Adventsfliegen in Wilsche

Geschrieben von Webmaster am .

Das Wetter hat uns in der zweiten Jahreshälfte wahrlich nicht verwöhnt. Es gab viel Regen, Tiefdruckgebiete und eine Menge Bewölkung, was sich in nur wenig fliegbarem Wetter äußerte. Davon macht auch der Herbst keine Ausnahme, bis dann am Samstag, dem 09.12. ein wenig Sonne in den Vorhersagen steht.

Wilsche mit etwas Schnee

"Den Moment müssen wir nutzen!" beschließen wir am Morgen des Samstages vor dem Advent. Also gehen die Hallentore auf und wir ziehen ein paar Flugzeuge nach draußen und bereiten den Start vor. Martin hat die Erlebnisse des Tages noch zu einem kleinen Bericht zusammengefasst.

Adventsfliegen im Jahr 2023

"Irgendwie hat uns das Wetter dieses Jahr wahrlich nicht verwöhnt..." denke ich mir im Büro bei Regen und Nordwestwind beim Blick nach draußen aus dem Fenster Richtung des Flughafens in Braunschweig, an dem heute kaum ein Flugzeug zu sehen ist. Was die Landschaft nach mehreren Jahren wirklich brauchen kann, nämlich viel Wasser, verträgt sich mit der Fliegerei nicht so wirklich. So hat der Verein im Sommer das Fluglager in Suhl aufgrund des anhaltend schlechten Wetters abbrechen müssen, der Gastverein, der bei uns in der gleichen Zeit war, ist noch vor Ende nach Hause gefahren und auch meine kleine Luftwanderung hat weniger als die Hälfte der vorhandenen Zeit funktioniert. Wie es dann so ist, mit den wenigen Möglichkeiten schwinden die Ansprüche und der DWD offeriert Mitte der Woche ein kleines Wetterfenster am Samstag vor dem zweiten Advent. Die Vorhersage ist dünn, Freitag ist noch Weihnachtsfeier aber die Perspektive, mal wieder das Flugzeug aus der Halle zu ziehen ist verlockend. Also entscheide ich mich am Freitag nur für ein Bier auf dem Weihnachtsmarkt und gehe beizeiten ins Bett.

Tags darauf scheint es ein wenig Blau ins Fenster, als ich aus dem Schlaf erwache. Schlagartig ist die Müdigkeit wie weggeblasen und ich starte in den Tag. Frühstück, ein Kaffee und das Auto verlässt Braunschweig mit dem Ziel Wilsche. Dort angekommen treffe ich Steffen und wir räumen die Dynamic und die Stemme vor die Tür und beginnen mit den Startvorbereitungen. Dabei ist auch die VL3 mit rausgeräumt worden, was Dennis mit den Worten kommentiert: "Wenn die eh schon draußen steht, muss ich ja wohl fliegen".

Dennis und Copilot Arvid sind dann als erstes in der Luft. Ich brauche mit der Stemme noch ein paar Minuten, bis ich die Außenflügel drangebaut habe und das Gerät in voller Größe auf dem Vorfeld dasteht. Leider haben sich da schon ein paar Wolken hereinbewegt, aber das ist mir im Moment egal. Hauptsache irgendwie mal den Hintern in die Luft kommen denke ich mir und schiebe das Gas rein.

In der Luft funkt mich dann Dennis aus der VL3 an, wo ich denn wäre. Er wäre in der Nähe des Kanaldreiecks zwischen Wolfsburg und Braunschweig, da gäbe es ausreichend Wolkenlücken und eine Lenticulariswolke wäre am Harz auch zu sehen. Das klingt doch interessant denke ich mir und begebe mich zu Dennis. Tatsache, hier kommt man über die Wolken und wir fliegen nebeneinander her. So komme ich dazu, von der VL3 ein Bild über den Wolken aufzunehmen...

 Die VL3 über Braunschweig

Arvid hat in der VL3 genau die gleiche Idee und fotografiert mich in der Stemme. Das sind immer die schönsten Aufnahmen in dieser lichtarmen Zeit :-)

Und Arvid fotografiert die Stemme aus der VL3

Weiter geht dann die Reise Richtung Harz. Der Wetterbericht hatte etwas von Südwind erzählt, aber mit einer Menge Winddrehung in der Höhe. Schon in 3000m sollte der Wind komplett auf West stehen. Leewellen sind da wenig wahrscheinlich, aber egal. Sprit habe ich genug im Tank für Hin- und Rückweg, im Ostharz sind Lentis zu erkennen, also beschließe ich, dass die Stemme da mal ihre spitze NAse reinstecken soll.

 Über Braunschweig auf dem Weg nach Süden

Die Bedekcung ist, obwohl es auf dem Weg zum Harz immer einmal Löcher hat, schon recht hoch und vor allem auch hochreichend. Erst kurz vor Bad Harzburg treffe ich eine kleine Welle, die bis knapp über 2000m geht. Derweil ist auch Steffen mit der Dynamic gestartet und kommt mit einem Affenzahn in Richtung Harz gebrummt...

Staubewölkung und Schnee auf dem Harz beim Blick nach Goslar

Ich genieße derweil die Aussicht von da oben. Stark ist das Steigen nicht, aber es trägt soweit. ich probiere noch kurz, ob auch die Brockenwelle funktioniert und fliege Richtung Wernigerode. Dort sind noch ein paar Wolken zu sehen, aber offenbar reicht die Schwingung mit der Winddrehung nicht mehr bis in meine Höhe.

Sonne! Das ist nicht allzu häufig in diesem Herbst :-)

Beim Blick nach Westen sieht es jetzt bei Bad Harzburg wieder besser aus, also begebe ich mich da reumütig wieder hin. Große Streckenambitionen habe ich dann keine mehr, da das Steigen sehr lokal ist und die Feuchte hoch. Irgendwann ist Steffen in der Nähe und positioniert sich genau neben mich und wackelt mit den Flügeln. Ich kann den "dynamischen" Flächenwackler nicht ganz standesgemäß kontern... die Rollrate der großen Stemme ist doch spürbar kleiner, als die der Dynamic wir grisen uns beide an...

Steffen begibt sich dann bald wieder auf den Heimweg - er hatte nicht mehr so viel Sprit im Tank. Ich schaue mir die Gegend noch eine Weile an und beschließe dann auch, die Heimreise anzutreten. Die führt mich noch etwas südlich von Schöningen vorbei, da dort die gesamte Zeit noch eine Lenticulariswolke wie ein UFO über der Landschaft thronte. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Als ich ankam, war noch ein wenig Steigen zu spüren, aber dann löste sich die Wolke auf. Ob das nun eine Welle fernab der Berge oder ein hydralischer Sprung war, konnte ich dann nicht mehr herausfinden. Schöne Fotos von der schneebedeckten Landschaft waren aber nicht zu vermeiden :-)

Schneebedeckte Felder südlich vom Elm

Von da aus war es dann kein Problem mehr, bis Wilsche abzugleiten. Höhe hatte ich genug und die Leeseite der großen Wolkenlücke über den Feldern brachte auch noch etwas reduziertes Sinken. Eine Gleitzahl von 89 schafft die Stemme zumindest in ruhiger Luft nicht. Entsprechend der Jahreszeit steht die Sonne dann auch schon echt tief, als ich sie beim Blick nach Westen fotografiere.

Foto in Richtung Braunschweig auf dem Heimweg

Auf die andere Seite geschaut gibt es in den Wolken einmal mehr einen kleinen Regenbogen zu sehen. "Glorie" heißt das offiziell, weil es einen wie ein Heiligenschein umgibt. Ist man nahe genug dran, kann man seinen eigenen Schatten auch in der Wolke sehen. Auch die Erscheinung hat einen Namen: Brockengespenst. Dieser Name geht angeblich auf Goethe zurück, der sich auf dem nebligen Brocken an seinem eigenen Schatten in den Nebeltröpfchen erschreckt hat. Der Begriff ist inzwischen sogar im Englischen verbreitet...

Glorie in der Wolke beim Bilick auf die sonnenabgewandte Seite

Ein paar Minuten später bin ich wieder in Wilsche. Dort hat die tiefe Sonne in den Schattenregionen sogar noch etwas Schnee auf dem Platz übrig gelassen...

Der Flugplatz mit etwas Schnee

Fazit der Sache: Es hat sich gelohnt, die Weihnachtsfeier etwas vorischtiger anzugehen und eine kleine Runde zu fliegen. Erlebnisse sind so auch bei ansonsten wenig aussichtsreichen Wetterlagen garantiert.

In dem Sinne: Schöne Weihnachten an alle, die diesen kleinen Text lesen :-)