28.10. Die Unverhoffte...
Im Angesicht des hangparallelen Winds waren wir uns heute eigentlich nicht so sicher, ob man heute fliegen kann. Also frühstücken wir erst um Acht. Der Rest der Teilnehmer ist da schon etwas optimistischer, also holen wir auch unsere Flugzeuge aus den Nachtlagern und bauen auf. In den tschechischen Vorhersagerechnungen sind ein paar bunte Farben drin, weswegen wir es probieren. Auch die Wolken sehen ganz gut aus, es lassen sich Rotorbänder erahnen.
Der Start führt uns dann schon über eines hinweg, wo uns über Jesenik eine dampfende Wolkenküche erwartet. Der dort sitzende Rotor macht seiner Erwrtung alle Ehre und rüttelt uns gepflegt durch. Auch wenn sich da ab und an etwas welliges findet, so richtig gehts nicht hoch, dafür ist der Rummel im Flugzeug beträchtlich.
Waschmaschine spielen in der Dampfküche des Rotors
So verbringen wir einige Zeit da und freuen uns schon, überhaupt in der Luft zu sein. Derweil fällt der Blick nach Südwesten hinter den Praded. Der Lenti da oben grins uns förmlich an, erscheint aber in über 5000m Höhe heute unerreichbar - dachten wir.
Etwas später kommt die erste Meldung vom Praded, daß es da auch ginge. Der erste Versuch, da hinzukommen, mißlingt noch, so daß wir uns wieder von den Rotoren verdreschen lassen dürfen :-(
Aber wie es ist, etwas Glück und Beharrlichkeit zahlet sich aus. Mit ca. 2500m aus einer kleinen Welle wagen wir den Sprung und kommen in die "richtige" Welle hinter dem Südwesthang des Praded und es geht hoch. Richtig hoch, wie man sieht...
4m/s und die Party geht los :-)))
Grins!!!
Geduldig steigen und steigen wir in der überraschend kräftigen Welle - wenn man es mit den letzten Tagen vergleicht. Kaum zu glauben, aber dem eben noch unerreichbar fernen Lenti kommen wir Minute um Minute näher. Mit ein bißchen Spielen kommen wir sogar noch am Lenti vorbei und übersteigen unseren bisherigen Rekord hier mit 5400m. Und es geht weiter hoch :-)
FL180...
FL190... kaum zu glauben und es geht weiter...
FL200 übertreffen wir dann auch noch. Gipfelhöhe waren etwas über 6300m. Von da aus ist der Blick besser, als in jedem Airliner.
Über einem doppelstöckigen Lenticularis in 6300m Höhe.
In der Höhe ist es mit ca. -28°C doch schon recht frisch. Entsprechend können wir schon die Eisblumen am Fenster fotografieren.
Eisblumen an der Haube.
In die andere Richtung geschaut, wird die Höhe etwas deutlicher.
Ganz oben.
Doch wie üblich, wie gewonnen, so zerronnen. Während wir uns noch da oben die Gegend ansehen, kommt langsam, aber sicher eine feuchte Luftsicht herein und es wird immer diesiger um den Lenti herum. Zeit für uns, abzusteigen.
Zweimal probieren wir es noch, in der wieder etwas aufgehenden Atmosphäre hochzukommen. Das klappt einmal bis rund 5500m und noch einmal bis 4700m, aber dann wird es jedes Mal zu dick und zu diesig, um entspannt zu fliegen. Für ein beeindruckendes Foto vom Lenti reichts noch...
Mehrschichichtiger Lenticularis...
Dann offenbart der Blick gegen den Wind, das von dort noch dickere Soße gezogen kommt und auch die tiefen Wolken immer mehr über die Berge schwappen. Zeit zur Heimreise...
Abstieg durch die mittelhohen Wolkenschichten in 4000m Höhe
Und der Sprung durch die tiefen Wolken über dem Platz
Kurze Zeit später rollt das Rad und wir stehe wieder wohlbehalten und breit grinsend auf dem Platz.
Was für ein Flug, könnne wir nur noch denken. Angesichts der Erwartung und des Kampfes mit den Rotorwäschetrommeln hätten wir nicht gedacht, dem Arcus und uns heute wieder einen Höhenrekord zu spendieren, aber unverhofft kommt oft. Und es ist wieder ein Flug, der uns lange in Erinnerung bleiben wird. Man hat einfach zu viel zu schauen da oben :-)
Nach dem Abendessen gönnen wir uns noch ein Bier und benutzen den lokalen Fernseher dank Breitbandinternet als Kinoleinwand. Lange wird es nicht mehr gehen. Morgen sieht die Wetterlage ähnlich aus, wer weiß, vielleicht geht das nochmal?