In der Braunschweiger Hauswelle

Geschrieben von Webmaster am .

Am 26.10.2019 waren einige Segelflieger im Harz, um in der dort deutlich vorhandenen Welle am Jahresende noch ein paar laminare Flugstunden abzuholen. Unser Vereinsmitglied Oliver war auch auf dem Weg dahin und ist dann neben Wolfenbüttel schon in Steiggebiete gekommen.

 

In der Elm-Assewelle

Über seinen interessanten Flug in der wenig bekannten Welle hat er auch gleich noch einen kleinen Bericht verfaßt, den man hier nachlesen kann...

 

Man muss sich von Wilsche aus nicht unbedingt in Richtung Harz oder Ith begeben, um Welle zu fliegen. Auch ganz in der Nähe, zwischen Asse und Elm, steht bei bestimmten Wetterlagen eine Welle, von der aus man einen wunderbaren Blick auf Braunschweig und die norddeutsche Tiefebene hat.

 Blick auf Braunschweig aus 2.600 m Höhe

Eigentlich war Oliver am 26.10.2019 mit seiner DG400 unterwegs zum Wellensystem des Harzes, als er beim Abgleiten im Sägezahn über Lucklum eher zufällig in diese Welle "stolperte". Ihm war schnell klar, dass sie vom Höhenzug der Asse ausgelöst wurde. Dabei erhebt sich die Asse kaum 100 m über die Umgebung. Aber der Höhenzug lag am Flugtag genau im rechten Winkel zur Windrichtung. Das Steigen in der Welle war mit 1 m/s sehr gleichmäßig, im Maximum betrug es 2 m/s. Trotz der sehr hohen Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 km/h war es leicht, sich in der Welle zu halten. Wenn man über den Rand hinausflog, betrug das Sinken nur wenige m/s, womit man gut wieder in die Welle zurückfliegen konnte. So ließ sich die Welle über ihre gesamte Breite, Tiefe und Höhe ausfliegen. Der Flugweg zeigt, dass die Welle mit etwa 6 km genauso breit war wie die Asse lang ist.

 

Gebiet der Asse-Elm-Welle am 26.10.2019.

Dass es in der Region zur Wellenbildung kommt, kann man an manchen Tagen von Braunschweig aus gut an Lentis erkennen. Von daher überrascht es nicht, hier eine Welle anzutreffen. Oliver hat es wahnsinnig gefreut, sie so nah an Braunschweig entdeckt zu haben. Und das bei bestem Wetter mit einer Sicht "von Pol zu Pol". Sicherlich hätte man an diesem Tag am Harzrand größere Flughöhen erreichen können. Aber quasi im Flachland über Braunschweig auf 2.600 m zu steigen, hat auch seinen Reiz. Man benötigt keinen Sauerstoff, hat einen tollen Blick auf die Stadt und das Umland, und man muss nicht so lange den Motor anschmeißen, um die Welle von Wilsche aus zu erreichen.

Wettertechnisch ist die Asse-Elm-Welle etwas Besonderes. Sie tritt vergleichsweise selten auf, und im Internet finden sich nur sehr wenige Flugberichte. Denn die Asse-Elm-Welle ist keine klassische Leewelle, wie sie etwa bei stärkerem Wind am Harzrand auftritt. Vielmehr handelt es sich um eine „Resonanzwelle“. Die Asse und der davor liegende Oderwald sind mit ihren 200 Höhenmetern (100 m über der Umgebung) viel zu flach, um eine genügend starke Leewelle auszulösen, mit der sich ein Segelflugzeug in der Luft halten lässt. Der Elm hat jedoch genau den richtigen Abstand zur Asse, dass er diese schwache Welle nach oben ablenkt und verstärkt. In der Wellenphysik spricht man von einer Resonanz. Hier tritt sie auf, weil die vom Wind über Oderwald und Asse erzeugte Schwingung der Luftmasse in einer bestimmten Phasenlage auf die Bergflanke der Asse trifft. Diese Resonanz bildet sich erst ab einer bestimmten Mindest-Windstärke.

Für diejenigen, die selbst einmal die "Hauswelle von Braunschweig" ausfliegen wollen, hat Oliver eine kleine Tabelle erstellt, aus der sich die notwendigen Wetter- und Windbedingungen ablesen lassen.

Wetter- und Windbedingungen, ab denen ein Segelflugzeug in der Asse-Elm-Welle fliegen kann.