06.11.: Ab durch die Mitte...
Guten Morgen, heute soll noch einmal geflogen werden. Die Vorhersagen sind gut, es soll ordentlich Welle geben. Wir gehen den Tag überwiegend ruhig an, da es eher nicht nach Rekorden aussieht. Kalt ist es geworden, aber blauer Himmel läßt uns denken, daß es da oben schon nicht so frisch wird. Naja... Am Start ist, wie üblich, ne Menge los...
Die Plastewolke am Start, kleiner als an manchem Tag, aber immer noch beeindruckend.
Mit dem Arcus sind wir dann auch bald in der Luft. Björn macht sich dann auch bald auf den Weg. Obwohl bei uns viel Platz in der Atmosphäre ist, sind die Wolken schon im tiefen Segment dick. Wir machen uns derweil ins Riesengebirge auf den Weg, wo wir bei OGN schon den einen oder anderen gesehen haben. Der Wind kommt weit aus West, mal sehen, was das gibt...
Viele Wolken auf dem Weg ins Riesengebirge.
Auch beim Blick ins Lee ist die Feuchte nicht zu verkennen. Ja, die Föhnlücke steht, aber die Wolken dahinter sind dich. Noch stört uns das wenig.
Lenti hinter dem Eulengebirge.
Die erste Entscheidung des Tages war, auf welchem Weg man ins Riesengebirge fährt. Bisher haben wir da immer den Weg über das Eulengebirge genommen, da selbiges mit fast 1000m Höhe und einem satten Abhang Richtung Lee eigentlich fast immer gut geht. Die tschechische Vorhersage hat aber heute auch den Weg über das Adlergebirge ganz gut vorhergesagt, so daß wir auch in Betracht zogen, den Weg zu nehmen. Ein wenig sah das auch nach Welle aus, aber die Anstiege der Wolken waren derart flach, daß wir der Sache nicht getraut haben. So nahmen wir den eher den konventionellen Weg... Auf dem Weg ins Riesengebirge wurden die Wolken dann immer dicker und komischerweise auch bis in größere Höhen arg zerfetzt. Richtig nach Wellen sah es nicht aus. Sierra mit HP und Max war aber schon dort und die beiden konnten dann 500m unter uns eine Welle ausgraben. Also sind auch wir hin und die beiden waren dann schon höher als wir - geht also. Beim Blick nach Südosten sah die Adlergebirgswelle dann einladend aus...
Wolkenwurst vom Riesengebirge nach Südosten.
Was wir im Funk dann schon vernommen haben, ließ sich bestätigen: Ja, direkt neben dem Riesengebirge ging es gut, aber der Rest brachte kaum Steigen. Also sind wir dann doch wieder den traditionellen Weg geflogen. Aus 5500m am Altvater ging der Weg weiter Richtung Vitkov. Diesmal hat uns die Tour nur rekordverdächtige 1000m für 100km gekostet, das macht doch Mut für Neues... Richtung Riesengebirge sah es immer noch recht brauchbar aus. Auch Herbert meinte, die Schneekoppe ginge noch, also sind wir dort noch einmal hin. Auf dem Weg haben wir noch einmal auf 4800m im Eulengebirge erhöht, man weiß ja nie und das ist Komforthöhe. Also los...
Eisnadelhalo auf dem Weg ins Riesengebirge
Leider war es das dann mit unserem Glück. Die tiefe Bewölkung steigt höher und höher, die Varionadel macht das Gegenteil davon, verdammt!! Martin will es wissen und prescht weiter. Über dem Riesengebirge gibt es fast keine Lücken mehr und auch alle Wolken, die deutlich nach Welle aussehen, bringen kein nutzbares Steigen mehr. So ein Mist... Direkt hinter der Schneekoppe ist noch ein kleiner Lenti über fast geschlossener Wolkendecke, aber die Wette erscheint uns beiden zu heiß. 8km sind es noch bis da hin und wenn es dann nicht geht, müssen wir wirklich durch dicken Dreck durch... Nee, lieber nicht. Also nehmen wir den Spatz in der Hand und fliegen zurück zum Eulengebirge. Mit 250km/h über Grund rechnen wir damit, schnell da zu sein, tanken und dann ab nach Hause fliegen zu können. Von dort aus gibt es Meldungen über ein Wolkenufo, das den Film Independence Day wie ein C Movie erscheinen läßt... Na wir sind gespannt und fliegen guten Mutes nach Nordosten.
Nix da, die Wolken kommen höher und höher und werden immer dichter. Bis kurz neben das Eulengebirge hangeln wir uns an den kleiner werdenden Lücken entlang, müssen aber einsehen, daß es direkt im Eulengebirge dicht ist. Wellen mit Aufwinden sind da, wo wir gerade sind, auch keine mehr. Also probieren wir es mal mit dem Abstieg durch eine der Lücken - Ab durch die Mitte, bevor es ganz dicht ist. 2800m sind wir da noch hoch, eigentlich Komforthöhe, aber die Wolkenpampe steht uns faktisch bis zum Haubenrahmen.
Von oben sah die erst noch recht dünn aus, als ob man sich dann unter den Wolken von hinten an die Eule schleichen könnte. Erst, als wir durch waren, war erkennbar, daß die Eule schon komplett im Dreck steckt und es dort immer tiefer und diesiger wird. Da ist offenbar eine ganz andere, triefnasse Luftmasse hereingeflossen. So kommen wir im Segelflug noch bis an den Ostrand des Gebirges, dann sind wir zu tief, um so noch weiterzukommen.
"Das wird nix mehr, kannst den Rattel auch gleich schmeißen, die paar km Segelflug retten jetzt nix mehr" kommentiert David das Ganze lakonisch. Recht hat er, also raus das Ding. Obwohl es heute echt saukalt war, springt der Quirl problemlos an, macht aber die erste Minute klar, daß es ihm noch etwas kalt ist. Also lassen wir alles sachte bis auf 40°C warmlaufen, bevor wir den Stachel reinschieben und auf Reise gehen. Brrrrr macht es hinter uns und wir brummen nach Hause.
Dort ist dann auch alles dicht und die Flugzeuge sind über weite Strecken im Abstieg. Fotos haben wir davon keine mehr und auch das Wolkenufo ist wohl inzwischen weg.
Am Abend begeben wir uns dann nochmal zur Goldkuppe, Lecker unterschichtetes Bier genießen :-)
Mit hellem unterschichtetes dunkles Bier
Morgen wird eher kein Flugtag mehr, also lassen wir uns Zeit...