Sarahs Wettergeschenk

Geschrieben von Webmaster am .

Sonntag Morgen am 05.09. sieht es in Wilsche wenig nach Flugbetrieb aus. Es herrscht Hochnebel in weniger als 300m, zu wenig selbst für Schulungsflüge aus der Winde, die üblicherweise auf Höhen zwischen 300 bis 450m kommen. Dennoch harren sowohl die Schüler und Fluglererin Betti sowie Jürgen bis in den Nachmittag aus, bevor es dann losgehen kann.

Dicke Wolkenpampe bei den ersten Starts aus der Winde

Dass der Tag dann für Flugschülern Sarah noch zu einem sehr eindrucksvollen Erlebnis wird, ahnen wir zu dem Zeitpunkt, als am Nachmittag der erste Windenstart in die Wolken geht, freilich noch nichts. Was dann noch geschieht, könnt Ihr hier in Bettys Fotobericht nachlesen...

Das Wettergeschenk für Flugschülerin Sarah

Es ist der erste Sonntag im September und so langsam ist es nicht mehr zu leugnen, dass Herbst wird. Die ersten Hochnebellagen beherrschen das Bild und - obwohl man ab Boden weit schauen kann, hängen die Wolken einförmig grau in geringer Höhe über dem Platz. dass das nicht zum Fliegen reicht, ist schnell klar, da man sonst sogar beim Windenstart im Dreck drinsteckt. Den daraus resultierenden Sicht- und Orientierungsverlust will keiner riskieren. Auf dem Platz haben sich auch eine Reihe Flugwillige versammelt. Lehrerin Betty hat Dienst und sonst sind auch eine Reihe weiterer Flieger inklusive Schülerin Sarah anwesend. Sie ist Anfang des Jahres bei uns eingetreten und hat die Ausbildung zur Segelfluglizenz nach einer Reihe Schnupperstarts begonnen. Anfangs war sie noch etwas zaghaft in der neuen Umgebung, fand jedoch schnell Spaß an der dreidimensionalen Bewegung so dass die Fluglehrer nach und nach immer mehr Tätigkeiten an sie übergeben konnten. So war sie dem ersten Alleinflug nicht mehr fern. Alledings geht das bei dem Wetter definitiv so nicht.

Um die Zeit bis in den Nachmittag zu überbrücken, war also erst einmal Theorie gefragt. Fluglehrer Jürgen führte mit ihr die theoretische Prüfung zum ersten Alleinflug - oder "der A", wie es im Segelfliegerjargon kurz heißt - durch, die sie auch auf Anhieb bestand. Dennoch dauerte es bis in den Nachmittag, bis der erste Start rausging. Um 1440 fassten sich alle ein Herz und es geht los. Schauen wir mal, wie hoch die Brühe steht...

Der erste Start - in 350m an den Wolken

Der erste Versuch kam dann auf 350m, als es um das Flugzeug begann, dunkel und diesig zu werden. Ok, besser ausklinken, bevor man gar nichts mehr sieht. Schulen kann man so, das übt auch die Flugschüler einmal, falls sie später in so eine Situation kommen. Dann wird man nicht überrascht. So gehen noch ein paar Starts in die Luft, aber statt zu steigen, wird die nutzbare Höhe immer kleiner. "Es fühlte sich so an, als ob die Wolken von oben auf einen herabfallen, um 1600 mussten wir die Starts schon in 250m beenden!" kommentiert Lehrerin Betty das Geschehen am Platz etwas frustriert. Das folgende Foto zeigt die Szenerie eindeutig.

250m auf dem Höhenmesser und wir stecken fast drin in der Pampe

Was ist denn nun hier los? Ein Blick auf das Satellitenbild offenbart die Situation. Über Gifhorn und den nördlichen Niedersachsen hängt ein dickes Hochnebelfeld und mit der schon etwas tiefer stehenden Sonne und fehlendem Wind gibt es kaum mehr genug Kraft in der Atmosphäre, damit sich das auflöst. In der Zwischenzeit hat Betty mit Sarah noch alle zur "A" fehlenden Übungen abgehakt. Landung aus ungewohnter, weil tiefer Position war heute generell an der Tagesordnung, eine Rückenwindlandung gab es noch sowie eine Startunterbrechung galt es zu bewältigen. Die meisterte sie hervorragend.

Hochnebelfeld rechts neben Hannover (Das H auf der Karte)

"Das hat so keinen Sinn, bei der Wolkenhöhe kann ich sie nicht allein fliegen lassen, obwohl sie dazu fit wäre" stellt Betty resigniert fest. Lehrer Jürgen schätzt die Situation ähnlich ein.

Doch als wir schon alle Hoffnung aufgeben wollten, kommt Bewegung in die graue Soße. An den Rändern des Hochnebels erreicht die Sonne den Boden und kann so die Luftmasse aufheizen. Daher löst sich der Hochnebel dann langsam vom Rand her auf. Irgendwann hat dann das Wetter ein Einsehen und dieser Rand erreicht den Flugplatz in Wilsche. Na bitte, das Warten scheint sich zu lohnen.

1645: Es reißt auf!!

Keine halbe Stunde später ist genügend thermische Energie geliefert, dass die Wolken und der Nebel weg sind - blauer Himmel. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet.

1717: Blauer Himmel über Wilsche

Also fliegt Sarah noch eine Runde mit Jürgen für die obligatorische zweite Meinung. Der ist ebenfalls begeistert und gibt seine Zustimmung zur ersten Solorunde. Der Fallschirm des Lehrers wird dann hinten herausgeholt, die Gurte verriegelt und verknotet und die hintere Haube geschlossen. Sarah sitzt jetzt allein drin.

Fertig zur ersten Alleinflugrunde

Danach absolviert sie ihre drei Alleinflüge vor den Augen aller anderen und man fragt sich jedes Mal, wer denn nun aufgeregter ist - die Schülerin oder die Fluglehrer am Boden. Lediglich beim dritten Start wird die Einteilung der Landung nicht perfekt, aber Sarah löst die Landung dennoch, so, wie sie es vorher gelernt hat.

"Eigentlich wollte ich ihr sofort nach der Landung gratulieren, aber was macht Sarah? Stellt die ASK nach der dritten Landung wieder fein säuberlich am Start ab, baut das Kuller vom Sporn ab und läuft völlig selbstverstänlich damit zum Start, damit das Flugzeug gleich wieder startklar ist. Und ich stehe mit dem Alleinfliegerstrauß in der Hand da, wie bestellt und nicht abgeholt" kommentiert Betty halb irritiert und halb anerkennend die sich nach der dritten Landung abspielende Szene. Einer der Umstehenden hielt es sogar auf Bild fest.

Betty will gratulieren, doch Sarah hat nur Augen für das Kuller ;-)

Doch danach kommt sie zur Gratulation zurück und Betty beglückwünscht sie stolz.

Foto neben dem Flugzeug

Glückwunsch!!

Und noch ein Foto in der Sonne darf nicht fehlen

Schlußendlich ist es doch irgendwie reichlich spät geworden, da wir erst am Nachmittag loslegen konnten. Dennoch haben die meisten durchgehalten und der eine oder andere war überrascht, wie schnell sich so eine Hochnebellage von völliger Depressivität und Einheitsgräue zu Sonnenschein und blauem Spätsommerhimmel wandeln kann. Auch die anderen Schüler kamen zum Zug. "Ich muss Landen üben, da tuns auch 150m Wolkenhöhe" gibt sich Schüler Jonas bescheiden und auch Danny konnte den Discus, sein neues "Lieblingsspielzeg" bewegen.

Eifriger Betrieb mit unseren umgebauten Polos beim Rückholen der gelandeten Flugzeuge

Fazit der ganzen Sache: Die Wetterfee hat uns für die Geduld und die Warterei belohnt und man hat mitbekommen, dass es auch mal tiefe Wolken geben kann und man dennoch Flugbetrieb hinbekommt. Danke an alle, die unterstützt haben an dem Tag und alles Gute und jederzeit eine sichere Landung für unsere neue Alleinfliegerin Sarah.