Fragen und Antworten zur Segelflugausbildung

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Sicher sind beim Lesen der Artikel zur Segelflugausbildung noch ein paar Fragen offen geblieben. Die "üblichen Standardfragen" wollen wir deshalb im folgenden kurz klären. Sollten immer noch Unklarheiten bestehen bleiben, bitte nicht zögern und einfach mit uns bzw. dem Ausbildungsleiter Kontakt aufnehmen.

Warum fliegen Flugzeuge auch ohne Motor?

Diese Frage sollte eigentlich umgekehrt gestellt werden, denn das Fliegen an sich ist nicht an einen Motor gebunden. Bereits der erste Flieger überhaupt - Otto Lilienthal - konstruierte Gleitflugapparate, die sich nach den Gesetzen der Aerodynamik durch Auftrieb in der Luft halten und gewisse Strecken gleiten können. Bedingung für Auftrieb ist die Umströmung der Tragflächen durch die Luft. Da hier natürlich der Luftwiderstand bremst, würde ein Flugzeug schnell an Geschwindigkeit verlieren und könnte nicht mehr fliegen. Damit das nicht passiert, muß also Energie zugeführt werden. Gleit- und Segelflugzeuge nutzen dafür im Gegensatz zu Motorflugzeugen ihre Höhe als Energiereserve, d.h. sie setzen Höhe in Gleitstrecke um. Das trifft in genau gleicher Form auch auf Motorflugzeuge oder Airliner zu, deren Motor abgestellt wird. Auch sie können je nach Flughöhe beachtliche Strecken im Gleitflug zurücklegen und stürzen nicht sofort ab. Segelflugzeuge müssen aus diesem Grund zunächst auf eine gewisse Starthöhe gelangen, bevor sie fliegen können. Das passiert bei uns mittels einer motorbetriebenen Winde oder per Flugzeugschlepp mit einem Motorflugzeug.

Wie kann ein Flugzeug lange in der Luft bleiben und weite Strecken fliegen?

Der Unterschied vom reinen Gleitflug des Otto Lilienthal, der von seinem Fliegeberg aus startete und dann nach wenigen hundert Metern landen mußte, liegt darin, unterwegs wieder Energie, d.h. Flughöhe, nachtanken zu können. Dazu bedienen sich die Segelflieger natürlicher Aufwinde, die stärker sind, als das notwendige Eigensinken des Flugzeuges. In erster Linie werden dazu thermische Aufwinde genutzt, die entstehen, wenn die Sonne an einem schönen Tag auf den Boden strahlt, dort Luft erwärmt wird und diese aufgrund ihrer geringeren Dichte aufsteigt. Erreicht die Luft dabei gewisse Höhen, beginnt die enthaltene Feuchtigkeit auszukondensieren und es bildet sich eine Cumulus- oder Schönwetterwolke. Diese Wolken werden von den Segelfliegern angeflogen, da sich unter ihnen der Aufwind versteckt. Dabei kann man sich so von Wolke zu Wolke hangeln und Strecken von mehr als 500km bei Flugzeiten bis über acht Stunden in unserer Region fliegen. Da kein Tag wie der andere ist, bleibt die Streckenfliegerei ein Leben lang spannend.

Daneben werden, vor allem im Herbst, auch Hangaufwinde genutzt, die sich an angeströmten Berghängen bilden. Gerade zum Ende der Sommersaison ist dabei der Ith sehr beliebt, da man hier auch im Herbst noch lange fliegen kann, bei guten Bedingungen sogar bis über die Porta Westfalica hinaus.

Eine besondere Art von Aufwind stellen Leewellen dar. Dabei handelt es sich um wellenartige Luftströmungen, die sich hinter Gebirgszügen bei starkem Wind ausbilden. Diese können bis in hohe Atmosphärenschichten reichen. Im Harz, Thüringer Wald, im Riesen- und Altvatergebirge und natürlich in den Alpen trifft man Wellen regelmäßig an. Flughöhen bis zu 6000m sind dabei durchaus realistisch - ein Blick wie aus dem Airliner, aber mit dem Panoramafenster eines kleinen Segelflugzeuges.

Was passiert, wenn einem Segelflugzeug die Höhe ausgeht?

Beim Streckenfliegen kommen es regelmäßig vor, daß kein Aufwind mehr erreicht und die Höhe immer geringer wird. In dem Fall muß das Segelflugzeug natürlich landen. Aus dem Grund ist es beim Segelfliegen unerläßlich, immer eine Landemöglichkeit in Reichweite zu haben. Bei Flügen in der Umgebung des Platzes ist das unproblematisch, da man einfach auf dem heimischen Flugplatz landet. Anders sieht das beim Streckenfliegen aus. Hier ist die Streckenwahl so, daß immer eine Außenlandemöglichkeit bestehen muß. Das kann z.B. ein anderer Flugplatz sein, oder auch einfach nur ein ebener, gerader Acker mit nicht zu hohem Bewuchs. Aus dem Grund dürfen Segelflugzeuge auch überall auf geeigneten Flächen landen, was z.B. für Motorflugzeuge nicht zutrifft. In unserer Region bestehen in der meisten Zeit des Jahres viele Außenlandemöglichkeiten auf Ackerflächen. Anders sieht das im Gebirge aus, hier hangelt man sich von einer bekannten Außenlandemöglichkeit zur nächsten.

Also wenn man mal ein Segelflugzeug auf einem Feld sieht, das ist in den meisten Fällen keine Notlandung, sondern eine bewußt durchgeführte Außenlandung. Anschließend wird das Segelflugzeug dann von der Rückholmannschaft zerlegt, in einem Transportanhänger verstaut und mit dem Auto wieder nach Hause gefahren. Tradition ist, daß sich der Pilot hierfür mit einem Abendessen bei den Rückholern bedankt.

Ist Segelfliegen gefährlich?

Gefährlich oder nicht - diese Frage kann leider nicht so pauschal beantwortet werden, wie sie oft gestellt wird. Genauso könnte man auch fragen, ob Autofahren gefährlich ist. Aus dem Grund wollen wir auf den Aspekt beim Segelfliegen etwas genauer eingehen.

Generell ist dem Segelfliegen ein Restrisiko immanent, da man mit Geschwindigkeiten und Höhen operiert, die zu Schäden führen können. Das kann niemand leugnen, trifft jedoch im gleichen Maß auch auf Sportarten wie Motorradfahren oder Klettern zu. Da den Segelfliegern diese Tatsache natürlich bewußt ist, werden eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die die Risiken minimieren.

Das beginnt bereits beim Material. Obwohl Segelflugzeuge so filigran und zerbrechlich aussehen, halten sie, bezogen auf die Dimensionen, größeren Lasten stand, als alle Verkehrsflugzeuge. Bis zu fünffachem Gewicht müssen von jedem Flugzeug ertragen werden können, um zugelassen zu werden. Darüberhinaus gibt es eine Bauvorschrift, in der haarklein alle Merkmale beschrieben sind, wie Segelflugzeuge gebaut werden müssen. Kaputt geht also so schnell nichts. Zusätzlich unterliegen die Flugzeuge einer detaillierten Wartung im Verein, in der jedes Jahr auch eine Nachprüfung ansteht. Dadurch wird ein technischer Defekt praktisch ausgeschlossen.

Ein weiterer Aspekt ist die Ausbildung im Segelflug. Hier wird über einen großen Zeitraum viel Energie dafür verwendet, kritische Situationen bereits vor ihrem Auftreten zu erkennen und zu vermeiden oder ggf. wieder aus einer ungünstigen Situation herauszukommen. Standardfälle, wie z.B. Startunterbrechungen, Trudeln, Außenlanden o.ä. werden in der Ausbildung speziell geübt. Des Weiteren beinhaltet die Ausbildung viel Flugzeit an sich, um dem Schüler einen ausreichenden Erfahrungsschatz mitzugeben. Wichtige Entscheidungen über die Ausbildung, wie der erste Alleinflug, werden zudem von zwei Fluglehrern getroffen.

Der dritte Aspekt ist Gemeinschaft der Flieger an sich. Hier wird viel Wert auf gegenseitige Hilfe und Kameradschaft gelegt. Das schließt auch eine eigene Kritikfähigkeit und große Aufmerksamkeit über die eigenen Bedürfnisse sowie einen umsichtigen und sorgfältigen Umgang mit dem Material mit ein. Speziell in unserem Verein gibt es eine "Arbeitsgemeinschaft Flugsicherheit", die sich damit beschäftigt, den Flugbetrieb mit allen Facetten sicherer für alle Beteiligten zu gestalten. 

Kann man mit einem Segelflugzeug auch einen Looping fliegen?

Auch wenn es erst einmal nicht so wirkt, ja, man kann auch mit Segelflugzeugen Loops fliegen, vorausgesetzt der Pilot hat eine Kunstflugausbildung absolviert und das Flugzeug ist dafür zugelassen. Dabei ist der Loop noch eine der "einfacheren" Kunstflugfiguren, was das reine Fliegen angeht. 

Darüberhinaus sind mit speziell dafür ausgelegten Segelflugzeugtypen noch viel mehr Kunstflugfiguren möglich, z.B. Rollen, Turns, Männchen, Trudeln und Kombinationen dieser Figuren. Ein Großteil der genannten Figuren kann z.B. auch mit unserem Schulungsdoppelsitzer, der ASK-21, geflogen werden. 

Damit lassen sich dann ganze Programme zusammenstellen, die auf Wettbewerben von Punktrichtern bewertet werden - ähnlich wie man es z.B. vom Eiskunstlauf kennt. Das macht beim Zuschauen schon Spaß, aber selbst Kunstfliegen natürlich noch vieeel mehr ;-) Wer hat die Welt schon einmal aus 1000m über der Erde über Kopf gesehen?!

In unserem Verein gibt es eine aktive Kunstfliegergruppe, die sich regelmäßig trifft, zum Training, zu Wettbewerbsteilnahmen oder einfach nur um ein Programm zum Spaß zu fliegen.

Was kostet Segelfliegen bzw. die Ausbildung?

Die Kosten des Segelfliegens hängen naturgemäß davon ab, wie viel man fliegt, so daß man keinen pauschalen Wert nennen kann. Beim Fliegen zahlt man einmal die Flugminuten und den Start, was beides nicht so teuer ist. Grund dafür ist, daß wir im Verein vieles selbst erledigen und so massiv Kosten sparen können. Das bedingt aber auch, daß von den Mitgliedern Arbeitsstunden in den Verein eingebracht werden müssen. Genaueres ist unserer Gebührenordnung zu entnehmen.

Plakativ formuliert, mit ca. 500 Euro pro Jahr ist bei normalem Flugbetrieb am Platz schon das Pausenbrot dabei ;-) 

Für die Ausbildung fallen dabei zusätzlich zu den Flugpreisen keine Extrakosten für die Fluglehrer an, da die ihre Arbeit im Verein ehrenamtlich erledigen. Ein paar Extragebühren, z.B. für Bücher, Fliegerarzt, Prüfungen, Gebühren usw sind aber dennoch zu entrichten. Da sich die Ausbildung jedoch meist über mehrere Jahre erstreckt, teilen sich die Kosten auch entsprechend auf. Generell ist das nicht teurer als z.B. Reiten oder Tennis.

Wie lange dauert die Ausbildung

Auch hier können nur Erfahrungswerte genannt werden, da das sehr von der regelmäßigen Anwesenheit der Flugschüler abhängt. Im Durchschnitt findet nach reichlich einer Flugsaison der erste Alleinflug statt und nach einer weiteren Flugsaison die praktische Prüfung, so daß die gesamte Ausbildung etwa drei Jahre dauert. Bei reger Beteiligung am Flugbetrieb kann sie jedoch auch wesentlich schneller gehen. Mancher Schüler hat die praktische Prüfung auch nach bereits einem Jahr abgelegt.

Kann ich beim Segelfliegen in ein "Luftloch" fallen?

Die einfache Antwort - Ja ;-). Das verwirrt vielleicht, aber worum geht es eigentlich? Die Bezeichnung "Luftloch" für ein plötzliches Gefühl des Herunterfallens ist nämlich recht unglücklich gewählt. Luft hat keine Löcher, sonst würde man ja auch plötzlich nicht mehr atmen können. Tatsächlich sind fallende Luftströme, in die ein Flugzeug einfliegt, dafür verantwortlich, daß man sich etwas nach unten bewegt. Kommt das überraschend, kann es sich dann so anfühlen, als würde man in ein Loch stürzen, obwohl es nur eine kleine Strecke ist. Ist der Bereich der sinkenden Luftmasse passiert, verschwindet das Fallgefühl auch wieder.

Das Durchfliegen sinkender Luftmassen geschieht beim Überlandfliegen durchaus öfter, denn wenn sich die Luft bei den Aufwinden nach oben bewegt, muß sie irgendwo auch wieder nach unten strömen, da sie ja nicht ins Weltall entweicht. Praktisch kündigt ein solches Erlebnis aber die Nähe von Aufwinden an, so daß der Segelflieger "Luftlöcher" auch als Wegweiser nutzen kann.

Gibt es gesundheitliche Voraussetzungen zum Segelfliegen?

Ja, die gibt es, jedoch muß niemand Angst haben, erst eine Astronautenauswahl zu absolvieren. Voraussetzung ist eine fliegerärztliche Tauglichkeitsuntersuchung, die jedoch mit einem allgemein guten Gesundheitszustand zu bestehen ist. Dieses Tauglichkeitszeugnis wird spätestens mit dem ersten Alleinflug fällig. Eine Brille z.B. oder gar Einäugigkeit ist dabei kein Hinderungsgrund, so lange die korrigierte Sehfähigkeit ausreichend ist. Fliegerärzte gibt es mehrere im Umkreis von Gifhorn und Braunschweig, sprechen Sie uns einfach an.

 

Wir hoffen, Ihnen mit dieser kleinen Zusammenstellung die bohrendsten Fragen beantwortet zu haben. Sollte noch etwas unklar sein, nehmen Sie einfach mit uns Kontakt auf oder kommen Sie kurz auf dem Flugplatz vorbei. Dort kann man sich alles vor Ort ansehen und auch besprechen.