Breezer Aircraft B-850 "D-MXHG"
Im Luftsport-Verein Gifhorn gehen eine große Zahl an Mitgliedern der Segelfliegerei nach. Da die meisten Segelflugzeuge nicht über einen eigenstartfähigen Motor verfügen, sind sie so darauf angewiesen, dass sie irgendwie auf eine Mindesthöhe befördert werden, um Anschluss an Aufwindsysteme zu finden. Dafür nutzen wir in der Ausbildung gern die preiswerte Winde. Für Streckenflüge oder Segelkunstflug ist der Flugzeugschlepp jedoch die bessere Variante, dsa das Segelflugzeug so zielgenau an eine definierbare Position in einer exakten Höhe platziert werden kann. Dafür hatten wir die letzten Jahrzehnte ein Motorflugzeug, eine Robin DR-400 im Einsatz. Diese hat uns gute Dienste geleistet, jedoch gab es auch negative Seiten. Im Unterhalt und Betrieb sind Motoflugzeuge teuer. Zudem waren Schlepps mit dem luftgekühlten Saugermotor gerade bei warmem Wetter und schweren Segelflugzeugen schwierig bis nicht mehr sinnvoll durchführbar.
Aus diesen Gründen gab es schon länger Diskussionen, die DR-400 gegen etwas praktikableres einzutauschen. Bei den Motorflugzeugen bleiben jedoch die Problematiken mit den hohen Kosten und der Performance der Motoren weiter besthehen, egal, wofür man sich entscheidet. Neuerungen gab es dagegen im Bereich der Ultraleichtflugzeuge. Die sind, wie der Name sagt, leichter und werden mit moderneren turbogeladenen und wassergekühlten Motoren angeboten. Zudem sind sie einfacher in der Wartung, da mehr Verantwortung beim Betreiber liegt. Geringerer Treibstoffverbrauch und Wartungskosten machen den Betrieb günstiger.
Nachdem dann ein Vereinsmitglied einmal mit seinem privaten Flugzeug beim Schleppen ausgeholfen hat, konnte auch das übliche Vorurteil, dass Ultraleichtflugzeuge doch nur " wabbelige Joghurtbecher" und keine echten Flugzeuge seien, final ausgeräumt werden. "Das geht ja richtig gut" war die einhellige Meinung. Also kam bei uns im Verein die Diskussion in Gang. Schlussendlich haben wir uns für die B-850 von Breezer Aircraft entschieden, die uns Anfang 2024 geliefert wurde. Die DR-400 hatte uns zu dem Zeitpunkt schon verlassen.
Unsere Breezer B-850
Breezer Aircraft selbst sitzt in Bredtstedt in Schleswig Holstein. Da sind wir irgendwann einmal hingeflogen und haben uns das Flugzeug angesehen. Vor Ort haben wir uns von den Qualitäten überzeugt. Die Breezer wird dabei sowohl als Ultraleichtflugzeug, als auch als Motorflugzeug angeboten. Da für die Motorflugzulassung höhere Anforderungen an die Qualitätssicherung gestellt werden, stellt Breezer alle Flugzeuge mit der hohen Qualitätssicherung her, damit sie in den gleichen Räumlichkeiten produziert werden können. Mit einem Rotax 915, der 141PS Startleistung und rund 135PS Dauerleistung in die Propellerwelle schiebt, hat man Leistung satt, um auch schwere Brocken von Segelflugzeugen in die Luft zu ziehen. Das 850 in der Bezeichnung ist dabei kein Zufall - das ist die Anhängelast von sagenhaften 850kg. Damit lassen sich alle modernen Segelflugzeuge schleppen. Mit Turbolader gibt es auch kaum Leistungseinbußen mit der Schlepphöhe oder im Sommer, wenn es warm wird. Das sehen wir als deutlichen Gewinn an Sicherheit beim Schleppen.
02. Januar 2025: Schönes Wetter und links am Bildrand wartet die Schleppkundschaft :-)
Das geringe Abfluggewicht der Schleppmaschine und die hohe Motorleistung sorgen für sehr gute Schleppleistungen, so dass wenige Minuten reichen, ein Flugzeug auf Höhe zu bringen. Das in Kombination mit dem effizienten Motor reduzieren den Treibstoffverbrauch deutlich. Für einen Kunstflugschlepp auf 1250 Meter über Grund werden weniger als fünf Liter fällig. Zudem wird kein teurer Treibstoff für Flugzeuge benötigt, Super Plus reicht völlig.
Wir sehen die Breezer daher als sinnvolle Investition in die Sicherheit beim Schleppen und die Nachhaltigkeit, da der Verbrauch gegenüber Motorflugzeugen deutlich reduziert wurde. Auch der schwere Arcus vom Verein kann von der Breezer mit seinen vollen 800kg geschleppt werden. Seht selbst...
Der Arcus hinter der Breezer, fotografiert im Rückspiegel
Neben dem Schleppbetrieb erfreut sich auch das Reisefliegen und das generelle Motorfliegen großer Beliebtheit. Wann kommt man mit einem Segelflugzeug schon über die Wolken, abgesehen von selten Wellenfluglagen? Thermik reicht nämlich nur bis zu den Wolken... Da ist die Aussicht aus dem Motorflugzeug allemal lohnend. Gerade in der dunklen Jahreszeit wird das gern genutzt.
Blick über die Wolken an einem Wintertag
Im ersten Jahr ihres Dasiens hat die Breezer bereits knapp 200 Stunden in der Luft verbracht. Die Resonanz aus dem Verein ist positiv. "Das Ding geht ja ab, wie ein geölter Blitz" So gesehen kann man das Ziel, einen potenten Schlepper und ein gutes Reisegerät zu erwerben, nur als erfüllt betrachten.
Morgendämmerung vor der Halle