Vlnový kemp Mikulovice 2016

22.10.: Autofahren...

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Heute ist der 22. Oktober. In den nächsten zwei Wochen ist geplant, wieder einmal in den tschechischen Wellen kurz vor Saisonende der laminaren Segelfliegerei zu frönen. Also haben wir, das sind David und Martin, den Vereinsluxusdampfer, den Arcus M auf den Haken genommen und sind los nach Tschechien.

Heute gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Autofahren eben... Höhepunkt ist eine kurze Pause mit Kaffe und Bockwurst..

Pause irgendwo bei Bautzen

Nur einen 10-minütigen Stau gibt es noch in Polen, weil man sich mal wieder verbissen hat. Ansonsten geht die Reise gut durch, so daß wir um ca. 1900 in Mikulovice eintreffen. Dort fabrizieren wir noch Nudeln mit Tomatensoße, gönnen uns ein Bier und dann ist auch schon Schlafenszeit. Morgen soll es Welle geben, also soll es morgen beizeiten losgehen. Zudem sind wir von der Fahrt recht platt...

Was uns dennoch immer wieder wundert, wieviel Kram man für derartige Veranstaltungen mitnehmen muß. Insbesondere 5V Spannungsquellen sind begehrt, so hängen an einem Verteiler immerhin zwei Telefone, eine Taschenlampe, ein Akkupack, die GoPro und manch anderes Gerät. Martins 5V 3A Wandler wird da ordentlich heiß...

Der Ladedrahtverhau

23.10.: Die Willkommenswelle

Geschrieben von Webmaster am .

Früh um 0645 klingelt der Wecker. Es ist noch stockduster und wir haben gefühlt noch die Fahrt in den Knochen. Da hilft nur ein frisch gebrühter Kaffee, den wir uns nach dem Aufstehen zum Frühstück gönnen. Danach ist unsere Technik dran. Also räumen wir, nachdem die anderen, die schon hier sind, die Reihenfolge Frühstück und Aufrüsten anders handhabten, unsere Flugzeuge aus den Anhängern und bauen sie auf.

Flächen dran, nur das Leitwerk fehlt noch

Tobias von der Fluggruppe, der uns auch die letzten Jahre in Tschechien begleitet, hat, ist dieses Jahr mit dem neu erworbenen Discus T der Fluggruppe da.

Der Discus in der Morgensonne

Bei der Gelegenheit treffen wir auch gleich noch Vlasta, die lokale Orgainsatorin der Wellenfluglager. Sie ist hier die gute Seele und entschuldigt sich fast, als wir sie begrüßen. "No good weather today..." spricht sie. Tatsächlich zieht tiefer Dreck herein, die Föhnlücken gehen zu und wir stehen etwas belämmert da. Die Technik steht, aber was sagt das Wetter? Naja, Systemcheck sollte schon sein.

Im Funk ist derweil der Pessimismus groß. Die Lücke bei Bukovice geht zu, eine Menge Flugzeuge finden sich direkt über dem Platz ein und wir sind gerade etwas desillusioniert. Also geht es in die Küche, Kaffee trinken.

Danach sieht die Welt besser aus. Die Wolkenlücken nehmen zu und wir beschließen, es zu probieren. Also Flugzeuge an den Start und los gehts. 1000m höher zündet auch die Tertiärwelle durch und wir können den Quirl nach 7 Minuten wieder versenken.

Grins!! Wir fliegen

Ein paar Meter höher springen wir in die Sekundärwelle über den Lenti und dann auch gleich noch in die Primärwelle. Die Sonne scheint über den Wolken und wir genießen die Aussichten...

Blick aus dem Fenster...

Obwohl Vlasta erst etwas pessimistisch war, genießen wir das "not so good weather" aus 5300m Höhe und probieren es auch einmal, ein Stückchen wegzufliegen. Das bringt aber heute nicht viel und mit der hohen Bedeckung, die außerhalb des Altvatergebirges keine Lücken mehr hat, kann man Streckenfliegen auch vergessen.

Blick Richtung Polen

So vergehen etwas mehr als vier Stunden, bis die Wolken sich auffallend zu schließen beginnen. Wir sind zu dem Zeitpunkt schon in der Nähe des Platzes und steigen langsam ab. Unter den Wolken angkommen sind die Sonnenstrahlen noch schön in der diesigen Brühe zu sehen...

Die Sonne scheint durch das Wolkenloch über dem Platz

Kurze Zeit, nachdem wir gelandet sind, gehen die Wolken noch weiter zu und wir sind uns sicher, den Termin nicht so schlecht getroffen zu haben. Nach uns landen nur noch zwei Flugzeuge.

Sich schließende Wolken in Mikulovice

Danach bleibt nur noch Flugzeug streicheln und wegpacken, Einkaufen, Essen, ein Feierabendbier und ungewöhnlich zeitig sind wir allesamt hundemüde. Morgen wird das Wetter besser mit dem Schwerpunkt auf dem Morgen, so daß es wieder früh losgehen soll. Also sind wir um zehn im Nest...

24.10.: Besser als jede Univorlesung!!!

Geschrieben von Webmaster am .

Biieeeeppp!!! Bieeeppp!!!....

Häh, was in aller Welt ist das denn für ein nerviger Krach?? Wie so langsam ein Transistor nach dem anderen im Hirn aus dem Standby erwacht, stellen wir fest, daß das der Wecker ist. Früh um sechs werden wir unsanft geweckt, aber wir haben es ja nicht anders gewollt. Die Welle soll von früh weg gut gehen und über den Tag schwächer werden, deswegen ist der Plan, früh loszulegen. Erst ein Kaffee bringt die Sinne etwas in Schwung. Der Blick aus der Tür, als sich langsam das erste Licht zeigt, offebart aber Hoffnung.

Wellenoptik kurz vor sieben

Mit allem Vorbereiten, Geraffel ins Flugzeug reinschmeißen, Fußheizung montieren, alle Jacken anziehen, machen tun, Flugzeug hochzotteln, Auto wegbringen ist es kurz vor acht, bis wir Fluglärm verbreiten. Parallel gehen auch schon die ersten F-Schlepps raus. Im Schlepp sieht es deutlich nach Welle aus.

Wellenzeichen beim Steigen

Kurz darauf werfen wir uns vor die Rotorbewölkung und es beginnt zu steigen. Besonders stark ist die Welle nicht, aber immerhin, es geht.

Steigen vor der Rotorpampe

So schaffen wir es am Praded bis auf etwas mehr als 4000m, bis die Welle final ausgeht. In der Höhe dreht der Wind auch immer deutlicher nach Nord, so daß die Scherung das Wellensteigen sehr stark einschränkt. Schade, aber nicht zu ändern. So kommen wir zu einem Kalenderfoto vom Praded, dessen Sendemast gerade so aus den Wolken schaut. Daß wir hier noch beeindruckendere Fotos machen werden, ahnen wir jetzt noch nicht...

Beeindruckender Blick auf den Praded

Angesichts der dünnen Wolken, die über den Hang strömen, werden wir der Stärke des Windes gewahr. Bis zu 70km/h beträgt der, nur leider mit einer starken Scherung der Richtung, weswegen das Wellensteigen deutlich unter den Möglichkeiten für den Sturm bleibt. Wie bereits gesagt...

 

So sieht die Wetteroptik gegen den Wind aus

Mit der Höhe kommen wir natürlich auf Gedanken. Der Blick nach Nordwesten Richtung Adlergebirge offenbart, daß dort auch ganz offensichtlich Wellen im Gang sind. Kurze Frage und wir sind uns einig.

Wellen Richtung Adlergebirge

Also schießen wir gegen 60km/h Wind in Richtung Adlergebirge und testen nach und nach verschiedene Stellen an. Naja... Ernüchterung. Unter uns sieht es zwar gut aus, aber in der Höhe geht im Wesentlichen gar nichts. Suchen hier, suchen da, nein, es tut sich nix. Ein Versuch, südlich des Adlergebirges im Hangflug nach Hause zu kommen, müssen wir auch einstellen. In der Höhe ist die Strömung leider hangparallel, also geht es weder hoch, noch runter. Das einsehend, fliegen wir wieder Richtung Adlergebirge über das Tal und überlegen kurz. Etwas Höhe ist noch, aber die Aussichten sind mäßig? Rattel raus? Nö, einen Versuch in die Tertiärwelle hinter dem Adlergebirge gönnen wir uns noch. Und Tatsache, es kommt etwas Bewegung in die Varionadel. Sachte basteln wir uns wieder heraus und springen erst in die Sekundärwelle und dann in die Primärwelle. Das geht dann bis knapp 2500m, bis die Wellen ausgehen. Letztlich reicht das aber, um wieder zum Serak zu kommen, wo wir wieder in die Welle einsteigen und zum Praded fliegen.

Dort angekommen können wir kaum glauben, was wir sehen: Hinter dem Sendemast hat sich eine Karman-Wirbelstraße in der laminaren Strömung aufgebaut, die wir natürlich sofort fotografieren müssen. So etwas kennt man ja aus der Strömungslehrevorlesung, aber in real sieht man das selten...

Wirbelstraße hinter dem Sendemast vom Praded

Ehe wir das so recht verstanden haben, offenbart der Blick in die andere Richtung das nächste selten zu sehende Strömungsphänomen. Bedingt durch die Windscherung sind auch öfters Kelvin-Helmholtzwellen zu sehen, an die wir zwar fliegerisch heute nicht rankommen, die aber schön anzusehen sind.

Kelvin-Helmholtz-Welle in ca. 3500m Höhe

Danach unternehmen wir noch einen Versuch, etwas überland zu fliegen, was abermals keinen sonderllichen Erfolg bringt, obwohl hinter dem gesamten Adlergebirge wieder die Lentis stehen. Tja, dann halt nicht. 

Etwas ernüchtert basteln wir wieder in der schwachen Welle am Praded herum, die uns kaum mehr als einen halben Meter bringt. Im Funk melden sich auch die ersten zu Landung an. Da es aber erst um drei ist und die nächsten Tage vom Wetter etwas zweifelhaft, beschließen wir, noch etwas oben zu bleiben.

Weise Entscheidung, wie wir gleich feststellen. Es ist ein Geduldsspiel, aber wir kommen wieder über den Lenti in 4000m, der sich gerade passend für uns wieder bildet. Dabei gelingen uns die schönsten Halofotos über der dünnen Wolke, die wir je gesehen haben. Man sieht den Flugzeugtyp, das Halo und sogar noch den Ort unter der Wolke. Traumhaft...

Halo mit unserem Schatten :-)))

Der Rest des Tages ist dann schnell erzählt. Von Nordwesten wird es immer dunkler, also machen wir uns auch auf den Heimweg. Der führt aus 4150m weit über die Glatzer Senke, über dünne Schichtwolken und Optiken, wie man sie nur aus dem Airliner kennt.

Endanflug Richtung Mikulovice

Der Flugplatz kurz vor dem Landeanflug

Nach der Landung wird noch kurz alles verstaut und für morgen vorbereitet. Essen bereiten wir noch, dann geht es halb zehn (!!) ins Bett. Morgen rechnen wir wieder mit 0600 Ortszeit wecken, da dann erst einmal das Sch...wetter kommt.

Insgesamt können wir mit dem heutigen Tag mehr als zufrieden sein. In Summe waren es fast acht Stunden Flugzeit, mehr als 300km Strecke und Eindrücke, wie man sie bei keinem thermischen Flug bekommen kann. Fazit: Es hat sich jetzt schon gelohnt!

25.10.: Außer Spesen...

Geschrieben von Webmaster am .

...nix gewesen.

Heute geht es wieder um sechs aus den Federn. Dank des gestrigen Tages haben wir mehr Übung, so geht alles etwas schneller von der Hand. Bereits zum Sonnenaufgang ind wir abmarschbereit.

Der Discus im Sonnenaufgang

Leider ist die Front schon weiter ran, als wir dachten. Der Regen ist zwar noch etwas weg, aber lange wird es nicht gehen. Das sorgt für ein paar lange Gesichter, aber hey, wir sind doch zum Fliegen hier. Also ziehen wir alle Flugzeuge an den Start und die ersten Schlepps gehen raus. Vor dem Rotor Richtung Serak wird Steigen berichtet, also starten wir auch.

Im Anflug auf den Rotor

Der Plan ist, einfach über den Rotor zu steigen und uns dann auf dessen Luvseite nach oben hieven zu lassen. Wie das aber immer so mit Theorie und Praxis ist, es klappt dann oftmals doch nicht, wie man es sich naiverweise denkt. Als ob der Rotor uns ärgern wollte, wird dieser immer höher, je näher wir ihm kommen. Den Versuch, darüberzusteigen, müssen wir dann wolkenbedingt aufgeben. Keine Chance und auf Wolkenflug haben wir keine Lust. Obwohl wir es bis knapp 2000m MSL probieren, geben wir dann auf, als es auch noch zu regnen anfängt.

Pisswetter :-(

So verdünnisieren wir uns wieder Richtung Flugplatz und gleiten noch etwas die Höhe ab. Kurz darauf rollt das Rad und wir stehen wieder auf unserem Parkplatz. So, wie wir das Flugzeug verpackt haben, fängt es dann auch am Boden zu regnen an. Nachdem alle Flugzeuge abgestellt oder im Anhänger verpackt sind, treffen wir uns im Klubraum auf einen Kaffee. So bleibt wenigstens Zeit, das Tagebuch für gestern und heute zu schreiben. Mal sehen, was sich heute noch ergibt... 

26.10.: Mistwetter :-(

Geschrieben von Webmaster am .

Naja - zu gestern gibt es nicht mehr viel zu berichten. Nach dem Verpacken der Flugzeuge war noch Einkaufen oder Mittagsschlag angesagt, sonst ist kaum mehr was passiert. Dafür gab es noch Zeit zum Gulaschkochen.

Heute war das Wetter so richtig mies. Schon zum Aufstehen hat es geregnet und der Nebel ist den gesamten Tag nicht vom Platz gewichen. So haben wir den Tag im Wesentlichen im Innendienst verbracht. Wir hoffen auf die nächsten Tage.

Brauchts irgendwelche Erklärungen?

27.10.: Wandertag

Geschrieben von Webmaster am .

Tja, nachdem gestern schon nichts passiert ist, müssen wir heute mal vor die Tür. Zum Glück ist das Wetter erst einmal frei von fallendem Wasser, auch wenn das nicht heißt, das der Blick in den Himmel frei ist. 

Für heute hatten wir uns den Praded von der Paßstraße vorgenommen. Das sind insgesamt etwa 20km hin und zurück oben auf dem Kamm entlang garniert mit um die 500 Höhenmetern.

Wandern auf Höhe der Wolken

Im Gänsemarsch den Kammweg entlang

 

Oben auf dem Praded hängt der Turm noch im Dreck

Kurz vor dem Gipfel beginnt es dann schon, empfindlich kalt zu werden. Der feuchte Wind in Kombination mit den Temperaturen und den auf dem Praded wachsenden Latschenkiefern produzieren dann schon fast vorweihnachtliche Eisskulpturen.

Puderzucker auf den Kiefern

Und die Eisnadeln noch einmal im Detail

Oben angekommen, sind wir erst einmal ordentlich durchgeschwitzt und gönnen uns im Restaurant ein ordentliches Mittagessen. Der Gulasch ist, zumindest unserem Gaumen nach, delikat selbst destilliert und das "Praded" Bier mundet uns auch. interessant wird es erst, als wir mir Händen und Füßen noch ein paar Palatschinken bestellen. In der Erwartung eines kleinen Nachtischs werden wir mit einer ausgewachsenen Portion für jeden belohnt. Entsprechend vollgefressen starten wir den Rückweg...

Kaum verlassen wir den Berg, reißen die Wolken auf...

Interessante Lichtspiele im Herbstwald auf dem Altvatergebirge

Bei der letzten Pause ist es dann fast wolkenlos

Der letzte Abstieg Richtung Autos

Am Abend waren wir nach der Tour entsprechend geschafft, aber zufrieden mit dem Tag. Morgen könnte ein eventuell fliegbarer Tag werden. Mal sehen. Es regnet nicht, der Himmel ist klar und die Hoffnung groß.

Wir werden es erleben.

28.10. Die Unverhoffte...

Geschrieben von Webmaster am .

Im Angesicht des hangparallelen Winds waren wir uns heute eigentlich nicht so sicher, ob man heute fliegen kann. Also frühstücken wir erst um Acht. Der Rest der Teilnehmer ist da schon etwas optimistischer, also holen wir auch unsere Flugzeuge aus den Nachtlagern und bauen auf. In den tschechischen Vorhersagerechnungen sind ein paar bunte Farben drin, weswegen wir es probieren. Auch die Wolken sehen ganz gut aus, es lassen sich Rotorbänder erahnen.

Der Start führt uns dann schon über eines hinweg, wo uns über Jesenik eine dampfende Wolkenküche erwartet. Der dort sitzende Rotor macht seiner Erwrtung alle Ehre und rüttelt uns gepflegt durch. Auch wenn sich da ab und an etwas welliges findet, so richtig gehts nicht hoch, dafür ist der Rummel im Flugzeug beträchtlich.

Waschmaschine spielen in der Dampfküche des Rotors

So verbringen wir einige Zeit da und freuen uns schon, überhaupt in der Luft zu sein. Derweil fällt der Blick nach Südwesten hinter den Praded. Der Lenti da oben grins uns förmlich an, erscheint aber in über 5000m Höhe heute unerreichbar - dachten wir.

Etwas später kommt die erste Meldung vom Praded, daß es da auch ginge. Der erste Versuch, da hinzukommen, mißlingt noch, so daß wir uns wieder von den Rotoren verdreschen lassen dürfen :-(

Aber wie es ist, etwas Glück und Beharrlichkeit zahlet sich aus. Mit ca. 2500m aus einer kleinen Welle wagen wir den Sprung und kommen in die "richtige" Welle hinter dem Südwesthang des Praded und es geht hoch. Richtig hoch, wie man sieht...

 

4m/s und die Party geht los :-)))

Grins!!!

Geduldig steigen und steigen wir in der überraschend kräftigen Welle - wenn man es mit den letzten Tagen vergleicht. Kaum zu glauben, aber dem eben noch unerreichbar fernen Lenti kommen wir Minute um Minute näher. Mit ein bißchen Spielen kommen wir sogar noch am Lenti vorbei und übersteigen unseren bisherigen Rekord hier mit 5400m. Und es geht weiter hoch :-)

FL180...

FL190... kaum zu glauben und es geht weiter...

FL200 übertreffen wir dann auch noch. Gipfelhöhe waren etwas über 6300m. Von da aus ist der Blick besser, als in jedem Airliner.

Über einem doppelstöckigen Lenticularis in 6300m Höhe.

In der Höhe ist es mit ca. -28°C doch schon recht frisch. Entsprechend können wir schon die Eisblumen am Fenster fotografieren.

Eisblumen an der Haube.

In die andere Richtung geschaut, wird die Höhe etwas deutlicher.

Ganz oben.

Doch wie üblich, wie gewonnen, so zerronnen. Während wir uns noch da oben die Gegend ansehen, kommt langsam, aber sicher eine feuchte Luftsicht herein und es wird immer diesiger um den Lenti herum. Zeit für uns, abzusteigen.

Zweimal probieren wir es noch, in der wieder etwas aufgehenden Atmosphäre hochzukommen. Das klappt einmal bis rund 5500m und noch einmal bis 4700m, aber dann wird es jedes Mal zu dick und zu diesig, um entspannt zu fliegen. Für ein beeindruckendes Foto vom Lenti reichts noch...

Mehrschichichtiger Lenticularis...

Dann offenbart der Blick gegen den Wind, das von dort noch dickere Soße gezogen kommt und auch die tiefen Wolken immer mehr über die Berge schwappen. Zeit zur Heimreise...

Abstieg durch die mittelhohen Wolkenschichten in 4000m Höhe

Und der Sprung durch die tiefen Wolken über dem Platz

Kurze Zeit später rollt das Rad und wir stehe wieder wohlbehalten und breit grinsend auf dem Platz.

Was für ein Flug, könnne wir nur noch denken. Angesichts der Erwartung und des Kampfes mit den Rotorwäschetrommeln hätten wir nicht gedacht, dem Arcus und uns heute wieder einen Höhenrekord zu spendieren, aber unverhofft kommt oft. Und es ist wieder ein Flug, der uns lange in Erinnerung bleiben wird. Man hat einfach zu viel zu schauen da oben :-)

Nach dem Abendessen gönnen wir uns noch ein Bier und benutzen den lokalen Fernseher dank Breitbandinternet als Kinoleinwand. Lange wird es nicht mehr gehen. Morgen sieht die Wetterlage ähnlich aus, wer weiß, vielleicht geht das nochmal?

29.10.: Kleine Jungs im Sandkasten ;-)

Geschrieben von Webmaster am .

Heute um 0600 klingelt wieder der Wecker und wir stehen hoffnungsfroh in der Erwartung eines ähnlich guten Flugtags wie gestern auf. Doch leider, leider machen uns die Wolken schon kurz nach dem Aufstehen Sorgen.

Geschlossene Wolken Richtung Berge

Leider ändert sich das nicht nennenswert, so daß wir viel Zeit zum Frühstücken, Kaffeetrinken und Überlegen haben. So ergibt sich auch gleich die Möglichkeit, unsere Sauerstoffpullen wieder füllen zu lassen. Vitja steht uns hilfreich zur Seite, so daß wir jetzt wieder 140 bar auf dem Kessel haben.

Tobias und Vitja an der Umfüllstation

Nachdem auch das erledigt ist, beginnen Rätselraten und Frustration. Aus Krnov, dem Nachbarplatz Richtung Osten, hören wir, daß die die ersten Flugzeuge in den Himmel hängen. Naja bei der Windrichtung steht auch die Föhlücke auf deren Seite, aber eben nicht bei uns. Was machen wir nun mit dem angefangenen Tag??

Die Entscheidung fällt dann, als Schleppflieger Martin verkündet, daß er einen Militärtransporter sein Eigen nennt, mit dem man ja mal bißchen herumfahren könnte. Wie wir so gedankenverloren herumsitzen, fällt uns die Entscheidung dazu nicht schwer, sieht es doch nicht mehr nach epochalem Fluggenuß aus.

Erst einmal machen wir noch Station an einer Pferdefarm, die heute eine Fuchsjagd im Sinn haben. Die Eröffnung schauen wir uns bei der Gelegenheit gleich noch an.

Fuchsjagd zu Pferde in Tschechien

Nachdem das durch ist, fahren wir nach Nove Vilemovice, einem kleinen Dörfchen direkt an der polnischen Grenze in den Bergen, in dem Schlepper Martin wohnt. Dort holt er das Gefährt aus der Bastelgarage: Ein "Pinzgauer" genannter Transporter des österreichischen Bundesheers.

Der Pinzgauer

"Lets drive a bit" heißt es und 14 Segelflieger sitzen auf. Was dann folgt, kann man sich am ehesten vorstellen wie eine Horde kleine Jungs, die einen schönen, matschigen Sandkasaten für sich entdecken. Der einzige Untrschied: Der Sandkasten ist der Wald an der tschechisch-polnischen Grenze und die Buddelschaufel ist ein Militärfahrzeug mit Geländeuntersetzung, Winde und allen möglichen Längs- und Quersperren. 100% Steigung? Juckt den Pinzgauer selbst mit 15 Mann Besatzung nicht. Damit wird der Waldspaziergang zur Erlebnistour über Stock und Stein.

Verdeck hoch so sieht man mehr!

So vergnügen wir uns eine Weile breit grinsend im Wald, bis die Kehrseite der Medaille folgt...

12-20l - je nach Untergrund - fordern ihren Tribut...

An der Tankstelle decken wir uns auch gleich noch mit Bier ein und fahren in eine nahegelegene Gaststätte zum Dinieren. Danach will es Martin noch einmal richtig wissen. Auf dem direkten Weg nach Hause? Nix da, da gibt es noch viel zu viele unentdeckte Waldwege.

Jau, endlich Matsch  bis zu den Ohren ;-)

Mitten im Wald versperren uns plötzlich ein paar gefällte Bäume den Weg. Da kommen wir nicht vorbei, aber das Fahrzeug kann selbst auf dem abschüssigen Weg sicher wenden.

Segelflieger im Wald außer Kontrolle...

Also nehmen wir eine Alternativroute, die uns Matschwege mit 40-90% Steigung hochfährt. Wir können es kaum glauben, wo sich das Gerät überall hochwühlt. An einer besonders pampogenen Stelle versagen dann aber selbst drei Achsen mit allen gelegten Sperren. Weiter geht es mit der Winde vorn am Pinzgauer. "I wanted to test it some time" kommentiert Martin das Ganze lakonisch, als wir das zeigefingerdicke Seil ausziehen und um einen nahen Baum wickeln.

Teigweicher Modder, da ist kein Weiterkommen...

...aber mit der Winde geht es

Am Ende benutzen wir die Winde nicht nur einmal, räumen mehrfach mit allen Händen gefällte Bäume von der Straße und wenden noch einmal direkt mitten im Wald, als die Sonne schon weit unter dem Horizont ist. Mangels Licht gibt es davon kaum mehr Fotos, aber der Spaß wurde entsprechend immer größer. Irgendwann kommen wir dann doch wieder aus dem Miriqudi in besiedelte Gefilde. Breit grinsend und beeindruckend von der Kraft der österreichischen Kampfsau von Fahrzeug verabschieden wir uns von Martin, der uns hier einen einmaligen Tag beschert hat. So, wie man ihn aber grinsen sieht, hat er das auch mehr als genossen, sich mit uns und der Winde durch den Wald zu arbeiten. Zum Glück geht so etwas hier in Tschechien. In Deutschland wären wir wohl schon zur Strecke gebracht worden...

Tja, Männer werden nicht erwachsen, nur die Spielzeuge werden teurer.

Was wir dann erst erfuhren, als wir wieder da waren, daß die Kollegen aus Krnov wohl Überwetter angetroffen haben. Die Welle reichte bis zum oberen Ende des Luftraums in FL235, so daß nicht wenige ihre Diamanten fliegen konnten. Zudem feierten sie am Abend noch 10 Jahre Wellenlager in Krnov, weswegen dort morgen wohl nicht allzu viel los sein wird. Tja, von unserer Seite aus ist eben bei Nordwestwind nix zu wollen, da wir dann die Staubewölkung haben. Naja, morgen ist auch noch ein Tag.

30.10.: Es gibt Tage...

Geschrieben von Webmaster am .

...da verliert man?

...da gewinnen die anderen?

...da hat man eben Pech?

So einer war heute. Angelockt von der potentiellen Möglichkeit und optimistischen Vorhersagen wollten wir es heute endlich wieder in die Pradedwelle schaffen. Allein, es war wieder die Staubewölkung, die uns das Durchkommen verunmöglicht. Dann dabei die gesamte Zeit das Wellenwaschbrettmuster im Satellitenbild von Tschechien, Österreich und der Slowakei bis Rumänien sehen zu müssen, grenzt an vorsätzliche meteorologische Körperverletzung. Entsprechend frustriert sitzen wir hier herum und hoffen auf die entscheidende, stabile Wolkenlücke, durch die man hoch und auch wieder herunter kommt. Doch es wird Mittag und nicht viel passiert in der grauen Soße.

Dann endlich - es wird heller. Die Basis hebt sich, der Flieger regt sich, wie es immer heißt. Also beginnt emsiges Treiben um die abgestellten Flugzeuge und Anhänger und alle bereiten sich auf den Start.

Wir legen auch los. Da wir als Eigenstarter nicht auf den noch nicht anwesenden F-Schlepp angewiesen sind, warten alle hochgespannt auf unseren Bericht als Wellenschnüffler. Doch noch sind wir nicht oben. Aufgrund der Windrichtung aus Nordwest ist heute leider auch der Bodenwind komplett von der Seite vorhanden, was dem dicken Arcus so gar nicht paßt. Wir probieren es zweimal, das Schiff vom Boden zu bekommen, aber die Kombination aus weichem Boden, pomadiger Beschleunigung und Seitenwind hat andere Pläne. Es gelingt uns nicht, ohne Risiko für Flächenableger auf ausreichend Fahrt zu kommen, weswegen wir das Vorhaben für heute beenden müssen. Tja, das mag der Arcus wirklich gar nicht, so schön die Flügelgeometrie auch ist. Naja, es gibt eben Tage wie diesen...

Zwei Flugzeugschlepps gehen dann noch raus, aber von denen ist auch kaum Wellenaktivität zu vernehmen. Also haben wir wohl nicht viel verpaßt. Wie uns ein erneuter Blick in die Satellitenbilder zeigt, ist die nun eingeflossene Luft zwar trockener, aber so hochreichend labil, daß sich Wolkenstraßen von Horizont zu Horizont zeigen - nichts, was der Wellenflieger brauchen kann, obwohl der Wind in der Höhe über 120km/h beträgt und somit für eine unvergleichliche Party hätte sorgen können.

Etwas später sind auch die beiden anderen wieder da und wir bauen alles wieder ab. Jetzt ist das Wetter gerade so richtig schön.

Schönstes Wetter beim Abbauen...

Naja so ist das eben. Immerhin waren wir den Tag an der frischen Luft. Warten wir auf morgen, da soll zumindest weniger Wind von der Seite sein...

31.10.: Wandertag 2.0

Geschrieben von Webmaster am .

Die Wettervorhersage für heute war schon gestern Abend überschaubar. Viel Wind sollte es nicht geben, dafür umso mehr Feuchtigkeit. Also war erst einmal Ausschlafen der Plan.

Danach gab es plötzlich Krach aus der Dusche. Was war da schon wieder los? Wer hereinschaute, sah dort Martin mit der Bohrmaschine in der Nordwand stehen und Löcher bohren. Der Grund des Ganzen war recht profan. Die Dusche hatte nur ein paar Brausehalterungen und die Brausen selbst waren schon vom Zahn der Zeit gezeichnet. Deswegen hatten wir uns im lokalen Baumarkt mit entsprechenden Teilen eingedeckt, um sie dem lokalen Verein zu spenden.

Dusche vorher...

...und nachher.

Also haben wir Brausestangen, neue Brausen und einen Vorhang samt Seil spendiert, so daß das Bad nicht mehr völlig vollgespritzt wird. Deutlich besser.

Doch der Blick aus dem Fenster erinnert uns, daß die einzige Welle, die sich heute bewegt, die Motorwelle der Bohrmaschine gewesen sein wird. Also wird ein Alternativplan beraten. Die Entscheidung dazu fällt kurzfristig. Aufgrund des ansonsten guten Wetters unternehmen wir noch einen Wandertag, diesmal zu einem großen und markanten Felsen in Richtung Keprnik.

Aufstieg zum Keprnik

Fast schon vorweihnachtlich: Es liegen schon ein paar cm Schnee

Oben auf dem Hügel angekommen, gibt es Picknick mit einer heißen Bockwurst vom Benzinbrenner und dazu noch einen wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Orte. Dazu ist dort oben de facto vollkommene Windstille. Ärgern über einen entgangenen Flugtag müssen wir uns deutlich nicht.

Oben auf dem Felsen angekommen

Strahlender Sonnenschein und Windstille

Gerade, als die ersten Wolken hereinziehen, begeben wir uns wieder auf den Heimweg. Zu Hause angekommen gibt es noch Rindersteak aus der heißen Pfanne, Rosmarinkartoffeln, tschechisches Bier und ein paar Pläne für morgen. Auch wenn die Vorhersage schwach ist, wollen wir es nach den nicht fliegbaren Tage unbedingt wissen. Also geht es beizeiten in die Falle...

01.11.: Die Mittagswelle

Geschrieben von Webmaster am .

Nach dem gestrigen Wandertag verspricht der Wetterbericht heute ein Wellchen, das sich eventuell nutzen lassen sollte. Problem an der Sache, früh morgens ist es noch ziemlich dick in der Atmosphäre und der Wind ist zudem auch noch nicht so stark angesagt. Naja schauen wir mal.

Pampe am Himmel beim Frühstücken

Also bleibt mehr Zeit zum Kaffeetrinken, Erzählen und für Sönke, sich die Einweisung auf der Maule von Schlepper Martin (der mit dem Pinzgauer) zu holen. Zu Mittag heben die Wolken an und es zeigen sich die ersten Löcher Richtung Berge, so daß wir losziehen. Den Einstieg finden wir direkt bei Jesenik, müssen aber feststellen, daß der Wetterbericht Recht behalten soll. Und täglich grüßt das Murmeltier mit dem blöden Nordanteil im Wind. Grrr... Dementsprechend schwach ist die Welle am Keprnik, trägt uns aber bis reichlich 2500m. Doch dann grint uns ein sich eben bildender Lenti an: Kommt doch her, hier geht gerade die Party los!

Da bildet sich der Lenti über dem Praded

Wie ein paar Tage zuvor schießen wir dorthin und können nach etwas Sucherei in der wenig aussagefähigen tiefen Bewölkung das Steigzentrum ausgraben. 2-3m/s und es geht hoch und höher. So lassen wir schnell die 3000m und 4000m Marke unter uns und freuen uns über die Ausblicke. Etwas Verdruß kommt dann auf, als aus Nordwesten eine Art zerfallende hohe Wolke auftaucht, die uns ziemlich sicher zum Absteigen zwingt, da die herausfallenden Eisnadeln keine Sicht mehr erlauben. Also müssen wir erst einmal absteigen.

20min Parken in 3000m Höhe später geht die Pampe wieder auf und produziert die schönsten Lenticularisformationen, als wir uns wieder dem Praded nähern können.

Lentis und die Föhnlücke in vollster Pracht

In der Situation gelingt uns noch eine wunderbare Fotoserie von Duo XY, der gerade mit uns am Lenti entlangfräst. So etwas ist doch schon fast kalendertauglich...

Der Duo über den Wolken

Auf die andere Seite geschaut, wird sichtbar, daß immer noch Eisnadeln durch die Luft fallen. Mit dem Sonnenlicht bildet sich so ein beendruckendes Lichtspiel unter uns, daß wir so noch nie gesehen haben und wohl auch nicht mehr so schnell sehen werden.

Eisnadelhalo in der Luft

Diesmal bleibt es auch oben offen und wir können wieder nach oben klettern. Nach den Eisschauern kommen immer einmal dünnen Wolkenschichten aufgezogen, die eine unvergleichliche Show bieten. Im Maximum kommen wir so über bestimmt drei oder vier Schichten Lentis auf knapp 6300m.

Im Aufstieg über mehrschichtige Lentis. An einem müssen wir noch vorbei ;-)

Wie wir dort oben ankommen, sind es noch etwa 1,5 Stunden bis Sonnenuntergang. Naja was sich jetzt so profan liest, heißt aus 6000m mit 1m/s Sinken knapp 2h Flugzeit. Paßt doch... Also gönnen wir uns noch ein paar km Streckenflug an der "Langen Welle" entlang. Dabei passieren wir eine Wolkenschicht nach der anderen und können uns an der langsam untergehenden Sonne nicht sattsehen.

Sonnenuntergang über den Wolken. Wir drücken uns die Nasen platt...

So vergeht die Zeit doch recht schnell, bis wir exakt zum Sonnenuntergang wieder am Platz ankommen. Dort bietet sich noch immer der beendruckende Blick auf die jetzt erst richtig gut stehende Welle. Lentis so weit das Auge reicht.

Unser Luxusdampfer kurz nach der Landung...

Es folgt das übliche. Flugzeug an den Schlafplatz stellen, alles ein- aus- und umräumen, putzen, checken, Bezüge drauf und ein Feierabendbier, das wir uns nach fast 5h Flugzeug wirklich verdient haben. Kurz bevor es ganz finster ist, nutzt Martin noch die blaue Stunde für ein letztes Bild.

Der Arcus in der blauen Stunde

 

02.11.: Der Kaltfrontrückseitensturm

Geschrieben von Webmaster am .

Nachdem wir gestern eine Menge Spaß in der Welle hatten, war der Optimismus für heute zunächst gedämpft. Die Front, deren Herannahen schon zu sehen war, lag früh noch direkt über uns und regnete den Platz genüßlich ein. An Fliegen war so kaum zu denken, doch sowohl der DWD, als auch das tschechische Modell waren optimistisch hinsichtlich der Wellenbildung. Wenn nur die Feuchte nicht wäre. Uns kam das etwas suspekt vor. Wellen bei hochreichender Labilität? Die Temps brachten eine feuchtlabile Schichtung bis 5000m zum Vorschein, wie soll das gehen?

Dann reißen die Wolken auf und eine Föhnlücke wird erkennbar. In uns siegt die Neugier und so ziehen wir alle Flugzeuge hoch an den Start. Das ist nach dem Regen auf der matschigen Bahn alles andere als einfach, aber wir bekommen es dann doch hin.

Unsere Flugzeuge am Start

Blick auf die Rotorwurst Richtung Berge

Nachdem wir uns überzeugt haben, daß die Lücken doch offenbleiben, starten wir und ratteln unter der Rotorwurst durch in eine recht enge Föhnlücke hinein. Dort angekommen verspüren wir leichtes Steigen und stellen das Triebwerk ab. Etwas Bastelei braucht es, bis wir uns ein paar km südlich von Jesenik nach oben arbeiten können. Entsprechend der Vorhersagen sind die Tops der Wolken sehr weit oben und wir lassen die 3000m unter uns, bevor sich der Blick über die Wolken öffnet. Nachdem die Welle einmal gefunden ist, geht es konstant mit 2m/s hoch. Beeindruckend für eine derart labile Luftmasse.

Föhnlücke bei Jesenik, sonst blauer Himmel

Warum es so gut geht, erfahren wir nach und nach. Schon in 3000m ist der Wind beachtlich. In 4000m übersteigt er erstmal die 100km/h Marke und oberhalb von 4500m steigen wir auf der Stelle. Im Maximum sind wir auf rund 5500m gekommen, wo es erstens recht frisch war und zweitens der Wind mit über 140km/h so enorm, daß man sich kaum dagegen vorwärts bewegen konnte - selbst mit einem fast 800kg schweren Arcus nicht.

10km/h Groundspeed, mehr als 140km/h Wind, was für ein irrsinniger Sturm

Durch die hohen Windgeschwindigkeiten ist das Wetter äußerst schnellebig. Da erscheint mal eben ein Lenti in 4000m ein paar km von uns weg. Minuten später ist er auch schon wieder verschwunden.

Ein schnellebiger Lenti über den Cumulanten

Neugierig geworden probieren wir noch ein paar interessant erscheinende Stellen gegen den Wind aus, müssen aber einsehen, daß selbiger viel zu stark ist, um ernsthaft etwas Strecke zu machen. Nebenbei wird spürbar, wie die Luft immer mehr gegen polare und labile Kaltluft wechselt. Die Wolkentops steigen immer höher und in der weißen Watte sind auch die eine oder andere Überentwicklung enthalten. Das war auch im Regenradar vor dem Start zu sehen, wo nach ca. 100km "Ruhe" hinter der Front die Schauer immer größer und dichter werden. So also sehen die Dinger von oben aus.

Schauerwolke in Polen, deren Spitze in fast 5000m Höhe liegt

Als wir dann wieder herumdrehen, kommt der Wind unvermindert, aber von hinten. So schaffen wir Gescchwindigkeiten über 350km/h über Grund. So schnell ist noch keiner von uns über das Gelände gerauscht... Beeindruckende Show...

Mit gerade 320km/h Richtung Polen. Was für ein Wind in der Höhe

Nach und nach zeigt die zunehmende Labilisierung aber Wirkung. Nach Nordwesten, gegen den Wind, steuern die ersten hohen Wolkentürme auf uns zu und auch die Föhnlücken über dem Tal bei Jesenik schließen sich rapide. Als dann auch noch die Nordostkante der Bewölkung immer weiter Richtung Polen zieht, ist für uns der Zeitpunkt gekommen, sich wieder Richtung Flugplatz zu orientieren. Rechtzeitig erkannt, kann man das noch mit einem Ausflug bis Prudnik verbinden, wo wir unter die Wolken sinken und zum Platz zurückfliegen. Dort hat sich gerade die Föhnlücke bei Jesenik wieder geöffnet und erlaubt ein faszinierendes Foto in der diesigen Luft.

Sonnenstrahlen über Jesenik

Ein wenig spielen wir  noch mit den Rotoren, sehen dann aber von einem zweiten Anlauf in die Föhnlücke ab. Die anderen Flugzeuge sind auch mit uns abgestiegen und so sortieren wir uns zur Landung ein. Vorher gelingt noch ein Foto von einem der großen Schneeschauer.

Schneeschauer mit Regenbogen über Polen

Nach der Landung verstauen wir die Flugzeuge wieder. Genau in dem Moment kommt der erste Schauer über den Platz, der aber zum Glück nur ein paar Regentropfen bringt. Dafür kühlt die Luft immer mehr ab. Mit 2,5 Stunden war der Flug heute nicht übermäßig lang, aber dafür meteorologisch höchst interessant. Daß es bei der labilen Luft so gut ging, war kaum zu erwarten und eine Kaltfrontrückseite mit Schneeschauern haben wir auch noch nicht von oben gesehen.

Den Abschluß findet der Tag in einem tschechischen Restaurant auf der Goldkuppe, von wo man nicht nur einen wunderbaren Blick auf Jesenik hat, sondern auch edle Rindersteaks, leckere Desserts und tschechisches Bier genießen kann. Pappsatt treten wir den Heimweg Richtung Platz an...

03.11.: Mistwetter und Innendienst

Geschrieben von Webmaster am .

Nachdem wir gestern die frische Rückseite erleben durften, war heute Tag zwei nach der Kaltfront. Im sommer hätte das womöglich beste thermische Bedingungen gebracht - allein heute war das nicht zu gebrauchen. Der Wind war zwar nur etwas schwächer als gestern und von der Richtung ähnlich, jedoch machte uns wieder die Feuchte Probleme. Es nieselte bisweilen und selbst, als es die ersten Löcher in den Wolken gab, war an ein Fliegen oberhalb der dicken grauen Pampe nicht zu denken.

Eine einzelne kleine Wolkenlücke, sonst alles naß...

Als Alternative war wieder im Wesentlichen Innendienst angesagt, was sich im Schreiben von Lehrbriefen, Lesen, und der Internetrecherche äußerte. Abends gab es dann noch Gespräche und ein paar Bier mit einer Gruppe polnischer Segelflieger. Sonst ist heute nix mehr passiert. Für morgen sagen die Modelle schwachen Wind vorher, aber aus der richtigen Richtung. Das gepaar mit geringerer Feuchte läßt uns auf einen Flugtag hoffen.

04.11.: Flaute und Rückholtour

Geschrieben von Webmaster am .

Gemäß der Vorhersage soll es heute zwar fliegbar sein, aber nur schwach und zudem erst später am Tag. Also lassen wir es ruhig angehen mit dem Frühstück und den Vorbereitungen. Schließlich bauen wir doch auf und starten. Vor uns ist gerade die Ka6 raus. Ein paar Rotorwölkchen sind auch zu sehen, sonst ist aber kein Wellenzeichen wahrnehmbar.

Start ins Gebirge. Nur ein paar kleine Rotorfetzen zu sehen

Irgendwann taucht auch die Ka6 auf, hat aber mit um die 1700m MSL nicht wirklich an Höhe gewonnen. Wir lassen uns erst einmal nicht beirren und ratteln weiter. Dann wird auch noch Sönke in der LS-4 am Serak rausgeschmissen und beginnt dort in einem Rotor zu kurbeln. Offenbar gewinnt er dabei aber auch nicht so wirklich Höhe.

Wir stellen in ca. 2000m MSL das Triebwerk ab, nachdem sich ein wenig Bewegung feststellen läßt. Nachdem der Rattel drin ist, läßt sich damit jedoch nicht viel anstellen. Obwohl in den tiefer liegenden Schichten bestimmt um die 50km/h Wind sind, die Föhnmauer steht und die Wolken auch sichtbar über die Berge fließen, ist oberhalb dessen faktisch Flaute. Die Instrumente zeigen etwas von 3-6km/h Wind und dementsprechend wellt mal eben gar nix. Wo wir auch suchen, wie wir es auch probieren, mehr als das Absaufen verzögern gelingt nicht. Zudem werden mehr und mehr Flugzeuge in die wenigen Rotoren geschleppt, wo es langsam eng werden sollte. Da uns das wenig Spaß verheißt, fliegen wir wieder zum Platz und landen.

Unterwegs hören wir noch die Ka6 und die LS4 im Funk schimpfen und daß ihnen die Höhe ebenso ausgeht. Die anderen schaffen es irgendwie dank Finanzschlepp, etwas besser hängen zu bleiben, aber über 2500m kommt keiner heute.

Wenig später klingelt das Telefon. Sönke mit der LS4 und die Ka6 liegen in Bukovice, dem Außenlandeacker neben Jesenik. Da von den anderen keine epischen Bedingungen berichtet werden, entschließen wir uns kurzfristig, Sönke vom Acker zu holen. Ein erneuter Start heute brächte wohl nix außer verbranntem Sprit...

Rückholtour für die Ka6 und die LS4

Da der Acker in Bukovice keine 10km weit weg und gut zu erreichen ist und eine Ka6 und die LS4 schnell in die Anhänger geworfen sind, dauert die Aktion nur wenig mehr als eine Stunde. Den Rest verbringen wir mit Lachs braten, Essen und den morgigen Tag vorbereiten. Der Wetterbericht und die Windkarten sehen gut aus und Martins linke große Zehe macht Alarm...

Lachs zum Abendessen und dann schnell ins Bett. Morgen wird gut!!

 

05.11.: Hammerwetter und Rekord

Geschrieben von Webmaster am .

Die Wettervorhersage bewahrheitet sich und der Flug wird besser, als wir es uns zu erträumen wagen. Das lohnt, dafür einen separaten und ausführlicheren Bericht zu schreiben, den Ihr hier findet.

 

 

06.11.: Heimreise

Geschrieben von Webmaster am .

Gestern Abend war der Tag zumindest für Martin nicht mehr lang - der epische Flug war doch fordernd und die Aussicht auf mehr als acht Stunden Autofahren veranlassen auch keine ausladende Feier, obwohl der Anlaß dafür gegeben gewesen wäre. Dennoch, die Müdigkeit war erdrückend. David hingegen freundete sich weiter mit einer abgedrehten Gruppe Polen an, die wir letztes Jahr schon kennengelent hatten. "You have to polish your Polish" war die Losung des Abends und nach Genuß von genügend Bier und Quittenlikör wurde das auch immer erfolgreiche ;-)

Wie weise die gestrige Entscheidung, den Dampfer gleich in den Anhänger zu verpacken, war, wurde uns erst beim Aufstehen gewahr. Alles war schlammig und patschnaß, so daß wir froh waren, die Bezüge und das Flugzeug trocken im Anhänher zu wissen. Also bleibt nur noch Frühstücken, Kaffeetrinken, Rumpf noch einmal kurz rausziehen und versandfertig machen, Flächenstützen reinräumen, Erdanker rausreißen und waschen, allen Kram aus dem Zimmer holen und in die Autso werfen, Anhänger packen, Anhänger an Auto knoten, allen Tschüs sagen und dann sind wir auch schon fast abflugbereit.

Der Anhänger an Martins Ringträger

So ziehen wir dann mit Hans-Peter und der DG-1000 vom FK Brandenburg in Kolonne vom Platz. Auf der Autobahn kurz vor Forst gibt es dann noch einen Zwischenstop für den traditionellen Kaffee und Bockwurst vom Petroleumbrenner. Der Rest der Reise ist schnell erzählt. Im Windschatten hinter den LKW schaffen wir es, irgendwann spät abends wieder in Braunschweig zu sein.

Damit ist der Urlaub Geschichte. Was wir in den letzten zwei Wochen erlebt haben, ist das vielgestaltigste, abwechslungsreichste und beeindruckenste Segelflugerlebnis, das wir je hatten. Das ist so schnell definitiv nicht zu übertreffen. So viel steht fest, es war nicht das letzte Mal, daß wir die Wellen unsicher machen!