Biieeeeppp!!! Bieeeppp!!!....
Häh, was in aller Welt ist das denn für ein nerviger Krach?? Wie so langsam ein Transistor nach dem anderen im Hirn aus dem Standby erwacht, stellen wir fest, daß das der Wecker ist. Früh um sechs werden wir unsanft geweckt, aber wir haben es ja nicht anders gewollt. Die Welle soll von früh weg gut gehen und über den Tag schwächer werden, deswegen ist der Plan, früh loszulegen. Erst ein Kaffee bringt die Sinne etwas in Schwung. Der Blick aus der Tür, als sich langsam das erste Licht zeigt, offebart aber Hoffnung.
Wellenoptik kurz vor sieben
Mit allem Vorbereiten, Geraffel ins Flugzeug reinschmeißen, Fußheizung montieren, alle Jacken anziehen, machen tun, Flugzeug hochzotteln, Auto wegbringen ist es kurz vor acht, bis wir Fluglärm verbreiten. Parallel gehen auch schon die ersten F-Schlepps raus. Im Schlepp sieht es deutlich nach Welle aus.
Wellenzeichen beim Steigen
Kurz darauf werfen wir uns vor die Rotorbewölkung und es beginnt zu steigen. Besonders stark ist die Welle nicht, aber immerhin, es geht.
Steigen vor der Rotorpampe
So schaffen wir es am Praded bis auf etwas mehr als 4000m, bis die Welle final ausgeht. In der Höhe dreht der Wind auch immer deutlicher nach Nord, so daß die Scherung das Wellensteigen sehr stark einschränkt. Schade, aber nicht zu ändern. So kommen wir zu einem Kalenderfoto vom Praded, dessen Sendemast gerade so aus den Wolken schaut. Daß wir hier noch beeindruckendere Fotos machen werden, ahnen wir jetzt noch nicht...
Beeindruckender Blick auf den Praded
Angesichts der dünnen Wolken, die über den Hang strömen, werden wir der Stärke des Windes gewahr. Bis zu 70km/h beträgt der, nur leider mit einer starken Scherung der Richtung, weswegen das Wellensteigen deutlich unter den Möglichkeiten für den Sturm bleibt. Wie bereits gesagt...
So sieht die Wetteroptik gegen den Wind aus
Mit der Höhe kommen wir natürlich auf Gedanken. Der Blick nach Nordwesten Richtung Adlergebirge offenbart, daß dort auch ganz offensichtlich Wellen im Gang sind. Kurze Frage und wir sind uns einig.
Wellen Richtung Adlergebirge
Also schießen wir gegen 60km/h Wind in Richtung Adlergebirge und testen nach und nach verschiedene Stellen an. Naja... Ernüchterung. Unter uns sieht es zwar gut aus, aber in der Höhe geht im Wesentlichen gar nichts. Suchen hier, suchen da, nein, es tut sich nix. Ein Versuch, südlich des Adlergebirges im Hangflug nach Hause zu kommen, müssen wir auch einstellen. In der Höhe ist die Strömung leider hangparallel, also geht es weder hoch, noch runter. Das einsehend, fliegen wir wieder Richtung Adlergebirge über das Tal und überlegen kurz. Etwas Höhe ist noch, aber die Aussichten sind mäßig? Rattel raus? Nö, einen Versuch in die Tertiärwelle hinter dem Adlergebirge gönnen wir uns noch. Und Tatsache, es kommt etwas Bewegung in die Varionadel. Sachte basteln wir uns wieder heraus und springen erst in die Sekundärwelle und dann in die Primärwelle. Das geht dann bis knapp 2500m, bis die Wellen ausgehen. Letztlich reicht das aber, um wieder zum Serak zu kommen, wo wir wieder in die Welle einsteigen und zum Praded fliegen.
Dort angekommen können wir kaum glauben, was wir sehen: Hinter dem Sendemast hat sich eine Karman-Wirbelstraße in der laminaren Strömung aufgebaut, die wir natürlich sofort fotografieren müssen. So etwas kennt man ja aus der Strömungslehrevorlesung, aber in real sieht man das selten...
Wirbelstraße hinter dem Sendemast vom Praded
Ehe wir das so recht verstanden haben, offenbart der Blick in die andere Richtung das nächste selten zu sehende Strömungsphänomen. Bedingt durch die Windscherung sind auch öfters Kelvin-Helmholtzwellen zu sehen, an die wir zwar fliegerisch heute nicht rankommen, die aber schön anzusehen sind.
Kelvin-Helmholtz-Welle in ca. 3500m Höhe
Danach unternehmen wir noch einen Versuch, etwas überland zu fliegen, was abermals keinen sonderllichen Erfolg bringt, obwohl hinter dem gesamten Adlergebirge wieder die Lentis stehen. Tja, dann halt nicht.
Etwas ernüchtert basteln wir wieder in der schwachen Welle am Praded herum, die uns kaum mehr als einen halben Meter bringt. Im Funk melden sich auch die ersten zu Landung an. Da es aber erst um drei ist und die nächsten Tage vom Wetter etwas zweifelhaft, beschließen wir, noch etwas oben zu bleiben.
Weise Entscheidung, wie wir gleich feststellen. Es ist ein Geduldsspiel, aber wir kommen wieder über den Lenti in 4000m, der sich gerade passend für uns wieder bildet. Dabei gelingen uns die schönsten Halofotos über der dünnen Wolke, die wir je gesehen haben. Man sieht den Flugzeugtyp, das Halo und sogar noch den Ort unter der Wolke. Traumhaft...
Halo mit unserem Schatten :-)))
Der Rest des Tages ist dann schnell erzählt. Von Nordwesten wird es immer dunkler, also machen wir uns auch auf den Heimweg. Der führt aus 4150m weit über die Glatzer Senke, über dünne Schichtwolken und Optiken, wie man sie nur aus dem Airliner kennt.
Endanflug Richtung Mikulovice
Der Flugplatz kurz vor dem Landeanflug
Nach der Landung wird noch kurz alles verstaut und für morgen vorbereitet. Essen bereiten wir noch, dann geht es halb zehn (!!) ins Bett. Morgen rechnen wir wieder mit 0600 Ortszeit wecken, da dann erst einmal das Sch...wetter kommt.
Insgesamt können wir mit dem heutigen Tag mehr als zufrieden sein. In Summe waren es fast acht Stunden Flugzeit, mehr als 300km Strecke und Eindrücke, wie man sie bei keinem thermischen Flug bekommen kann. Fazit: Es hat sich jetzt schon gelohnt!