1161km in der Sudetenwelle

Geschrieben von Webmaster am .

Ende Oktober ist wieder die Zeit der Herbststürme. Die sehnen unsere beiden Wellenflieger Martin und David wieder herbei und sind Feuer und Flamme für den inzwischen schon traditionellen Urlaub in den Sudeten, konkret dem Altvatergebirge an der Grenze zwischen Polen und Tschechien in Milkulovice. Nachdem das letztes Jahr leider wegen der Coronamaßnahmen nicht durchführbar war, freuen sich nun alle auf ein Wiedersehen dieses Jahr.

Blick aus dem Fenster auf außerirdsche Wolkenformationen

Die beiden Wochen werden wieder einmal ein voller Erfolg, gefüllt mit sonnigem Spätherbstwetter ohne Wind, bevor es dann in der zweiten Woche die ersehnten Brecher hinter den Bergen gab. Auch einen neuen Rekord haben die beiden dort vor Ort wieder aufstellen können. Aber lest selbst Martins Bericht...

Anreise und die ersten Tage...

Es nähert sich der Winter und die Tage werden bereits deutlich kürzer. Nachdem wir erst noch mit dem Arcus einen Aufenthalt in den französischen Alpen hatten, freuen sich David und ich nun darauf, nach zwei Jahren mal wieder alle unsere Freunde in Tschechien wiedersehen zu können. Seit 2014 sind wir jedes Jahr dagewesen und der Ausfall der Veranstaltung letztes Jahr wegen der Coronamaßnahmen tat weh... Umso besser, dass es dieses Jahr möglich ist. Mit dem Vereinsarcus machen wir uns also am Samstag in der letzten Oktoberwoche auf den Weg und fahren von Braunschweig über Dresden, Görlitz und Breslau Richtung Altvater. 

Die obligtorische Bockwurstpause bei Döbeln...

Die Strecke kennen wir inzwischen so gut, dass wir das Navigationsgerät eigentlich nicht mehr brauchen, aber als Zeitgeber für die Ankuft ist es doch ganz nett. Im Windschatten hinter polnischen LKW kommen wir gut voran, es gibt keinen Stau und mit dem minimierten Spritverbrauch kommt Martins Ringträger auch mit einer Tankfüllung durch. Rekordverdächtig zeitig ist es sogar noch etwas hell, als wir den Anhänger vom Luxusdamper hinter dem Vereinsgebäude parken. Geschafft...

Anhänger abstellen, endlich angekommen.

Im Vereinsheim treffen wir dann schnell auf alte Bekannte und auch weitere Kollegen aus Braunschweig: Auch die Akaflieg Braunschweig ist mit einem Duo und einem Discus vor Ort. Auch ein Mietzekätzchen gibt es inzwischen am Platz. Die kleine graugetiegerte Katze ist noch recht jung und hat noch keinen Namen. Also taufen wir sie Ingrid und der Name wird von den Tschechen sofort übernommen. Sie kann sich in den folgenden beiden Woche nicht über fehlende Streicheleinheiten beklagen ;-)

David und Inga von der Akaflieg mit Katze Ingrid

Ein kurzes Abendessen machen wir noch, gönnen uns ein Willkommensbier und legen uns ins Bett. Den darauffolgenden Tag, an dem zwar herrlicher Sonnenschein, aber kein Wind angesagt sind, nutzen wir dann zum Aufbauen der Technik. Also stecken wir den Dampfer zusammen und parken ihn auf seinen schon bekannten Schlafplatz am Nordrand des Vereinsgebäudes.

 

Der Arcus bereit für Abenteuer

Tags darauf kommt dann endlich etwas Wind, aber der Tag wird nicht allzu stark angesagt. Da sowohl Inga von der Akaflieg, als auch Andreas, der uns aus Aue Hattorf erstmalig begleitet, noch keine Einweisung in der Gegen haben, übernehmen David und ich die Einweisung der beiden. David lässt Andreas auf dem Rücksitz des Arcus Platz nehmen, während ich mich hinten bei Inga in den Duo setze. Entgegen der Erwartung spielt das Wetter dennoch mit und wir bleiben länger oben, als gedacht. Auch die Sauerstoffpulle im Duo muss noch aufgedreht werden, als wir langsam über 3000m steigen. Dank Martins langer Arme ist das aber kein Problem ;-)

Sonne am 25.11.

Den Rest der Woche bleiben uns Sonne und warme Temperaturen erhalten, nur der Wind verschwindet komplett. Fliegen kann man so praktisch nicht. Zeit für Ausspannen, Urlaub, die windstille Wärme draußen bei einem Kaffee genießen... oder mal für eine Wandertour vom Pass zum Praded. Dort findet sich auch eine Pistenraupe, mit der sie wohl die Zufahrt im Winter räumen. Wenn man genau an die Beifahrertür schaut, kommt man wohl zu dem Gedanken, dass der Fahrer keine Snowboarder mag...

Pistenraupe mit "Abschussliste"

Erst am Freitag kommt der Wind wieder und wir machen uns auf den Weg in die Luft. Das Wetter ähnelt den Lagen von 2018 mit warmer Luft bis in große Höhen, die uns von einem Hochdruckgebiet im Osten beschert wird. Dazu kommt inzwischen ein Tief aus Westen ran, weswegen wir am Westrand des Hochs ordentlich Wind bekommen. Mühelos gleiten wir ins Riesengebirge, wo es uns bei Karpacz mit 5m/s in den Himmel saugt. Das Schauspiel lassen wir uns nicht entgehen...

5m/s Steigen: Vario am Anschlag lassen wir uns gefallen :-)

Am Ende des Tages kommen wir mit mehr als 700km hinter dem Leitwerk wieder nach Hause und freuen uns über den Flug. Einzig einer fehlt: Sönke. Der war noch ein weiteres Mal zum Riesengebirge geflogen und hat dort keinen Anschluss mehr gefunden, so dass er in Jelenia Gora landen musste. Nach einigen Telefonaten von Vlasta, der Chefin in Mikulovice, haben sich die Polen um ihn gekümmert, so dass er die LS-4 in die Halle stellen und ein Bier genießen konnte. Auch einen Schlepp am Folgetag wurde ihm in Aussicht gestellt.

Gelandet nach 730km

Vorbereitung für einen großen Tag

Abends gibt es dann noch was zu Essen. Zudem mussten wir noch Sauerstoff nachfüllen, da der Folgetag noch besser vorhergesagt ist. Wir planen mal auf einen Alarmstart 2h vor Sonnenaufgang. Für dieses Jahr hat Martin unsere Sauerstoffpumpe noch mit neuen Dichtungen versehen, die keinen Schmierstoff mehr brauchen. Das Rohmaterial dazu haben wir dankenswerterweise von Stasskol, einer Firma aus Stassfurt, die solche Teile herstellt, zur Verfügung gestellt bekommen. Dafür noch ein dickes Danke :-) (www.stasskol.de)

Selbst ohne Schmierung laufen aber dennoch praktisch wie geschmiert - so leicht und absolut dicht funktionierte die Pumpe noch nie mit den alten Dichtungen. Zudem kann man sich so das Wasser-Glyceringematsche sparen. Was eine Erleichterung. Also füllen wir nacheinander unsere kleinen Flaschen auf 200bar aus den Vorräten der Tschechen. Auch die anderen Wellenflieger lassen wir unsere Pumpe nutzen - man hilft sich halt und so können wir testen, wie die Dichtungen sich verhalten...

David beim Pumpen

Dabei kommt man beizeiten ins Schwitzen. Am Anfang geht es immer noch einfach, aber wenn dann langsam mehr als 50bar Druckdifferenz auftreten, wird es anstrengend, da man immer mehr Kraft braucht und immer mehr Hübe für die gleiche Druckänderung in der Empfängerflasche. Teamarbeit und ab und an ein Schluck Bier helfen ;-)

2100 gehen wir dann schlafen.

Ein neuer Rekord!

0530 klingelt der Wecker - nein, das ist nicht später, als in den Jahren davor, es ist lediglich noch Sommerzeit. Wir holen den Arcus aus den Bezügen, bereiten alles vor und zotteln mit dem Gerät nach oben an den Start. Dort ist schon echt Alarm, wir können uns noch an Zeiten erinnern, an denen wir die einzigen Bekloppten waren, die so früh starten wollten. Naja offenbar hatten halb Tschechien und Polen die samstägliche Wettervorhersage gesehen. Es waren bestimmt an die 50 Flugzeuge am Platz. Wir stellen uns auf die Nordseite neben die Segelflugzeuge, um nicht im Weg zu stehen und möglichst viel Startstrecke vor uns zu haben... Danach wird erst einmal gefrühstückt und es gibt einen Kaffee.

 

Der Arcus am Start neben einer riesigen Plastewolke

Ein paar Minuten nach dem Frühstück fahren wir hoch an den Start. Milos Pajr, der hier auch schon viele große Strecken geflogen ist, spricht uns grinsend an, ob wir denn 1000 programmiert hätten. Das Potential hat der Tag vielleicht, denke ich mir, aber so konkret habe ich nix im Sinn. "Let us see... " antworten wir ihm, als wir in den Arcus steigen und den Rattel warmlaufen lassen. Minuten später geht es ab nach oben in den glasblauen Himmel, dank dessen es heute schon recht früh hell genug für den Start ist. In knapp 1500m geht dann auch die Sonne über den Bergen auf - jedes Mal ein Erlebnis.

Sonnenaufgang in 1500m Höhe

Zunächst müssen wir eine Weile nach den besten Aufwinden suchen. Mit mehr als 1-1,5m/s im Schnitt geht es nicht hoch. Zudem haben die Vorhersagen für den Vormittag auch kaum Steigen für das Riesengebirge ausgerechnet. So überlegen wir, was wir machen, als die Nadel vom Höhenmesser über 4500m geht. Erst nach Südosten? Das macht wegen der Schenkel, die man hat, nicht so viel Sinn, da man den gesamten Hinflug für die Tonne hat. Also entscheiden wir, den Sprung ins Riesengebirge zu wagen und einfach mal zu schauen. Gesagt getan und wir fahren los.

Dort angekommen finden wir Steigen, da wir aber noch fast 4500m hoch sind, brauchen wir uns nicht mit Achtern abzugeben. Interessant ist der Blick auf Jelenia Gora: Offenbar liegt das genau in Richtung der Sonnenstrahlen hinter uns, jedenfalls blinkern allerhand Verkehrsschilder in der Stadt wie bunt funkelnde Diamanten oder Wassertropfen in einer feuchten Wiese. Ein herrlicher Anblick, der leider auf dem Foto nicht ganz so kontrastreich herüberkommt.

Funkelnde Verkehrszeichen in Jelenia Gora

Dort angekommen schreiben wir auch ein paar Nachrichten mit Sönke. Der ist inzwischen auch am Start angekommen und wartet auf den Schlepp. Wir fliegen derweil weiter bis in den vorletzten Luftraum nach Nordwesten. Für den letzten sind wir noch deutlich zu hoch und müssten absteigen. "Lass lieber Schnitt machen..." kommentiert David seinen Gedanken, als er kurz vor der Kante wendet und im Steigen des Riesengebirges wieder nach Südosten fliegt. Auf der Rückreise erstaunt es uns dann, wie präzise man heute die tragenden Linien hinter den Bergen abreiten kann. Bis ins Reichensteiner Gebirge bauen wir lediglich im Lee der Glatzer Senke ein paar Meter Höhe ab, die wir dann nördlich von Jesenik schnell wieder drauf haben. Am Beginn der Rückreise lag der Schnitt noch bei 75km/h, zu wenig, um damit einen Blumentopf zu gewinnen. Doch wie wir weiter in den tragenden Linien fliegen, wird der sukzessive immer höher. Also weiter nach Südosten bis nach Vitkov und wieder zurück Richtung Riesengebirge. Mit den nun bekannten Steiggebieten brauchen wir kaum einen Achter mehr und lassen das große Flugzeug nur so voranzischen. Der Schnitt geht langsam über die 100, als wir zum zweiten Mal in Karpacz einsteigen. Wieder braucht es keinen Achter und am Ende drücken wir alles Steigen nur so weg...

Zweite Wende im Riesengebirge und man sieht die Wellen unten im Dunst

Parallel dazu baut sich eine Lenticulariswolke über dem Riesengebirge auf, die im Wesentlichen nur eine klare Vorderkante hat.

Riesige Lenticulariswolke am Riesengebirge

Offenbar haben wir es hier mit einer "vertically propagating wave" zu tun, bei der die unterste Schicht hinter dem Riesengebirge einen hydraulischen Sprung vollführt und damit auch die Luftmassen darüber einen Satz nach oben machen. Besonders daran ist, dass die  unterste Schicht den Dickenzuwachs auch im Lee beibehält, so dass auch die höheren Luftmassen nach der Welle dauerhaft höher Strömen. Nur so können wir uns erklären, dass der Lenti im Laufe des Tages eine Abgasfahne bis an die Ostsee bildet. Das sind mal eben um die 600km, die die Wolke lang ist. Faszinierend, so etwas habe ich auch noch nie gesehen.

 

Spur der Lenticulariswolke bis an die Ostsee (aus WeGlide)

Da die Wolke entsprechend zieht, brauchen wir auch diesmal keinen Achter und kommen aus 5000m rein im Geradeausflug in wenigen km Strecke (in denen wir immer noch mit 120km/h ground speed fliegen) auf 6600m oben an den Deckel ran. Der Schnitt geht jetzt über 120km/h und 1000km sind in nicht allzuferner Zeit kein Thema.

Die 1000 haben wir schonmal. Der Tag ist aber noch lang...

Als wir dann das dritte Mal Richtung Riesengebirge fliegen - Premiere für uns - lassen wir die 1000km hinter uns. Schon bei JEsenik haben wir die erreicht und fangen das Rechnen an. 1100km haben wir sicher zusammen, dafür ist noch mehr als genug Tageslänge vorhanden. Sonnenuntergang ist erst 1730, sind also noch 1h45min. Wir fliegen weiter.

Diesmal stellen wir uns nur am Riesengebirge etwas zu dappig an. Offenbar sind wir etwas zu nah am Hang und finden kein Steigen. Mal 0, mal leichtes Saufen, nix. Ein Absaufrisiko haben wir mit 2800m zwar lange noch nicht, aber wir wollen auch nicht zu viel Schnitt verschwendent. Etwas weiter im Lee findet sich dann jedoch wieder etwas schwaches Steigen. Immerhin mal was, wir können wieder probieren. Diesmal geht es bei Kowary am Besten und liefert knapp 3m/s. Offenbar hat sich die Welle etwas leeseitig verschoben, aber jedenfalls sind wir wieder im Spiel und fliegen die Nordwestecke ein letztes Mal für heute aus und wenden.

Weiter geht die Reise nach Südosten und die Zeit macht uns bisher noch keine Probleme. Ich rechne kurz nach, bis an die Südostspitze nach Vitkov dürften wir den 1200km nahe kommen, aber reichen wird es vermutlich nicht. Dafür hätten wir die Nordwestecke noch 25km weiter verlängern müssen, was uns noch 50km verschafft hätte. Das wäre aber mit deutlichem Höhenverlust einhergegangen.

Zudem können wir uns jetzt einerTatsache nicht mehr verweigern: In den letzten Tagen ging bei uns im Fluglager irgendein Magen-Darmvirus rum, das ich als erste hatte und das dann nach und nach alle anderen durchseuchte. Leider war heute David dran, der schon während des Fluges ab und an seinen Unmut kund tat. "Ohne das Hammerwetter heute wäre ich schon lange wieder unten, aber das lassen wir uns nicht entgehen!" spricht er und beißt die Zähne zusammen.

Als wir dann aber ein letztes Mal am Praded mit fast vNE vorbeischießen, schaut er bedächtig nach links Richtung Flugplatz. "1160km machen wir noch, aber dann fliege ich wieder heim, langsam fange ich echt an zu leiden..." höre ich den Kommentar vom Fahrersitz. Okay, Deal. Wir haben ja ohnehin mal wieder einen Rekord aufgestellt und mehr als 1180 werden es eh nicht. Vergiss die paar km, war geil.

1160km stehen auf dem Logger, als wir die Heimreise antreten

Inzwischen ist die Sonne auch schon deutlich gesunken, als wir uns der Platzrunde nähern.

Heimreise nach einem absolut beeindruckenden Flug - mal wieder ;-)

Wir können das Wetterglück heute kaum fassen. Obwohl wir gefühlt mit dem Arcus gar nicht mal wirklich gerast sind, haben wir 1160km zusammengeflogen, mehr als alles, was bisher von Mikulovice aus stattgefunden hat. Zudem haben wir kaum ein paar Achter machen müssen, im Wesentlichen reichte es, den dicken Luxusdampfer einfach nur rennen zu lassen und bei Steigen die Fahrt auf 120km/g groundspeed rauszunehmen. Am Ende sagt weglide eine Schnittgeschwindigkeit von 140km/h, Wahnsinn für einen Herbsttag :-) sowas hatten wir hier noch nie.

Eine Herausforderung gilt es jedoch noch zu meistern: Der Wind ist auch in den niedrigen Schichten immer noch beeindruckend stark und wir können in der Platzrunde ein paar Flugzeuge vor dem Flugplatz im Acker erkennen. Okay, da haben sich wohl einige mit dem Sturm am Boden vertan, also nehmen wir locker mal 150m mehr mit und lassen die Fahrt bei 140 stehen. Mit Wölbklappe +1 gehen wir in den Endanflug und sind beeindruckt über den Seitenwindanteil. "Das wird spannend..." höre ich David nur sagen, als der Wind gegen Boden immer bockiger wird. "Mit Speed an den Boden und dann ausschießen..." kommentiere ich vom Rücksitz. "So ist der Plan" mein David noch, als wir den Arcus auf den Boden setzen und ausrollen. Das war eine unserer eindrücklichsten Landungen in Mikulovice.

Wie sehr David die Zähne zusammengebissen hat, wurde dann am Boden klar. "Ich mach mich jetzt lang..." spricht er nur noch kurz und verschwindet ohne Siegesbier nach diesem Flug im Bett und ich räume dann noch den Arcus unter Mithilfe von Steffen und Jan an seinen Schlafplatz.

Danach erfahren wir, dass es an dem Tag drei Flüge über 1100km gegeben hat und noch eine Reihe weiterer 1000ender. Wahnsinn, der Tag wird lange in Erinnerung bleiben.

Der Rest der Woche...

Die großen Rekordwetterlagen hatten sich dann damit erledigt, dennoch konnten wir noch eine Reihe schöne Flüge machen. Einen davon hatten wir lange vor: Cheforganisatorn Vlasta schlich schon lange gern einmal um den Arcus herum. Also haben wir sie dieses Jahr endlich mal mitgenommen und ich durfte mit ihr eine Runde drehen. Obwohl eigentlich nur Rotoren angesagt waren, konnten wir frühmorgens noch eine kleine Welle bis auf reichlich 4000m ergattern und spielten dann noch einige Zeit in den Rotoren. "Wundere Dich nicht, wenn ich nicht viel erzähle, ich genieße das einfach nur und schaue raus..." höre ich sie von hinten sagen. Genauso machen wir das dann auch und nach drei Stunden landen wir wieder. Reicht dann auch für den Tag. Vlastas Blick nach der Landung sagt alles :-)

Vlasta glücklich nach der Landung

Einen Tag Mistwetter nutzen wir, um HPH Sailplanes mal einen Besuch abzustatten. Da hat Hans-Peter mal vor vielen Jahren ein Praktikum absolviert und kennt Firmeninhaber Jaroslav entsprechend gut. Also schauen wir uns das einmal an und lassen uns die Lebensgeschichte von Jaroslav erzählen, der als junger Mann aus Tschechien noch vor der Wende verschwand, dann in der Schweiz und Österreich als mitteloser Flüchtling eine Reihe an Arbeiten durchführte und dabei ein großes Organisationstalent erlernte. Über einen Umweg bei Diamond Aircraft, wo er lange Jahre war, hat er dann HPH gegründet. Die bauen heute einen Doppelsitzer und einen Einsitzer in hervorragender Bauqualität, verdienen den Großteil des Geldes jedoch mit Formenbau und CNC Arbeiten.

Abends gehen wir dann wieder einmal in einem der nahen Lokale essen und bekommen von dem tschechischen Schichtbier nicht genug :-)

Rezane pivo

Nach dem Tag Mitwetter mit Frontdurchgang ist leider die beeindruckende Warmluftphase vorbei, es wird deutlich kühler und die Luftmasse tiefdruckiger. Vorteil ist aber, dass der Wind wiederkommt und wir ein paar mehr Wolken zu sehen bekommen, als die letzten Tage. Die waren praktisch knochentrocken, bis auf den einen Lenti hinter dem Riesengebirge gab es gar nichts.  

Wenn man genau hinschaut, kann man den Sendemast des Praded erkennen ;-)

Große Streckenflüge gehen bei dem Wetter nicht, also versuchen wir mal, ein paar Flugzeugfotos zu machen. Da ich immer einen Fotoapparat dabeihabe, stellen sich erst MS und dann GH an, um abgelichtet zu werden. Ein paar Kalenderfotos kommen dabei raus...

MS vor der Wolke

Und GH bekomme ich auch herrlich vor die Linse

Noch eins von GH, sowas ist perfekt fürs Vereinsheim :-)

Ansonsten erfüllten die Wolken ihren Zweck: Man kann sich kaum sattsehen. Aber schaut es Euch selbst an, viell werde ich nicht dazuschreiben ;-)

Blick auf die herrlich erkennbare Welle und Föhnlücke

Wolken über dem Praded

Freiheit in 6500m

Drei Schichten Wolken

Mittendrin im Wetter, statt nur darunter...

Freitag war dann für uns der letzte Flugtag. Im Gegensatz zu den anderen Tagen machte die Kaltluft ihrem Namen alle ehre, es war mit -35°C oder -40°C echt saukalt. Also steigen wir dann ab, als sich die letzten Löcher über dem Platz zu schließen beginnen. Außenlandungen wollen wir - im Gegensatz zu Familie Zistler ;-) - nicht riskieren, so ein Arcus ist dafür doch etwas zu dick, um ihn aus dem Acker zu tragen.

Abstieg durch eine Lücke neben dem Fluglatz

Zu Hause angekommen, bietet sich dann dieses Postkartenpanorama. Eine kleine Lücke stand wohl noch Richtung Berge, die den perfekten Lichtvorhang über den Platz zaubert. Ich kann nicht anders, als die Kamera zu zücken...

Das perfekte Abschlussfoto vor der Landung

Auch nach der Landung spielt die Wolkenlücke mit und ich muss unser Spielzeug noch einmal auf die Speicherkarte bannen. Im Laufschritt renne ich los, um die paar Sekunden perfektes Licht abzupassen und - Treffer!

 Letzte Landung in Mikulovice 2021

Das Wellendankfest 2021

Da die Wettervorhersage für morgen nichts mehr hergibt, entscheiden sich die meisten inklusive uns, am Samstag nach Hause zu fahren, damit man am Sonntag noch alles wegräumen und nachbereiten kann. Also machen wir heute Abend unsere alljährliche Abschlussparty. Dieses Jahr sind die Tschechen die Gastgeber und spendieren einen Riesenkessel Wildschweingulasch, der uns allen hervorragend mundet. Danach geht es weiter mit erzählen, das 50l Fass leeren und auch ein paar Flaschen der berühmten 13. Quelle aus Karlsbad - dem Becherbitter - machen die Runde. Nur einer fehlt: Vitja ist noch nirgends zu sehen. Erleichtert sind wir dann, als er etwas später durch die Tür kommt und auch die Gitarre dabei hat.

Vitja mit der Gitarre

Kurze Zeit später sitzen sie dann wieder beisammen: Gustav mit Mitte 80 und Vitja beim Singen tschechischer Weisen. Wir quatschen uns fest und lassen den Abend der Völkerverständigung erst spät ausklingen...

Vitja und Gustav in ihrem Element...

Irgendwann nach Mitternacht begibt sich dann auch der Artikelschreiber ins Bett und ist nicht der letzte. Was ein Urlaub und welch Wetterglück wr hatten. Spätherbstliche Sonne in der ersten Woche, dann der Tag des Herrn zum Streckenfliegen und die Woche drauf noch ein wenig Tiefdruck zum Wolken anschauen. Die Technik hat funktioniert und bei uns ist auch nichts kaputtgegangen.

Tags darauf bauen wir dann alles ab und verstauen die Sachen in Anhänger und dem Ringträger. Danke nochmal an alle, die diese Art der Fliegerei möglich machen.

Das traditionelle letzte Foto aus Tschechien - diesmal sogar wieder mit Sonne

10h Autofahrt später kommen wir wohlbehalten wieder zu Hause an. Eins ist sicher, 2022 sind wir wieder vor Ort :-)