27.07.: Torun-Mikulovice
Guten Morgen am Donnerstag, dem 27. Juli 2023. Heute sind gute Bedingungen für einen Segelflug Richtung Süden angekündigt. Es ist zwar nur ein schmales Band in Ost-Westrichtung, aber das gilt es zu nutzen. In den kommenden Tagen soll es im Wesentlichen Regen in Torun geben, so dass ich dann nicht mehr wegkäme. So sieht die Route nach Süden nach einem schönen Streckenflug aus. Da mein Ziel ohnehin ist, von da aus ggf., wenn das Wetter mitspielt, Richtung Süddeutschland zu gehen, nehme ich das gern an. Tagesziel ist Tschechien und was liegt da näher, als Mikulovice zu nehmen? Den Platz kenne ich schon seit Jahren, da wir da immer zum Wellenfliegen im Herbst vorbeischauen. Zudem machen die dort gerade, wie mir Organisatorin Vlasta Lasovska beim Telefonat am Morgen erzählt, ein kleines tschechisch-polnisches Fluglager, das die Woche in Mikulovice stattfindet und kommende Woche in Opole weitergeht. Prima, das passt doch gut, dann bin ich da nicht allein. Also los.
Anfangs ist die Basis noch nicht so hoch, aber es geht ganz gut
Direkt nach dem Start fliege ich ein paar km weg von Torun, damit ich den Wertungsflügen nicht in die Quere komme. Direkt am Stadtrand gibt es dann den ersten Bart über einem Autobahnkreuz, den ich ausfliegen kann. Von da aus muss ich um ein paar Militärlufträume herum, aber dann ist der Weg nach Süden im Wesentlichen frei. Der Wind von vorn verzögert den Schnitt etwas, aber insgesamt komme ich gut voran. Es gilt, reichlich 300km bis Mikulovice zu absolvieren.
Weiter auf Kurs komme ich dann an einem riesigen Fluss vorbei. Das ist die Weichsel, die hier, dank des geringen Gefälles der Gegend, ziemlich breit ist. In Torun ist sie deutlich schmaler...
Die Weichsel knapp 100km südlich von Torun
Weiter geht die Reise Richtung Süden. Den Schnitt bekomme ich kaum über 90km/h, da erstens der Wind von vorn weht und zweitens auch heute kaum wirkliches Hochdruckwetter vorhanden ist. Daher gehen von den Wolken längst nicht alle und man muss immer mal mit mäßigen Steigwerten Vorlieb nehmen. Ansonsten wundere ich mich über die vielen kleinen, langen und schmalen Felder. Eigentlich hätte ich es eher wie in Ostdeutschland erwartet, wo viele Felder in Genossenschaften zusammengefasst wurden. Entweder gab es das in Polen nie oder man hat es nach dem Ende des Sozialismus wieder rückgängig gemacht...
Lauter schmale Handtuchfelder...
Je weiter ich komme, desto gelber und trockener wirkt die Landschaft. Offenbar hat es hier auch noch nicht so viel geregnet dieses Jahr. Leider gibt es noch einen anderen Trend: Die Front, die morgen in Torun sein soll, steht schon dick in Deutschland und schwappt auch von der tschechischen Seite schon nach Polen herüber. Es sind noch knapp 100km bis Mikulovice, aber man merkt die Abschirmung schon deutlich. Mit dem Wind ist es eine arge Bastelei, Thermik zu finden und sich wieder hochzuarbeiten. Das letzte nutzbare Steigen bis auf 1700m über Grund findet sich irgendwo weit östlich von Breslau. Danach gibt es zwar immer mal wieder Geblubber, aber nichts wirklich brauchbares. Ein paar besser aussehende Wolken gibt es noch im Südosten über den Waldgebieten, aber die sind weit weg für meine Höhe. Also probiere ich es an den Waldkanten. Das geht immer mal ein paar Meter hoch, aber es kommt nichts, mit dem ich die dicke Stemme wieder auf Arbeitshöhe bringen kann. Irgenwann in knapp 700m über Grund ohne thermische Optionen im Segelflug gebe ich, diesmal über einem riesigen Feld an der Oder, das gerade abgeerntet wird, auf und packe den Prop aus seiner Garage. Der Motor springt auch sofort an und die letzten 70km Richtung Mikulovice müssen mit Fossilthermik absolviert werden.
Eine Menge Abschirmungen: Motor an...
Mit 160-170km/h brummt man mit der Stemme mit einem entspannten Powersetting vor sich hin und kommt gut voran. Kurz danach sind die drei Stauseen um Nysa zu sehen. Aus der Höhe wirken die echt groß...
Nysa und die Stauseen im Hintergrund
Von da aus ist es nicht mehr weit, so dass ich den Motor wieder abstelle und den Prop wegpacke. Jetzt ist der Flugplatz in Sichtweite.
Der Flugplatz Mikulovice
Einige Flugzeuge schwirren hier noch herum, aber die meisten sind schon wieder unten. Es ist echt was los hier und auch Anhänger stehen eine ganze Menge da. Mal sehen, wo ich das große Schiff parken kann... Doch Vlasta steht schon unten am Vereinsheim und nimmt mich in Empfang. Ich kann die Stemme direkt neben den Rollweg stellen, wo sonst immer schon der Arcus im Winter steht. Wir müssen das Flugzeug ja schon an seinen kommenden Einsatzort gewöhnen ;-)
Gelandet in Mikulovice
Heute passiert dann nicht mehr viel. Ich bin noch eine Weile mit Hallo sagen beschäftigt, muss Fragen zur Stemme beantworten, da die hier noch keiner kennt und mache mich dann auf den Weg zum Aviatik Apartments, wo man kaum einen Kilometer weit entfernt wunderbar übernachten kann. Dort gönne ich mir ein paar Rippchen, tschechisches Bier und komme auch mit ein paar Teilnehmern des Camps hier in Kontakt. Irgendwann kurz vor 2300 ist Zapfenstreich und Zeit zum Schlafen. Morgen liegt erst einmal nichts an, da das Wetter eher nach Regen aussieht...