50km zum zweiten...
Den vorletzten Schritt vor der Erteilung der Segelfluglizenz bildet ein selbst geplanter und durchgeführter Streckenflug über 50km. Den hatte Aylin schon 2023 probiert, musste sich jedoch nach zwei Außenlandungen geschlagen geben.
Versuch Nummer zwo...
Dieses Jahr im Mai war nun der zweite Versuch. Wie der ausgegangen ist, könnt Ihr hier nachlesen...
50km Flug zum zweiten...
Am Morgen dieses Tages hatte ich eigentlich gar nicht vor, schon die 50 km wieder anzugehen. Ich dachte, ich brauche bestimmt noch ein wenig Gewöhnungsflüge in der Thermik mit dem Astir, denn ich war bisher nur eine Stunde Thermik mit der ASK21 geflogen in dieser Saison. Selbst beim Briefing habe ich erstmal nur gesagt, dass ich „Astir fliegen will“. Doch als dann sogar die Privatflieger alle anfangen, ihre Flugzeuge aufzurüsten, ahne ich, dass das Wetter echt was hergeben muss und ich beginne, mit dem Gedanken zu liebäugeln. Was habe ich denn zu verlieren? Als dann auch noch Rainer, Christiane und Maik mich schier befeuern, das ich das heute unbedingt machen soll, steht mein Entschluss: Ich lasse es auf einen Versuch ankommen, mache mir aber keinen Druck, denn die Saison ist ja noch vor mir.
Also bereite ich meine „A7“ äh E7 vor. Ein Paar Dinge fehlen mir eigentlich zum Glück, zum Beispiel die obligatorische Windel, oder ein ordentliches Trinksystem, aber hey, es wird jetzt auch so gehen müssen. Besonders motiviert mich, dass die Wolken im Norden schon verheißungsvoll winken und dies für mich heißt: Wunschziel Uelzen. Fast als Letzte werfe ich mich in den Himmel- den schriftlichen Flugauftrag muss ich nochmal anpassen, der diensthabende Fluglehrer fliegt in dem Moment, also darf Maik, der selbst schon startbereit zum Einklinken in seinem Flieger sitzt, kurz „den Papierkram“ machen.
Ich finde einen guten Bart am Platz und traue mich dann auch, abzufliegen. Die DG500 mit Hennig und Avid habe ich in dem Moment noch bei mir. Auch den nächsten Bart, hinter dem Wald bei Wilsche kreise ich mit ihnen, aber schnell ist die DG deutlich höher. Beim Vorfliegen merke ich, das macht wenig Sinn da mitzuhalten und irgendwie stresst es mich mehr, als das es mir hilft. Das führt auch dazu, dass ich irgendwie keine Thermik mehr richtig gut treffe und immer weiter an Höhe verliere. Das gefällt mir gar nicht. Ist das Abenteuer so schnell beendet?
Ich weiß, Ummern ist nicht weit. Warum nicht mal wieder etwas unfreiwillg einen anderen Flugplatz besuchen? Das hat ja beim letzten 50km Versuch mit Stüde auch gut geklappt. Also, Ummern gesucht und gefunden und das erste Mal in diesen Wald „getaucht“. Eine schöne und sichere Landung und schon werde ich von den Ummeraner Fliegerkameraden herzlich begrüßt! Das ist eine schöne Erfahrung, dass man, egal wo man landet, freundlich und hilfsbereit aufgenommen wird. Während man mich und meine A7 zum Start zieht, habe ich mich schon entschieden: ich gebe nicht auf, ich will weiter fliegen!
Und zu meiner großen Freude, begrüßt mich am Start ein bekanntes Fluglehrergesicht: Thomas, der beim Vergleichsfliegen 2023 bei uns in Wilsche zu Gast war. Ein großes Hallo, viel Freude und schon ist alles abgemacht: ohne viel Aufgehebens, wird der „alte“ Flugauftrag mit Thomas Namen und Unterschrift verziert und ich darf in Ummern wieder starten. Nach dem Ausklinken aus der Winde geht es erstmal zäh für mich weiter, aber ich bleibe dran, richte mich immer wieder in der Thermik auf und irgendwann, da hab ich sie gut getroffen und beginne an Höhe zu gewinnen. Nun liegt Ummern schon hinter mir. Als sich dann noch einige Störche zu mir in die Thermik gesellen, nehme ich das als Zeichen: es wird Aylin, es wird! Und dann sehe ich auch schon den nächsten Flugplatz unter mir: Berliner Heide.
Nein! Da muss ich zum Glück heute nicht landen, aber die Orientierung klappt super, all die Stunden „mentales Fliegen“ mit Hilfe von Google Earth haben geholfen, ich weiß nun genau, wo ich bin und wo ich als nächstes hin muss. Dahinten ist er: der Turm bei Sprakensehl, ganz zart sehe ich ihn schon am Horizont. Mit jedem Meter Höhe gewinne ich an Sicherheit und mit jeder angeflogenen Wolke, klappt es besser, dass ich die Thermik finde und direkter einkreise. Auch habe ich nun mehr mental Load, um den nächsten Schritt zu antizipieren. Das fühlt sich richtig gut an. Auch als das Flarm los schreit und gleich zwei Flieger direkt auf meiner Höhe an mir vorbeischießen, bleibe ich ruhig und merke: Der 1. Versuch im letzten Jahr hat mir die wertvolle Erfahrung geschenkt, jetzt ruhig und sicher zu agieren. Ehe ich es mich versehe, ist auch Sprakensehl erreicht und in über 1500 m weiß ich: Das schon vom weiten sichtbare Uelzen zu erreichen ist absolut sicher.
Aber: Das sind dann keine 50 km. Doch ich sage mir: bei dem Wetter schaffst du es auch zurück, das wird dann ja gut reichen! Ich finde direkt den Flugplatz in Uelzen samt einen ordentlichen Bart, der mich auf 1700 m bringt, dann drehe ich ab und bin „nur noch auf dem Heimweg“. Endlich traue ich mich auch, die ausgetrimmte E7 mal kurz loszulassen und einen Schluck zu trinken, dass hatte ich total vergessen, so ohne Trinksystem und bei all der Aufregung…
Nun „läuft das Ding“, ich fliege längere Stücke geradeaus, nächste Wolke, Thermik, zack wieder oben usw. Es macht so Spaß, ich feiere laut im Astir, so habe ich mir das immer gewünscht! Schon ist Wilsche in Sicht, ich bin überglücklich, wähne meine Schafe schon im Trockenen. Da rauscht es im Funk: Wilsche Radio will mir etwas mitteilen, aber ich verstehe einfach nichts. Mir schwant: da ist noch was. Aber was wollen mir meine Freunde am Boden sagen? Plötzlich klar und deutlich von der 5D aus der Luft: „E7 flieg bitte weiter bis nach Leiferde, NICHT in Wilsche landen. Erstmal weiter fliegen!“ Ich bin total irritiert und frage, dass es von Ummern nach Uelzen und zurück ganz sicher mehr als 50 km sind. „Diskutier nicht, flieg!“ Na gut, es macht ja eh grad Spaß, pinkeln muss ich auch noch nicht und zum Glück habe ich noch gut Höhe.
Also suche ich Leiferde auf der Karte und fliege an Wilsche vorbei…komisches Gefühl. In Leiferde angekommen finde ich noch einen richtig tollen Bart und mache mich nochmal gut hoch. Ich funke Wilsche Radio an : „ Also ich bin jetzt in Leiferde auf 1200m Höhe, soll ich auf euren Wunsch hin noch irgendwohin fliegen, oder wars das jetzt mal??“ „Nein nein, das reicht, kannst zurück fliegen!“ Ruckzuck bin ich wieder am Heimatplatz, aber in ordentlicher Höhe und ich purzele von einem Steigen ins nächste. Wenn man einmal oben ist…
Aber ich will nun doch mal „ankommen“, also ziehe ich die Klappen und lande sicher und weich in EDVQ. Nachdem ich die Haube aufgemacht habe, überwältigen mich die Glückgefühle, ich zittere am ganzen Körper! Ich habe es geschafft! Mein bester Fliegerkamerad Volker ist schon da, um mir Stolz zu gratulieren.
Zu Hause...
Volker ist es auch, der mir eröffnet, dass es wohl eine „vereinsinterene Regelung“ gibt, dass nicht die Gesamtstrecke 50 km sein sollen, sondern ein Schenkel mindestens 50 km haben soll. Tja, das wäre eine wertvolle Information für mich im Vorfeld gewesen, der Funkspruch und der Flug nach Leiferde haben dies aber noch korrigiert und so war auch dieser Regelung genüge getan. Insgesamt bin ich aber nun nicht 50 km geflogen, sondern von Ummern aus 120 km… für mich einfach eine wahnsinnige Belohnung und Bestätigung nach all meinen Mühen!
Am 2.Juni habe ich dann auch meine SPL Prüfung bestanden und bin nun stolze Lizenzträgerin :-)