Frühling am Flughafen Hannover-Langenhagen
Noch vor einer Woche standen -22°C auf dem Thermometer und der Flugplatz war komplett eingeschneit. Stellenweise türmte sich der Schnee an Verwehungen gar meterhoch. Eine Woche später, am 20.02.2021 war davon kaum noch etwas zu sehen: Ein erster Vorfrühling hielt Einzug. Das war Grund genug für David Bente und Arne, sich mal die Dimona des Vereins zu schnappen und Sonne zu tanken.
Die Dimona auf dem Parkplatz in Hannover-Langenhagen EDDV
"Das Landegutscheinheft war ja noch unberührt, also wäre es doch mal ne Idee, einen Platz in der Nähe anzufliegen" meint David. "Am Besten was entspanntes, wie wäre es mit Hannover." Schnell sind sich die beiden einig und legen los. David hat dazu noch einen Bericht verfaßt...
Frühling auf dem Flugplatz Hannover-Langenhagen
Es war schon ziemlich seltsam: Noch vor einer Woche türmten sich in Norddeutschland die Schneeberge übereinander, die Temperaturen befanden sich in Bereichen, die sonst eher für Skandinavien und Polarregionen gewöhnlich sind und es schien, als würde das Wetter noch länger so anhalten. An einen Flugbetrieb war (zumindest in Wilsche) nicht zu denken, da man froh sein konnte, wenn man es überhaupt mit dem Auto zum schneeverwehten Flugplatz schaffte.
Dann eine Woche später: Frühling. Aus den besagten Schneebergen waren maximal kleine und bedeutungslose Schneehäufchen geworden. Felder und Flächen waren überwiegend freigetaut, die Temperaturen nährten sich subtropischen Winterverhältnissen und vom vorherigen Wintereinbruch war kaum noch etwas übrig. Ein gefühlter Klimazonenwechsel in einer Woche.
Dies war für Arne und mich Grund genug, sich die Dimona zu schnappen und in der Luft etwas Sonne zu tanken, den lästigen Lockdown am Boden zu lassen und den Winter den Frühling sein zu lassen. Das frische Landegutscheinheft 2021 war noch komplett unberührt und an so einem schönen Tag für eine Landung bezahlen zu müssen, wäre doch wirklich überflüssig. Was fliegen wir an? Am besten etwas Entspanntes in der Nähe. Wie wäre es mit Hannover? Klingt gut!
Auf ging es, die GoPros waren montiert, die Roll- und Anflugkarten für Hannover wurden eingepackt und im Rechner der Pflichtmeldepunkt November 1 inseriert. Der Flug dorthin ist recht unspektakulär, da der Weg Wilsche – Hannover im Vergleich zum Landweg ein entspannter Hüpfer auf der eigenen Spielwiese ist. Allerdings war die vorangegangene und schnelle Schneeschmelze aus der Luft gut sichtbar, Flussauen und Felder waren teils üppig überflutet.
Nachdem wir die ATIS des Flughafens abhörten, meldeten wir uns fünf Minuten östlich von November 1 beim Turm Hannover. Wir rechneten mit wenig Verkehr, da online keine An- und Abflüge von Airlinern für den gesamten Tag mehr ausgewiesen waren und auf Grund der derzeitigen Situation der kommerzielle Flugverkehr sowieso stark reduziert wurde. Dennoch lässt sich die allgemeine Luftfahrt (zum Glück!) nicht so einfach grounden, weshalb in der Kontrollzone doch recht viel los war, was uns sehr erfreute.
Somit ordneten wir uns in den Anflug der Piste 27L ein, noch schnell wurde ein anfliegender Verkehr auf die 27R umflogen und schon befanden wir uns im Endanflug auf die 45 Meter breite und etwa 2,3 km lange Landebahn. Mit so einer kleinen Maschine wie der Dimona erscheint der Anflug endlos und durch unsere zugewiesene Parkposition am Westende des Platzes empfiehl der Lotse uns eine lange Landung.
Im kurzen Endanflug auf die 27L
Blick aus dem Endanflug: Die Coronapandemie bestimmt heutzutage das Bild auf den Flughäfen
Nach einem dreiminütigen Endanflug setzten wir auf und rollten ab. Es wartete ein Follow-Me Bus auf uns, der uns zu unserer Parkposition leitete. Für die letzten Meter half uns der Marshallar mit Winkerkellen aus, bis wir zum Stehen kamen.
Unser Marshallar mit Follow-me-car
Wir stellten den Motor ab und stiegen aus. Der Marshallar brachte uns im Follow-me-car zum GAT (General Aviation Terminal), wo wir den Papierkram mit Landemeldung, Landegebühr etc. erledigten. Dort wurden wir freundlich empfangen: „Bis zu drei Stunden können Sie sich hier ohne weitere Kosten aufhalten und sich umschauen“, hieß es von der netten Dame im GAT. Eine Einladung, die wir gerne annahmen. Also blieben wir erstmal und schlenderten zu den großen Terminals, um uns dort einen kleinen Snack zu holen.
Dort machte sich bemerkbar, was im Endanflug schon zu sehen war: Die Anzeigetafeln für die Abflüge waren komplett leer, die Terminals sahen aus wie ein Lost Place und man traf auf keinen Fluggast und nur sehr wenig Mitarbeiter. Ein trauriger Anblick. Dennoch hatte der lokale McDonald’s geöffnet, wo wir uns eine kleine Stärkung genehmigten.
Der Verzehr ist logischerweise nur draußen möglich, was wir bei dem Wetter sowieso getan hätten. Wir suchten einen Platz, wo wir einen schönen Blick über das Vorfeld erhielten, um nach der Dimona zu schauen. Dies ist uns auch gelungen, die Dimona zu erkennen war jedoch etwas schwieriger.
Eine Pyramide der anderen Art: Von der 737 links im Bild bis zur unserer Dimona ganz rechts.
Wir begaben uns langsam wieder in Richtung GAT. Dort angekommen ließen wir uns ein Follow-me-car zu unserem Flieger rufen. Da das Vorfeld ein Sicherheitsbereich ist, müssen dementsprechend auch private Piloten durch einen Sicherheitscheck. Vor uns gingen ebenso Motorseglerpiloten durch, die neben unserer Dimona parkten.
So ein Sicherheitscheck war nichts Unbekanntes, jeder kennt ihn, wenn man einen kommerziellen Flug wahrnimmt. Auch die Motorseglerpiloten vor uns sind ohne Besonderheiten durchgegangen und wurden vom Marshallar zu ihrem Flieger gebracht.
Dann waren Arne und ich an der Reihe. Wir legten unsere Taschen, Jacken, Gürtel, Handys und alles Weitere ab, was Metall haben könnte und im Metalldetektor anschlagen würde. Ich war zuerst an der Reihe und ging durch den Metalldetektor, der nicht anschlug. Alles in Ordnung. Doch als ich zum Sicherheitspersonal schaute, sah ich in erwartungsvolle Blicke. Der eine Mitarbeiter flüsterte etwas zu seiner Kollegin. Mir erschien dies sehr dubios, bis von seiner Kollegin verwundert geäußert wurde: „Ja ich weiß auch nicht, die beiden jungen Männer arbeiten hier sicherlich oder?“. Dann war es mir klar. Ich lächelte verschmitzt und erwiderte: „Nein, wir sind tatsächlich Piloten“. „Ja, dann können wir doch sicherlich eine Lizenz sehen, oder?“ formulierte sie zweifelnd und man merkte, dass sie sich das in dem Moment noch schwer vorstellen konnte, wie wir Besatzungsmitglieder sein konnten. Ich ging also zu meinen Sachen und kramte meine Unterlagen raus, die genau geprüft wurden. Situationen, die jungen Piloten nicht unbekannt sind, da auf Grund des Alters schneller hinterfragt wird, ob man wirklich das ist, was man vorgibt zu sein. Dennoch gut und auch richtig, dass das Sicherheitspersonal dem so nachgeht. Die vorangegangenen MoSe-Piloten wurden jedoch weniger stark unter die Lupe genommen, als wir...
Alle Fragen waren geklärt und wir konnten zurück zu unserem Flieger. Wir nutzten die Gelegenheit, um noch ein paar Bilder von der Dimona auf dem Vorfeld des Flughafens zu machen. Trotz des geringen Aufkommens von den „großen“ Maschinen, hatten wir dann doch noch das Glück, während wir uns fertig machten, eine Boeing 737 direkt vor uns entlangrollen zu sehen.
Die Dimona auf der Parkposition 52. Im Hintergrund die „großen Vögel“
Besuch aus Madrid: Eine Boeing 737-400 der ASL Airlines
Die Haube ging wieder zu, wir starteten den Motor und kontaktierten die Hannover Rollkontrolle. In frühlingshafter Abendstimmung rollten wir an den ganzen abgestellten TUIfly-Maschinen zum Rollhalt der Piste 27L.
Die ruhenden TUIfly Maschinen
Abendstimmung am Rollhalt der Piste 27L
Airborne: Im Steigflug an den Terminals vorbei
Nach den letzten Checks rollten wir auf die große Bahn, erhielten unsere Startfreigabe und hoben in den Abendhimmel ab. Über eine 270° Linkskurve ging es dann zurück über die November-Route in Richtung Heimat. Mit der Anordnung, so wenig Sprit, wie nur möglich im Tank übrig zu lassen, da die Dimona am Folgetag in die Werkstatt sollte, nutzten wir den Tag noch so lang aus, wie es ging. Wir verlängerten den Flug noch bis Wolfsburg.
Ein letzter Kreis über Wolfsburg
Schließlich landeten wir zum Sonnenuntergang zurück Wilsche. Ein toller Tag mit interessanten Eindrücken im frühlingshaften Winter ging zu Ende.