Die ersten Harzwellenflüge 2014/15

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Hatten wir nicht erst geschrieben, daß mit dem Abfliegen der offizielle Flugbetrieb 2014 beendet ist? Ja, so ist es, aber es ist eben nur der offizielle Betrieb. Ein paar Unentwegte hält das nicht davon ab, in Wellenaufwinden nach unvergleichlichen Flugerlebnissen zu suchen. Am zweiten November war eine solche Wellenlage für den Harz angesagt, so daß sich David uns Martin mit LS-4 und Discus auf den Weg gemacht haben. Dabei sind die ersten Flüge in der Harzwelle in der Saison 2014/15 herausgekommen.

E2 (fotografiert) und E4 nach einem erfolgreichen Wellenflug

Obwohl es an dem Tag nicht bis in schwindelerregende Höhen ging, war der Tag meteorologisch sehr interessant. Was die beiden erlebt haben, könnt Ihr im folgenden Artikel nachlesen.

Die ersten Flüge in der Harzwelle in der Saison 2014/15

In der letzten Woche waren wir auf Fliegerurlaub in Mikulovice, einem kleinen Städtchen nördlich von Jesenik im Altvatergebirge in Tschechien. An sich war der Plan, dort auch Welle zu fliegen. An drei Tagen funktionierte das auch, aber der richtige Brecher wollte sich einfach nicht einstellen. So haben wir, da die Wettervorhersage für die restlichen Tage mäßig war, beschlossen, bereits am Freitag wieder nach Hause zu fahren.

Mitte der Woche wurde allerdings ruchbar, daß es eventuell am Sonntag im Harz, also quasi "zu Hause", eine Wellenlage geben wird. Leider wurden die Berichte dann immer pessimistischer und die Windvorhersage reduzierte sich am Samstag Abend auf etwas mehr als 20 Knoten Wind in 1000m am Harz. Zudem rechnete der DWD noch eine kleine Scherung mit Flaute in 3500m aus, die ein Steigen über diese Höhen in der Leewellenvorhersage verunmöglichen sollte.

Super Sonne auf der A395 Richtung Vienenburg

Dennoch beschlossen wir, es zu probieren, da wir extra die Flugzeuge in Braunschweig stehengelassen haben, um am Sonntag loslegen zu können. Also ging es früh um 0800 auf die Piste Richtung Süden. Sonnenschein und blauer Himmel waren unsere Begleiter, aber so richtig sichere Wellenzeichen - sprich Rotorwolken oder Lentis waren zumindest auf der A395 kaum auszumachen.

Komische Wolken nördlich der B6: Ist das nun eine Welle, oder doch nicht?

Auf der B6 angekommen, bot sich ein etwas anderes Bild. Nördlich der Straße, etwa auf der Position von Quedlinburg waren so eine Art Schäfchenwolken am Himmel in ungefähr 1000m Höhe zu erkennen, die dort einigermaßen ortsfest standen. So eine richtige Bänderstruktur, wie bei Rotoren üblich, war nur schwer zu erkennen, aber es ließ uns hoffen, daß das durch eine Welle ausgelöst wurde.

Kurze Zeit später standen wir auf dem Platz in Aschersleben. Es folgt das übliche: Halle ausräumen, Schlepper tanken, Flugzeuge aufbauen und alles einrüsten, usw. Man glaubt es immer kaum, aber eine Stunde ist da schnell weg.

Der Schlepper und unsere Flugzeuge an den Anhängern

Als Schlepper dient uns, da es keinen Wilgapiloten gab, heute die HB-23. Dieses etwas seltsam anmutende Konstrukt mit großem Cockpit mit reichlich Sicht, Druckpropeller hinter der Kanzel und reichlich Abspannseilen fliegt sich aber seht angenehm und bietet durchaus brauchbare Schleppleistungen.

Die HB-23 noch einmal in groß

Am anderen Ende des Platzes angekommen, geht der Schlepp auch sofort Richtung 29 los, Ziel ist der Harz bei Ballenstedt. Dort steht die Welle üblicherweise, so daß man da den Einstieg findet.

 

E4 im Schlepp hinter der HB-23

Zu unserer Enttäuschung hatten sich jedoch die Wolken über Quedlinburg inzwischen dünn gemacht und waren verschwunden. Zu allem Überfluß war vom Schleppzug mit E4 am Seil auch nur zu hören, daß die Luft absolut tot ist und sich genau gar nichts am Windpark bei Aschersleben tut, der sonst auch oft als Einstieg in die Sekundärwelle eignet. Also läßt sich David bis hinter Ballenstedt schleppen und klinkt dann aus. Als nächstes ist Martin in E2 dran und glaubt schon gar nicht mehr an einen Erfolg des Unternehmens, zumal auch die Einheimischen der Sache kaum Chancen einräumen.

Kurze Zeit später ist auch E2 hinter Ballenstedt und E4 vermeldet schwaches Steigen in der Nähe von Gernrode, etwas nordwestlich von Ballenstedt. Tatsächlich, hier steht die Primärwelle und nimmt uns mit etwas mehr als einem Meter nach oben in die Höhe mit. Wie sich dann herausstellte, ging das Wellensystem weiter bis in die Nähe von Neinstedt und in eine Höhe von knapp 2000m MSL. 

In der Welle bei Gernrode mit Blick auf den Brocken

Wie sich herausstellte, liegt südwestlich von Gernrode der Ramberg, der eine Art kleinen Wall senkrecht zum Wind bildet. Offenbar ist diese Erhebung der Auslöser für die Welle gewwesen, so daß selbst bei der geringen Windgeschwindigkeit von maximal 50km/h dort Steigen zu finden war. Von hier aus bot sich schon ein schöner Blick auf den Hochharz samt Brocken.

Der Brocken noch einmal im Detail mit der Staubewölkung im Südwesten

Da es in der Welle bei Gernrode irgendwann nicht mehr steigt, aber Lenticularis hinter dem Brocken bei Wernigerode zu sehen sind, probieren wir aus, ob man von da aus in die Brockenwelle kommt, wo es hoffentlich "richtig hoch" geht. Doch wie wir es auch anstellen, da steigt nicht viel und man muß wieder zurück in die Welle bei Thale steigen.

Auf dem Weg nach Thale, wo auch noch eine Welle steht

Hier bei Thale geht es immerhin bis auf 2500m hoch, so daß Martin noch einen Anlauf auf die Brockenwelle nimmt. In der Tat ist nördlich von Wernigerode Rotorbewölkung auszumachen, doch das Steiggebiet entpuppt sich als sehr kleinräumig und stirbt auch bald ab. 

Bewölkung über dem Harz, der Brocken ist bereits im Dreck verschwunden

Zudem ist wahrnehmbar, daß die Bewölkung, die zunächst im Süden steht, immer weiter über den Harz schwappt. Also nichts wie wieder weg in den Ostharz, wo die Luft noch klar ist.

Auf dem Rückweg von Wernigerode: Kein Steigen mehr hinter den Wolken

David hat es hier in der Nähe von Thale aus geschafft, in eine weitere Welle bei Heimburg zu springen, die bis FL100 reicht. Martin koimmt da allerdings, obwohl nur ein paar hundert Meter tiefer nicht mehr ran. Leider dauert es dann mit dem Wellenfenster ein paar Minuten, bis wir die Freigabe bis FL200 bekommen. Das weiß allerdings die Welle nicht, und just in dem Moment, da David die Freigabe bekommt, verschwindet der Lenticularis über ihm und damit auch das Steigen. Somit bleiben die FL97 heute nicht mehr überschritten.

Martin unterdessen schafft es nicht mehr, Höhe zu gewinnen und entschließt sich zum Heimflug nach Aschersleben, sich fragend, was nun eigentlich hier los ist und warum die Luft plötzlich tot ist.

Auf dem Heimweg: Sieht aus, wie Rotorwölkchen, aber es steigt nicht

Aller Wahrscheinlichkeit nach hat uns die über den Harz hereinströmende, labilere Luftmasse die Welle vermasselt. In dem Moment, da der Harz in der Konvektionsschicht untergetacht ist, war das wellenauslösende Hindernis weg und damit ist auch die Welle zusammengebrochen. David, der noch deutlich höher war, berichtet ebenso, daß plötzlich Feierabend war. Wir beide haben nicht damit gerechnet, daß so schnell Schluß ist.

Zudem hat der DWD für heute Recht behalten. Die Flaute in ca. 3000m war vorhanden und auch, daß das Wellensteigen hier aufhört, konnten wir bestätigen. Also haben wir uns dann beide in der Nähe des Flugplatzes Aschersleben getroffen, um noch ein Foto aufzunehmen, bevor es zur Landung nach einem immerhin mehr als dreistündigen Flug im November geht.

E2 und E4 auf dem Heimweg Richtung Aschersleben

Kurz darauf erfolgte die Landung, wo wir dann noch einen Plausch mit Wellenguru Karl-Heinz und den anderen Anwesenden gehalten und die Flugzeuge verstaut haben. Dabei ist auch noch ein schönes Foto kurz vor Sonnenuntergang entstanden.

E4 vor dem Sonnenuntergang

Am Ende waren wir mit dem Tag beide hochzufrieden, hatte es doch zunächst nicht danach ausgesehen, daß wir uns am Harz halten können. Schließlich ist dabei noch ein schöner Sightseeingflug rausgekommen, der bei sehr angenehmen Temperaturen im Cockpit und am Boden so gar nicht zum November passen wollte. Nachdem wir alles verpackt hatten, haben wir uns schließlich verabschiedet und sind wieder Richtung Heimat losgefahren.

Vielen Dank an die freundliche Unterstützung in Aschersleben fürs Mithelfen beim Aufrüsten, Schleppen, Karl-Henz für die Fotos von uns und dem Schlepper und das Wetterbriefing mit Tasse Kaffee am Morgen ;-)