2023 Wandersegelflug LS 8

10.07.: Wir bereiten alles vor

Geschrieben von Webmaster am .

Wandersegelflug mit einem reinen Segelflugzeug. Davon hatte ich schon öfters einmal gehört, dass es Verrückte gibt, die das tun. Nun, da die Ausbildung beendet ist und noch ein wenig Zeit, bis der Ernst des Lebens losgeht (Nennt sich Anstellung in einer Firma...) kam irgendwo tief aus dem Unterbewusstsein, die Idee, dass ich das auch einmal ausprobieren will. Also haber ich kurz mit dem einen oder anderen Vereinsmitglied gesprochen, ob das denn eine gute Idee ist. Alle haben mir dazu geraten, es einfach mal zu probieren.

Nächster Schritt war, den Vorstand zu fragen, ob ich die LS-8 vom Verein dafür nutzen könnte. Kann ich, unter der Voraussetzung, dass ich einen Rückholer habe, der mich von jedem auch noch so abwegien Ort ohne Murren aufsammelt. Glücklicherweise konnte ich da sofort meine Partnerin Luisa begeistern!! (Danke Luisa :-)

Da nun die formalen Sachen fertig waren, geht es an die Umsetzung: Was brauche ich, wo bekomme ich es her und wo packe ich es hin. Vereinsmitglied Oliver Predelli hat schon Wandersegelflug betrieben, also flugs mal bei ihm auf der Seite vorbeischauen... Was brauche ich denn eigentlich??

Ladegerät Akku 12v
Not Decke/Wärmedecke
Abspannband, Heringe zum Abspannen
Unterhosen, T-shirt, Socken, Badeslip
Trinksack
Karten, Flugbuch, Papiere Flugzeug, Lizenzen
Fallschirm
Micro SD Karte, Auslesegerät SD Karte
Haubentuch
Müsliriegel
Decke, Isomatte, Schlafsack
Blaue Regenjacke
Leder zum Flugzeug abtrocknen, Putzlappen
Ventilverlängerung
Taschenmesser
Handtuch dünn, Zahnbürste, Zahnpaste, Duschgel
Thermikhut
Tape
Ladekabel Handy
Portemonnaie mit hinreichend Geld
Sonnencreme
Buch
Sonnenbrille

Hui, und das soll alles in den kleinen Flieger passen? Probieren wir es mal aus...

Da steht die LS8 noch in der Halle - mit Zelt daneben.

Jetzt geht es ans Einräumen. Zum Glück bin ich nicht so groß, da kann die Sitzlehne etwas nach vorn, um paar Sachen dahinter zu stopfen. Aber erst einmal alles drapieren, was rein muss...

Der Flügel dient als Zwischenlager

Und jetzt alles rein. Der Großteil geht über die Holme, einiges hinter den Sitz und der Rest in die Seitentaschen. Sogar das Zelt hab ich reinbekommen!

Fertig eingeräumt!

Ein paar Flugplätze hatte ich vorher auch schon abtelefoniert, um die Startmöglichkeiten zu eruieren. Kurz gesagt, das ist machbar. Check, also kann es losgehen. Mit freudiger Anspannung im Bauch habe ich mich dann zur Nachtruhe begeben...

11.07.: Thüringer Wald mit Zwischenstop

Geschrieben von Webmaster am .

Heute wird es ernst, es geht los...

Lennart hat mir geholfen, mein Auto nach Braunschweig zu meiner Partnerin und Rückholerin Luisa zu bringen und mich anschließend nach Wilsche zu fahren. Zusammen mit Nicolas, Nico und Lennart haben wir die Flieger rausgezogen, fertig gemachen und gecheckt. Das ist ein tolles Team.

Da steht die LS8 auf dem Vorfeld.

Nico hat mich geschleppt - ihm vertraue ich blind. Zusammen mit 3,5m/s und offenen Augen;) im F-Schlepp haben wir uns in 6 min auf 850m MSL gekurbelt. Von da aus konnte es für mich losgehen. Nicolas hat freundlicherweise seinen Trip mit der Dimona nach Kiel etwas nach hinten geschoben, damit ich im F-Schlepp mit der Dimona starten kann.  Das Harz nördliche Harzvorland hat sich heute nicht so von der besten Seite gezeigt. Westlich des Harzes angekommen kam ich nicht mehr gescheit hoch. Die Wettervorhersage hatte das schon angesagt, dass es keine Wolken geben soll, aber so schlecht war es dann doch nicht angesagt.

Blau so weit das Auge reicht.

An den Hängen, worauf eigentlich der Wind stehen sollte, wurde der Wind um den Harz gespült... Steigen fand ich keins, da der Wind parallel zum Hang stand. Wie nun weiter? Viele Optionen hatte ich nicht mehr, aber der Rechner sagt 300m auf Aue Hattorf. Da könnte ich zumindest noch einen Schlepp bekommen. Am Ende bin ich in 200m angekommen, passend für eine schöne Landung.

Nach der Landung in der Aue

Dort gelandet wurde mir direkt geholfen. Sie haben mich an den Start gebracht, mir eine Cola in die Hand gedrückt. Pause muss ja auch mal sein bei der Hitze. :D

Erfrischung tut Not!

Am Flugplatz Aue ist direkt ein Fluss. Die Oder, die etwas südlich von Torfhaus entspringt, fließt direkt hier entlang. Da fiel es mir leicht bei der Wärme gleich bis zu den Knien reinzugehen. Die Abkühlung tat gut und Dankbarkeit über die Hilfsbereitschaft verspürte ich dabei ebenso. Aber noch war der Tag ja nicht vorbei, also wie geht es weiter? Bier trinken und Feierabend? Nein... Das Sattelitenbild zeigte mir Wolken südlich von Aue bis Hof an. Da packte ich all meinen Mut und flog einfach mit einem Windenstart weiter. Das Wetter war dann ab dort richtig gut!

Etwas weiter südlich stehen die Wolken und es geht gut voran

Notiz: Der Einstieg in den Thüringer ist doch gar nicht so einfach. Etwas Bastelei am Westrand brauchte ich, um auf die Berge hochzukommen... Aber einmal geschafft, geht es ab!

Auf dem Thüringer habe ich dann sogar noch eine Welle entdeckt. Jedenfalls wurde es neben der Wolke auffallend ruhig in der Luft und es stieg sachte weiter Ich traute mich bis FL95.... Die Wolken mit genug Abstand neben mir. Ganz schön viele Eindrücke.Am Abend hab ich noch mit Martin gesprochen, der auch schon oft Welle geflogen ist. "Kann schon sein, wenn Du direkt an der Inversion warst und darüber der Wind stark zunimmt. Seltenes Ereignis" schrieb er mir zurück.

Vermutlich eine kleine Welle hebt mich neben den Wolken hoch

Aber kommen wir zurück zu meinem Flug. 500m fehlen mir nun noch bis Rudolstadt. Die sind bald erkurbelt. Nun bleiben noch 20km Endanflug. Die kann ich mit meiner Höhe auch mit 250 Groundspeed absolvieren :-) Das wollte ich schon immer mal machen. :D

In Rudolstadt würde ich wieder herzlich aufgenommen. Dort habe ich ein Zimmer bekommen. Zu Essen hab es eine TK-Pizza, Brötchen und Käse für das Frühstück am Mittwoch. Das nenne ich Hilfsbereitschaft! Vielen Dank!

Die LS-8 auf ihrem Schlafplatz

Morgen geht es mit einem F-Schlepp durch die Wilga aus Suhl nach Aalen oder nach Grabenstetten. Wolfgang ist der Schlepppilot, der mich mit der Wilga aus Suhl hochziehen will. Danach ist der Plan, nach Grabenstetten zu fliegen. Dort ist ein Fluglager, da habe ich schon Lust drauf, abends mit den Leuten dort zu essen.

Abends stehe ich der Dusche und öffne den Wasserhahn. Dieses Gefühl und diese Hoffnung auf warmes fließendes Wasser, um den Schweiß des Tages abzuspülen ist unbeschreiblich. Diese Dankbarkeit für warmes Wasser weiß ich nun wieder mehr zu schätzen. Denn eine Dusche passt ja nicht in eine Ls8. ;)

12.07.: Auf der Straße nach Süden...

Geschrieben von Webmaster am .

Mittwoch morgen dachte ich, ich kann den Tag nicht weiterfliegen und Deutschland erkunden, da zunächst alles wolkig war. Nach und nach gab es zum Glück mehr Sonneneinstrahlung. Die Nacht davor hatte es zwischen Stuttgart und Nürnberg ziemlich heftig gewittert und auch der Wind kommt stramm aus West. Aber probieren muss man es. Wolfgang, der hier beiim Fluglager mit der Wilga aus Suhl schleppt, zieht auch mich hoch.

An den Start ziehen. Da sind die Wolken noch dick.

Etwas warte ich noch ab, bis das Wetter sich strukturiert

Die Bleilochtalsperre - hier geht das Wetter noch gut.

Auf dem Weg nach Grabenstetten bin ich einem sehr großen Schauer gerade noch so entkommen, der sich auf dem Weg geildet hatte. Da die Luftmasse aus West ziemlich labil ist, kann es auch die eine oder andere Überentwicklung geben. Nun war die Maxime, nichts wie weg in die Bereiche, in denen noch Sonne steht.

 

Fete Schauerzelle rechts neben mir.

Nach dem Schauer ging es ziemlich heftig in den Keller mit der Höhe. Mit 3 bis 4 m/s - egal was ich gemacht habe - spült die Luftmasse mich herunter. Links, rechts, schneller, langsamer, oben, unten, es scheint keinen Unterschied zu machen. Die Alternative war Rotenburg ob der Tauber, da hätte ich zumindest einen Flugplatz zum Landen. Die Sorge saß dennoch tief, um es vorsichtig auszudrücken... Ich war sehr tief, in Rotenburg gab es den nächsten Tag keine Startmöglichkeit und es war kaum Wolken in Reichweite. Aber einen Versuch hatte ich aus der Höhe noch. Die eine Wolke musste gehen. Sie zog zum Glück... 3m/s Steigen hat sie mir spendiert und 1000 Höhenmeter bringen mich wieder ins Geschäft. Läuft erst einmal wieder. Auf der Alb angekommen wurden mir dann wieder breitgelaufene Regenschauer präsentiert.

Pampiges Wetter auch auf der Alb

Ich bin zwischen diesen hindurch geflogen und habe die letzten Höhenmeter 30km vor Grabenstetten gekurbelt. 300m plus auf den Platz mussten reichen. Bestes Gleiten und immer ein Ausweg in Form von Flugplätzen und Außenlandefeldern beförderten mich nach Grabenstetten. 400m plus und ein paar Kreise zum Ausblick genießen waren dann doch noch drin.

Kreisen...

Mit der Ask21 kubelte ich sogar noch ein 0,5er Feingewinde. Die direkt an dem Platz liegende nördliche Albkante ging leider durch zu schwachen Wind nicht mehr. An diesem Tag hatten sich die Gleitleistung der 18 Meter Winglets sehr ausgezahlt. Die Schnellflugeigenschaften sind dadurch nicht mehr so gut, aber das nehme ich zum Dank der Sicherheit durch mehr Reichweite gerne in Kauf. Morgen habe ich die Möglichkeit, wieder 66L Wasser zu Tanken.

Treffen zum Abendessen in einem schwäbischen Restaurant...

Auch hier in Grabenstetten wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Die Leute vom Fluglager kamen aus NRW. Abends sind wir dann in ein schwäbisches Restaurant gefahren. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir haben viel gelacht und gut gegessen.

Ohne Verpflegung keine Bewegung: Braten und Knödel

Morgen wird der Tag wird bestimmt gut, zumindest sagt das die Vorhersage. Daher ist mein Plan, über den Schwarzwald westlich an Stuttgart vorbeizufliegen und dann nach Norden in Richtung Heimat abzubiegen. Der Flieger soll Freitag Abend wieder in der Heimat sein. Unbeschreiblich viele Eindrücke durfte ich heute wieder sammeln :-)

13.07.: Schwarzwald und ab nach Norden

Geschrieben von Webmaster am .

Der nächste Morgen...

Bereit für die Forsetzung der Reise

Mein Wunsch ist es mal den Schwarzwald zu sehen. Auf dem Weg dort hin über die schwäbische Alb zu fliegen ist natürlich auch toll! Von Grabenstetten weg zu kommen ist gar nicht so einfach, denn der Platz liegt unter dem Delta Luftraum von Stuttgart. Über dem Platz darf man nur 4500 Fuß MSL hoch fliegen. 500m aus der Winde waren da schon fast zu hoch, da die Platzhöhe 700m über dem Meeresspiegel beträgt. ;) Mit einem Nullschieber mit dem Wind Richtung NO habe ich mich zuerst ein wenig nach Süden versetzen lassen. So der Plan. 4km südlich des Platzes darf man bis FL 75. Dort habe ich genau 500m südlich des tieferen Luftraumdeckel 2m/s gezogen und bin an die Basis gestiegen. :)

Das Wetter sieht ganz gut aus

Auf ging es mit moderaten Steigwerten nach Westen. Mit der Ls8 kann man sogar mit einem Ventus 3 mithalten oder ihn durch besseres Kurbeln auch abhängen. :D Zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald stand eine tolle Konvergenz. Die konnte ich leider nur ein kurzes Stück nutzen, denn mein Weg sollte aufgrund meiner schon angeschlagenen Ohren so schnell wie möglich nach Norden führen.Irgendwie hatte ich in den letzten Tage eine Erkältung eingesammelt, die nun den Druckausgleich zu den Ohren zu einem Problem werden ließ. aber erst einmal ging es noch.

Auf dem Schwarzwald angekommen konnte ich von einer ASW22 profitieren. Sie war 700m höher aber trotzdem half es beim Weg und Thermik finden. Mitten auf dem Schwarzwald kam dann noch der Discus 2c aus Grabenstetten dazu. Wir sind dan im Team Richtung Norden geflogen. Das half, weniger Kapazität für das Fliegen zu nutzen. Der Schwarzwald und die schwäbische Alb ist eine super schöne Gegend.

Nach und nach wird die Bedeckung mehr und die Steigwerte weniger...

Im "Kriechgau" nördlich vom Schwarzwald trennte sich der Weg vom Discus 2c von meinem. Der 2c geht vorallem über 150 kmh bei gleicher Flächenbelastung viellll besser als die Ls8 18m. Das war sehr beeindruckend! Wir hatten uns morgens noch über die zwei Flieger und sontiges unterhalten. Dass wir uns dann zufällig im Schwarzwald treffen war nicht abgesprochen. :D Zufälle gibt's... Weiter ging es durch immer schlechtere Thermik und Bedingungen. Es zog sich immer weiter zu. Nach und nach ließ ich das Wasser ab immer mit dem Ziel, noch zur Wasserkuppe zu kommen. Ich musste mir so langsam eingestehen, dass meine Ohren keinen weiteren Flugtag aushalten. Da die Wasserkuppe auf einem Berg liegt, habe ich dann diese Höhe, um auf den Berg zu fliegen noch genutzt, um bis nach Fulda zu gleiten. Fulda liegt näher an der Autobahn, was die Rückholtour verkürzt.

Fulda aus der Luft fotografiert

Dort angekommen, war 1/3 des Platzes für Parkplätze der Gärten Landesschau gesperrt. Ich entschied mich dennoch, dort zu landen, da ca. 600m des Flugplatz es noch zur Verfügung stehen. Das reicht locker für ein kleines Segelflugzeug. Die Landung verlief ohne Probleme. Der Platz ist eben.

Gelandet in Fulda neben dem Parkplatz

Noch 2h sollte Luisa brauchen, um mich hier vom Platz zu kratzen. Sie ist bereits losgefahren, als ich noch im Schwarzwald war. Denn noch einen Flug bis nach Wilsche konnte ich mit meiner Gesundheit nicht vereinbaren. Der Druckausgleich war erschwert und daraus entstanden natürlich auch Ohrenschmerzen. Das macht aber nichts. Auf meine Partnerin Luisa kann ich mich immer verlassen. Vielen Dank hier nochmal für das Zurückholen!

Flugzeug verpackt und auf der Heimreise am Boden...

Pause unterwegs

Nachts um 1Uhr sind wir dann in Wilsche angekommen. Die Ls8 haben wir schlussendlich bereits geputzt und gesäubert in den Anhängerunterstand geschoben.

Vielen Dank für die tollen Erlebnisse und Begegnungen! Auf noch viele weitere Erlebnisse in der Fliegerei.

Vielen Dank hier nochmal an meinen Verein für die Leihgabe der Ls8 "TX". Auch vielen Dank an die Leute, die mir bei diesem setwas außergewöhnlichen Unterfangen geholfen haben. Vielen Dank besonders an meine Partnerin und Rückholerin Luisa! :)

Ab dem 22.Juli 2023 sind wir mit dem LSV Gifhorn und dem Aeroclub Braunschweig zusammen in Suhl im Fluglager. Da kann sich die Ls8 dann wieder fröhlich in den Mittelgebirgen austoben! ;D Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere tolle Flüge und Erlebnisse.

Eurer Freund und Flieger Kamerad Maurice Bär

Hier gibt es noch ein paar mehr Bilder in der Fotogalerie