840km durch Norddeutschland am 03. Mai 2014

am .

Der 03. Mai brachte in Norddeutschland das erste heiß ersehnte Hammerwetter im Jahr 2014. Dementsprechend war auf dem Flugplatz in Wilsche alles am Start, was Flügel hat. Bastian Busse hat es an dem Tag zusammen mit seinem Vater über 800km mit einem Schnitt über 100km/h absolviert. Darüber hat er einen interessanten Artikel verfaßt, den wir natürlich hier veröffentlichen.

Am Wochenbeginn warf ich einen Blick in die Vorhersage des Wetterberichts und es wurde für das kommende Wochenende ein Hochdruckgebiet mit Kaltluft im Gepäck angekündigt, was schon mal ein Garant für Hammerwetter sein kann. Die darauf folgenden fünf Tage schaute ich jeden Tag in den Wetterbericht und die Prognose festigte sich immer mehr, sodass ich mich am Freitag dran machte, um potentielle Aufgaben zu erstellen. Danach fuhr ich gemeinsam mit meinen Vater, der am nächsten Tag mein Co-Pilot sein sollte, auf den Flugplatz, wo ich auf Betti und Bernd traf, die den gleichen Gedanken hatten, die Flugzeuge für den nächsten Tag aufzurüsten. Noch schnell die Aufgaben in den Rechner programmiert, Bezüge drauf und fertig für heute.

Am nächsten Morgen bin ich um 7 Uhr aus dem Bett gesprungen und habe anschließend mit Bernd Janßen die Libelle zusammen gesteckt, wo er noch anmerkte, dass ihm für richtiges Hammerwetter der Bodenfrost fehle. Diese Aussage revidierte er, als er sah, wie ich das Eis von den Allwetterbezügen klopfte, sodass wir uns gegen Wasserballast  entschieden. Mittlerweile tauchten Dennis und Nico auf, die, voller Vorfreude, die Flugzeuge aus der Halle zogen. Ein wenig erinnerten sie mich an Chip und Chap ;-)

Alles wurde schnell an den Start gebracht, wo wir nun auf den Thermikbeginn und den Schlepper warteten. Die Wartezeit nutzten wir, um die Strecken untereinander abzusprechen und anzupassen. Als erste Wende Verden war für alle klar, um in den Quellwolkenbereich zu kommen, der für den Norden sehr ausgeprägt vorhergesagt war. Als die ersten Dunstkappen am Himmel auftauchten, wurden wir langsam nervös und stellten uns an die Winde, wo sich schon ein leichter Stau bildete. Aber auch Betti mit dem Eigenstarter hatte so ihre Probleme ;-) Dennis und Nico waren die ersten und berichteten bereits gute Steigwerte und Wolken im Norden, die vom Boden aus noch nicht zu sehen waren. Wir waren an dritter Stelle, nach uns kamen noch Mini und Matze Brack, die alle einen ähnlichen Flugweg geplant hatten. Wir stolperten im Blauen gleich über einen 2m/s-Bart. Ab Celle war eine klare Grenze von Blau-Thermik zu 2-3/8 Cu zu erkennen. Also ran an die Wolken, die bereits eine Untergrenze von ca. 1300 m erreicht hatten. In der Zwischenzeit sind auch die anderen gestartet. Im Funk hörten wir von den Vorwegfliegenden gute Steigwerte über 3m/s. Nachdem wir in Verden die Wende passiert hatten, haben wir eine Wolkenstraße in nördliche Richtung, die später aber einen Knick in Richtung Kurs machte, genommen und langsam kam Geschwindigkeit in die Geschichte. Nachdem wir in Höpen einen sehr guten Bart gezogen hatten, ließ uns die stetig ansteigende Basis den Duo Discus mit Geschwindigkeiten kurz vor dem Polarenknick vorfliegen. Auf dem Weg nach Güstrow, der zweiten Wende, wurde es nach der Elbquerung breitgelaufener, die Steigwerte waren jedoch weiterhin sehr gut. Nach dem Überfliegen des Schweriner Schlosses passte sich die Optik wieder dem vorhergesagten Wetter an. Kurz vor Güstrow kam ordentlich Druck unter den linken Flügel. Also schnell den Duo auf die Seite geworfen, da kam von hinten schon der Aufschrei „5m, 5,3m 5,5m/s“, was das zuvor verspürte Gefühl bestätigte. Das war der Bart des Tages, der uns zum ersten Mal in diesem Flug in Windeseile an die 2000 m Marke gebracht hat. Nach der Umrundung des Wendepunktes, richtete sich unser Kurs nach Süden in Richtung Zahna, welches einer der ältesten Orte in Sachsen-Anhalt ist. Im Raum Brandenburg musste ein blauer Streifen überbrückt werden, aber am Horizont Richtung Wende waren wieder gute Entwicklungen zu sehen. Aufgrund des Rückenwindes brachte uns dieser Schenkel eine super Geschwindigkeit, sodass  der 2,5 Stunden Bundesliga-Schnitt auf 119,8 km/h gepusht wurde. Nachdem wir die Wolken erreicht und unseren letzten Pflichtwendepunkt umrundet hatten, ging es ab nach Hause. Kurz vor der erneuten Überquerung der Elbe, nahmen wir noch einen „Angstbart“ mit 2,5 m/s, was an diesem Tag ein eher schwacher Aufwind war, aber aufgrund der erneut geringen Entwicklungen auf Kurs sinnvoll erschien. Von hier aus konnten wir durchgleiten bis zu den Tagebauten kurz hinter Haldensleben, wo immer mit einem guten Aufwind zu rechnen ist. Die Information über diesen Bart gab ich über Funk an die anderen weiter, welche Nico, 500 m tiefer, nutzte. Auf dem weiteren Gleitweg nach Hause, waren ab Wolfsburg plötzlich wieder gute Quellwolkenentwicklungen. Nach dem Überqueren des Heimatflugplatzes um 17:30 Uhr nach 6,5 Stunden, wollten wir aber noch nicht landen. Also nochmal schnell einer Aufreihung nach Unterlüß folgen und anschließend in die Gegend von Wolfenbüttel. Dieser Schlenker wurde aufgrund der hohen Anzahl von Wendepunkten nicht voll gewertet, aber am Ende waren es 697 km angemeldet und auf 837 km verlängert. Dann zerfielen allmählich die Wolken. Jetzt reichte es uns aber auch, da ich schon seit zwei Stunden, aufgrund der eingefrorenen Füße, die Seitenruderpedale nicht mehr spürte. An diesem Tag konnten alle ihre gestecktes Ziel erreicht oder sogar übertreffen und es sind alle wieder in Wilsche gelandet.

Der Flug von Basti im OLC

http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightsOfAirfield.html?aa=WILSC1&st=olcp&rt=olc&c=C0&sc=&sp=2014

Bastian Busse