergrenze von Cumuluswolken oder Arbeitshöhe bei Blauthermik

Blauthermik

Ist die Luftmasse so trocken, dass sich trotz thermischer Aktivität keine Wolken bilden, wird von Blauthermik gesprochen. Das ist dahingehend anspruchsvoller, dass Aufwinde schwieriger zu entdecken sind, als bei thermischen Bedingungen mit Cumuluswolken.

Bleikissen

Zusatzgewicht, das kleine und leichte Piloten zur Einstellung des richtigen Schwerpunkts im Flugzeug in den Sitz legen müssen.

Briefing

Vorbesprechung der Teilnehmer vor dem Flugbetrieb. Hier werden Wetter, die Aufteilung der Flugzeuge und die Pläne der Piloten besprochen und Besonderheiten des Tages geklärt. Als Debriefing wird die Nachbesprechung am Abend bezeichnet.

Cumuluswolke

Blumenkohlförmige Schönwetterwolke, die am oberen Ende von thermischen Aufwinden entsteht, wenn die Luft über das Kondensationsniveau steigt. Sie werden von Segelfliegern gern zur Orientierung für den nächsten Aufwind gesucht.

Eigenstarter

Segelflugzeug mit einem klappbaren Motor, dessen Motorleistung ausreicht, das Segelflugzeug eigenständig vom Flugplatz abheben zu lassen.

Flächenwärts

„Flächenwärts“ bedeutet, ein Segelflugzeug seitwärts in Richtung eines Flügels zu schieben.

Flugleiter

Verantwortlicher am Start, der in der Platzrunde befindlichen Flugzeugen Informationen übermitteln kann und der in Wilsche mit der Winde kommuniziert, um Windenstarts durchzuführen

F-Schlepp

Kurzform für Flugzeugschlepp. Dabei zieht ein ausreichend motorisiertes Motorflugzeug ein Segelflugzeug an einem Seil in die Höhe.

Geier

Bezeichnung für Vögel, die ebenfalls in der Thermik fliegen, um Höhe zu gewinnen. Das müssen im Zweifelsfall keine Geier sein (die das insbesondere in den Alpen wirklich gern tun) sondern können Greifvögel, Krähen, Raben oder auch oft Störche sein. Kreisende Vögel sind oft gute Thermikanzeiger.

Hammerwetter

Sehr gutes Segelflugwetter, bei dem die Aufwinde buchstäblich so stark sind, dass man nur einen Hammer nach oben werfen muss und der bleibt in der Luft.

Kuller

Bezeichnung für Vorrichtungen, mit denen Segelflugzeuge am Boden bewegt werden können. Sie gibt es in zwei Formen: Hallenkuller werden unter das Hauptrad des Flugzeugs positioniert, damit das Flugzeug auch seitwärts in der Halle bewegt werden kann. Spornkuller werden zumeist am Rumpf in der Nähe des Leitwerks befestigt, um das Segelflugzeug drehen und seitwärts schieben zu können.

Latte

Propeller

Leewelle

Wellenförmiger Aufwind hinter Gebirgen, der durch darüberströmenden starken Wind ausgelöst wird. Dabei gerät die Luftmasse bis weit über das Gebirge hinaus in Schwingungen, in denen Segelflugzeuge Höhe gewinnen können. Wellen können an wenigen Stellen auf der Erde bis in über 20km Höhe in die Stratosphäre reichen. In unseren Regionen finden regelmäßig Flüge in Wellen bis ca. 7000m Höhe statt

LEPO

Fahrzeug, um das Windenseil von der Winde wieder an den Start zu ziehen. Legenden besagen, dass es mal von „Opel“ rückwärts gelesen abstammt…

Luftloch

Fallende Luftmasse, die sich beim Einfliegen so anfühlt, als ob man in ein Loch fällt. Meist kündigt dies Thermik in der Nähe an

Männchen

Kunstflugfigur. Das Flugzeug fliegt senkrecht nach oben, bis es stehenbleibt und über das Leitwerk zurückrutscht und umklappt, so dass die Kabine oben ist.

Mickymaus

Meist voluminöses Pilotenheadset für gute Geräuschdämmung in Motorflugzeugen

Neutralisieren

Neutralisieren bedeutet in einem Segelflugwettbewerb, dass es an dem betreffenden Tag keine Wertung mehr gibt. Meist passiert dies wegen schlechten Wetters und führt dann oft zum Genuss von Neutralon.

Neutralon

Bier. Die Bezeichnung kommt daher, da ein Pilot nach Genuss eines Bieres „neutralisiert“ ist, d.h. nicht mehr fliegen wird.

Rattel

Umgangssprachlich für ein Klapptriebwerk in einem Segelflugzeug, das sowohl zum Eigenstart, als auch zum Höhe halten unterwegs genutzt werden kann. „Ratteln“ ist die Verbform, bei einem Streckenflug den Motor zu nutzen, um eine Außenlandung zu vermeiden oder spät abends noch nach Hause zu kommen, wenn keine Aufwinde mehr auffindbar sind.

Rentnerjet

Scherzhafte Bezeichnung für einen meist langsamen Motorsegler, der insbesondere von älteren Piloten genutzt wird

Ringelpietz

Unglückliche Landung, bei der eine Tragfläche den Boden berührt und das Flugzeug sich um die Hochachse dreht. Das passiert insbesondere bei Außenlandungen in schwierigem Terrain und kann auch bewusst genutzt werden, um eine Kollision mit Gegenständen im letzten Moment zu vermeiden

Rockefellerschlepp

Sehr teurer, weil langer und/oder hoher Flugzeugschlepp. Benannt nach den Rockefellerbrüdern, deren Vermögen dafür wohl notwendig ist. Andere Bezeichnung ist F-Schlepp im Sinne „Finanz“-Schlepp

Rolle

Kunstflugfigur. Das Flugzeug dreht sich einmal um die Längsachse

Rückholtour

Landet ein Segelflugzeug auf einem Acker oder einer Wiese, kommt es (zumindest in Deutschland) nicht mehr auf dem Luftweg zurück, sondern es wird mit dem Auto und einem passenden Anhänger abgeholt. Auf dem Acker wird das Flugzeug abgerüstet und im Anhänger verstaut. Tradition ist, dass sich der Pilot bei der Rückholmannschaft mit einem Abendessen bedankt.

Rückschlepp

Im Gegensatz zur Ackerlandung kann bei einer Außenlandung auf einem anderen Flugplatz auch ein Flugzeugschlepp genutzt werden, um das gestrandete Segelflugzeug nach Hause zu holen.

Saufen

Sinkende Luftmasse, die es möglichst schnell zu durchfliegen gilt, um nicht zu viel Höhe zu verlieren

Schaumwaffel

Modellflugzeug, das komplett aus Kunststoffschaum besteht. Schaumwaffeln sind günstig in der Beschaffung, mit Sekundenklebstoff einfach zu reparieren und daher gut für Anfänger geeignet, können aber mit den Flugleistungen nicht mit anderen Bauweisen mithalten

Schieben

  1. Segelflugzeug am Boden bewegen
  2. Flugzustand, bei dem das Flugzeug schräg von der Seite angeströmt wird.

Schnauzwärts

„Schnauzwärts“ bedeutet, ein Segelflugzeug vorwärts, in Richtung der „Schnauze“, d.h. der Kabine zu schieben. Gegenteil von Schwanzwärts

Schwanzwärts

„Schwanzwärts“ bedeutet, ein Segelflugzeug rückwärts in Richtung des „Schwanzes“, d.h. des Leitwerks zu schieben. Gegenteil von Schnauzwärts

Seitengleitflug

Bewusst herbeigeführter Schiebeflug zum Höhenabbau

SKP

Abkürzung für „Startkontrollpunkt“, die eher in Ostdeutschland verbreitete Bezeichnung für den Startbus

Slippen

Seitengleitflug ausführen

Startbus

Fahrzeug, das am Segelflugstart untergebracht ist, von dem aus der Flugleiter mit der Winde und anderen Flugzeugen sowie bei uns die Startliste führt

Steigen

Aufsteigende Luftmasse, die zum Höhengewinn genutzt wird. Ein freudiges „Fünf Meter Steigen“ im Funk bedeutet, einen sehr guten Aufwind mit 5m/s Steiggeschwindigkeit gefunden zu haben.

Thekenflieger

Mitglied im Verein, der gern Heldengeschichten beim Bier erzählt

Thermik

Thermik ist die Bezeichnung für Aufwinde, die durch aufsteigende, warme Luft entstehen. Ursache ist die Sonneneinstrahlung, die den Boden erwärmt und der Boden die Wärme an die darüberliegende Luft abgibt. Erreicht die Luft eine kritische, sogenannte Auslösetemperatur, beginnt sie aufzusteigen. In diesen steigenden Luftmassen können Segelflugzeuge Höhe gewinnen

Trudeln

Ein einseitiger Strömungsabriss führt zur Autorotation, so dass das Flugzeug in einer korkenzieherähnlichen Bahn sinkt.

Turbo

Als „Turbo“ werden bei Segelflugzeugen kleine in den Rumpf einklappbare Motoren bezeichnet, die im Flug genutzt werden können, um Außenlandungen zu vermeiden. Ist eine Außenlandung wahrscheinlich, kann der Motor in sicherer Höhe angelassen werden, um die Höhe zu halten oder etwas zu steigen. Damit kann entweder ein anderer Aufwind erreicht oder die Distanz zum Heimatplatz überbrückt werden. Zum Eigenstart reicht ein Turbo meist nicht

Turn

  1. Englisch für eine Kurve fliegen
  2. Kunstflugfigur: Das Flugzeug fliegt senkrecht nach oben und wird dann im Scheitelpunkt zum Fächern über den Flügel gebracht

Turnen

Kunstfliegen

UL

Kurzform für Ultraleichtflugzeug

Weibchen

Kunstflugfigur. Das Flugzeug fliegt senkrecht nach oben, bis es stehenbleibt und über das Leitwerk zurückrutscht und umklappt, so dass die Kabine unten ist.

Welle

Siehe Leewelle

Winde

Die Winde stellt neben dem Flugzeugschlepp eine Möglichkeit dar, mittels eines (in Wilsche) 1000m langen Stahlseils und eines starken Motors, der das Seil aufspult, ein Segelflugzeug in die Luft zu befördern

Zwergenadapter

Zusatzsitzschale für kleine Piloten