Vlnový kemp v Mikulovice 2024
Dieser Artikel erscheint in der zweiten Februarhälfte, wo das Wellenfliegerlager schon seit Monaten vorüber ist. Daher ist offenbar die Motivation, einen Artikel dazu zu verfassen, nicht übermäßig hoch gewesen oder? Leider nein, war der Afenthalt 2024 das zweite Jahr in Folge, in dem wir im Altvatergebirge nicht sonderlich verwöhnt wurde. Der spannendste Teil der Reise war dann der Trip zurück nach Deutschland...
Das Rathaus von Olmütz
Dennoch gab es in den anderhalb Wochen, die wir dort waren, auch ein paar Erlebnisse zu berichten, die wir Euch nicht vorenthalten wollen. Martin fasst sie für Euch zusammen...
Wellenfliegen in den Sudeten 2024
Bereits 2023 waren wir nicht allzu glücklich mit dem Aufenthalt im Altvatergebirge. Da kann an sich niemand dafür, es sei denn man macht das Wetter persönlich dafür verantwortlich. Dieses Jahr war es nun wieder so. Anfang September erscheint die Vorhersage einer Vb Zyklone. Was soll das denn sein, fragt man sich? Nun, eine solche Wetterlage ruft bei uns üblicherweise Hochwasser hervor, da ein Tiefdruckgebiet über das Mittelmeer zieht und dann von Südosten mit warmer feuchter Luft auf kalte Luft im Norden prallt. Sowas kann tagelangen Regen hervorrufen. (Hier steht mehr dazu...)
Dieses Ding war mit Regenmengen bis über 300l/m² angekündigt, die dann schlussendlich auch kamen. Leider ist die Region des Altvaters besonders empfindlich für diese Situation, da das gesamte Gebirge auf der Nordseite nur über die Bela entwässert wird. Das ist normalerweise ein kleines Flüsschen, das aber in der Zeit zum reißenden Strom wurde. So hat das Hochwasser gigantische Schäden in der strukturschwachen Region angerichtet. Mitte September kamen dann stellenweise bis zu 500l pro Quadratmeter in wenigen Tagen vom Himmel. Die müssen irgendwo hin. (Schaue man sich hier mal an...) Angesichts dieser Verwüstungen waren wir uns nicht sicher, ob es dieses Jahr stattfindet, aber die Tschechen haben sich nicht unterkriegen lassen. "Es findet statt" war die eindeutige Aussage.
Also haben wir uns, das sind Hans Peter und Björn mit dem Arcus des Vereins und David und ich mit der Stemme, auf den Weg begeben. Am 26.10. geht es los, der Acus im Anhänger und ich fliege die Stemme nach Südosten. Das Wetter ist wunderbar und ich komme gut voran...
Der Lausitzring
Vorbei im Lee des Riesengebirges
Wellen gab es heute an dem Tag keine, da einfach kein Wind war. Dennoch waren wir zufrieden mit dem Wetter, da die Bewölkung die Reise komplett erlaubt hat. Lediglich beim Altvatergebirge standen ein paar Wolken, an denen ich vorbei fliegen musste, da der Flugplatz direkt unter den Wolken lag. Mit der Sonne im Rücken kann man da immer Brockengespenster jagen...
Brockengespenst in der Wolke
Vor Ort angekommen werden die Flugzeuge vorbereitet und tags darauf gibt es sogar eine kleine Wetterlage zum Fliegen. David sitzt bei einem Einzuweisenden im Flugzeug und ich unternehme eine kleine Runde in der Stemme. Wellpenwetter nennen wir das hier. Nennenswert hogh geht es nicht, aber immerhin können wir fliegen.
Mal ein kurzer Blick über die Wolken...
Ansonsten lässt unsd das Wetter die kommenden Tage im Stich. Es gibt eher nördlichen Wind, Wolken und keinerlei Aussicht auf Wellen.
Da steht die Technik auf den Parkplätzen
Die Zeit nutzen wir dann, um uns kulinarischen Genüssen hinzugeben. Aktuell ist unsere Gruppe um die 15 Mitglieder groß, die sich in der Küche der Tschechen selbst versorgt. Björns Bruder Jan hat seit letztem Jahr auch eine Induktionskochplatte dabei, so dass wir genügend Wärme zum Kochen erzeugen können...
Futter machen
Auch wenn der Wind nicht mitspielt, ein romantisches Bild vom Sonnenuntergang bekommen wir an dem Tag geboten
Abendrot auf dem Flugplatz
Was macht man nun mit dem Aufenhalt? Fliegen ist keine Option mangels Wind und Wetter. Daher fahren wir einmal nach Olmütz, das wir uns schon immer einmal ansehen wollten. Um die Berge zieht sich das wesentlich länger als gedacht, da durch das Hochwasser immer noch Straßen gesperrt sind. Schlussendlich kommen wir aber an.
Das Rathaus von Olmütz
Die Stadt selbst hat noch einen recht gut erhaltenen hostorischen Kern, der auch eine geisteswissenschaftliche Uni beinhaltet. Beeindruckend ist die astronomische Uhr am Rathaus.
Die Uhr zeigt gefühlt alles an, was am Himel so passiert...
Am Folgetag hat das Wetter noch ein Einsehen mit uns. Es gibt etwas Wind, so dass wir eine Runde fliegen können. Mit dem Gegenwind bekommen wir haute sogar die dicke Stemme aus dem nassen und weichen Platz heraus und schaffen es, uns die Welt von oben anzusehen. Unendliche Geduld im Pfahlsitzen benötigt es, bis wir im großen Schwarm über 4000 Meter gestiegen sind. Dort wird der Wind stärker, es geht noch etwas höher und wir können uns das Eulengebirge ansehen.
Aussicht auf die Wolken
Aufgrund der endlichen Tageslänge dauert der Ausflug aber nicht mehr ewig. Etwas später sind wir wieder unten und verpacken Arcus und Stemme in die Schlafanzüge.
Die folgenden Tage herrscht wieder Flaute. Kein Wind, teilweise Nebel lassen die Stimmung sinken. Eine kleine Wandertour unternehmen wir uns, jedoch sind die Wege infolge des Hochwassers teilweise fast einen Meter tief ausgeschwemmt. Der eine nimmt es sportlich, anderen sagt das nicht so recht zu. Schlussendlich finden wir einen asphaltierten Pfad zurück zum Auto, nachdem wir uns auf der Schweiter Hütte Gulasch und ein Bier schmecken lassen haben.
Suppe auf dem Flugplatz. Hier bewegt sich heute nichts.
Wie die Tage weiter voranschreiten, wird der angeblich kommende Wind immer wieder einen Tag nach hinten verlegt. Wir fühlen uns etwas veräppelt mit der Sache. Als es dann für das letzte Wochenende gar keine Perspektive mehr zum Fliegen gibt, gehen andere Überlegungen in uns vor. Der Arcus kann ja wetterunabhängig mit dem Anhänger verlegt werden. Mit der Stemme ist das nicht so einfach und hier wird der diesjährige Trip interessant.
Welchem Wetterbericht glaubt man jetzt? Der DWD ist der Meinung, dass es die kommenden Tage in Deutschland viel tiefen Dreck und Hochnebel haben soll. Der kann bei herbstlichen Hochdruckgebieten extrem zäh sein, so dass man kaum VFR fliegbare Bedingungen vorfindet. Wetter-jetzt sieht das ganze völlig antspannt, alles blau, alles super. Ein Blick in das Satellitenbild lässt uns eher zum DWD tendieren. Polen und Ostdeutschland sind frei und auch die Region zwischen Braunschweig und Magdeburg öffnen sich langsam. Nach kurzer diskussion beschließen wir dann, die Stemme heute gleich am Dienstag, den 05.11. zu verlegen.
Es geht los, entlang am Eulengebirge
Das klappt entsprechend der Vorhersage auch zunächst gut. Polen ist komplett frei und die Reise geht mit 170-180km/h voran.
Das letzte Foto in der Luft kurz vor Boxberg
Irgendwie fängt jedoch die Realität langsam an, sich mit meiner Erwartungshaltung zu beißen. Das Satellitenbild auf dem Telefon sagt, die tiefe Bewölkung löst sich von Südwesten her auf, so dass ich knapp nördlich des Harzes weiterfliegen und dann nach Braunschweig oder Wilsche reinrutschen kann, wenn es dort auch offen ist. Visuell ist das Bild jedoch ein anderes: Der Brocken ist als einzige Erhebung in der weißen Soße zu sehen. Erst nach einer Weile verstehe ich, dass sich die Bewölkung nicht auflöst sondern der Schatten der hereinziehenden hohen Bewölkung diese Illusion in der Darstellung des Satellitenbildes erzeugt. Mist!!
Dies realisierend zerfällt meine Hoffnung, heute noch nach Hause zu kommen recht deutlich. Okay, dann geht es eben unter den Wolken weiter, gebe ich die Hoffnung noch nicht ganz auf. Bei Oehna sinke ich auf die Wolken, nur um festzustellen, dass die Obergrenze der Bewölkung in kaum 250m über Grund liegt. Die Untergrenze mag ich mir gerade nicht vorstellen... da müssen die Eichhörnchen in den Kiefern die Köpfe einziehen, damit ich durch passe. Nein, das wird so nix. Also geht der Gashebel wieder rein und ich lande in Reinsdord, das gerade eben neben der Bewölkung noch frei ist.
Gelandet (besser gestrandet?) in Reinsdorf
Kurz nach der Landung zieht die graue Soße komplett zu. Glücklicherweise hat die gute Seele Ines vor Ort noch ein Zimmer im Container und einen Currywurst samt Bier für mich, so dass ich erst einmal nicht in der Stemme übernachten muss. Tags darauf holt mich Björn mit dem Arcus ab und wir fahren nach Braunschweig.
Erst am Samstag geht es weiter. Die Vorhersage für heute ist halbwegs gut, so dass David und ich mit dem Auto nach Reinsdorf ziehen. Die Stemme steht dort noch an Ort und Stelle und wir bereiten das Gerät vor. Ziel ist heute, wenn die Wolken es zulassen, bis nach Hause zu kommen. Jedoch waren auch heute wieder Hochnebel und teilweise Nebel bei Magdeburg vorherrschend, so dass wir die Chance nicht groß sehen, heute nach Hause zu kommen.
In Reinsdorf ist die Welt in Ordnung: Blauer Himmel
Nach dem Start wird die feuchte Bodenschicht erst so wirklich deutlich. Es sind zwar keine tiefen Wolken vorhanden, aber der Dunst ist so dick, dass man vermutlich eben an den Sichtflugminima kratzt. Erst in 1000m Höhe wird es klarer und ich kann hier eine kleine Nebensonne fotografieren.
Diesige Luft, erst ab 1000m wird es klarer
Ein paar zig Kilometer komme ich nach Westen weiter, aber auch dann stehe ich wieder vor der geschlossenen Bewölkung. Satbild sagt, der Harz wäre frei, aber bei den diesigen Bedingungen heute ist er nicht zu sehen. Daher ist mir die Wette etwas zu heiß, dass Ballenstedt oder Aschersleben frei sind. Nach Nordwesten sieht es etwas besser aus, also fliege ich weiter nach Stendal. 5km vor dem Flugplatz ist die Bewölkung auch hier hoch, so dass ich unter die Wolken sinke. Die Basis liegt bei grandiosen 160-250 Metern, nichts, bei dem ich eine Weiterreise nach Wilsche riskieren möchte. Also funke ich Stendal an und lande dort. Der Flugleiter ermahnt mich noch, was ich in der Wolkensoße vorhatte und wollte mir erst nicht glauben, dass es bis kaum keine Handvoll Kilometer vor Stendal komplett offen war. So stellen wir die Stemme in einer der riesigen Hallen, wo selbst 23m Spannweiter klein wirken.
Danach macht das Wetter ernst. Die Hochnebellage sitzt wie festgeschraubt über Norddeutschland und es kommt keinerlei Bewegung rein. Erst neun Tage später gibt es einen buchstäblichen Lichtblick. Also fliegen wir mit Steffen und der Dynamic von Wilsche nach Stenda, stecken die Stemme wieder zusammen und machen uns auf den Heimweg.
Außenflügel dranstecken
Endlich kommt die Reise jetzt zu einem Abschluss, denke ich mir als wir gemeinsam neben den Wolken her nach Wilsche brummen. Unter uns ist die Basis ausreichend und man konnte sogar auch teilweise über den Wolken fliegen.
Heimreise... jetzt aber wirklich
Keine Stunde später sind die Räder am Boden und wir alle zu Hause. Insgesamt hat die Rückreise so länger gedauert, als der aufenthalt in Tschechien selbst. Naja, für das Wetter kann man nichts und wenigstens kann man so noch eine Geschichte erzählen, auch wenn wir mit so wenigen Flugstunden wie noch nie aus Tschechien wiedergekehrt sind...
Endlich zu Hause :-)