01.11.: Von Rotoren verdroschen
Gestern Abend haben wir uns natürlich auch wieder die Wettermodelle für heute angesehen. Etwas komisch waren uns die Vorhersagen schon in dem Moment vorgekommen. Angesagt waren bis zu 70km/h Wind, aber das erstens nur in den bodennahen Schichten. Zweitens rechneten die Modelle auch eine Abschwächung des Windes hinter dem Riesen- und Altvatergebirge rein, die uns unlogisch vorkam, da die Luft ja nicht einfach verschwindet. Drittens waren kaum Wellen vom tschechischen Modell vorhergesagt. Sehr seltsam das...
So richtig glauben wollten wir das alles nicht und da sich die Strömung im Laufe des Vormittages abschwächen sollte, haben wir wieder um 0530 einen Alarmstart angesetzt. Am Boden war ein ziemlich starker Wind und an sich waren wir mit Blick auf das Gebirge ziemlich optimistisch, wieder einmal schön fliegen zu können, da die Vorhersage an dem 7h Flug vor ein paar Tagen nicht unähnlich war. Die Föhnmauer stand zumindest sehr schön um diese Uhrzeit.
Eine schöne Föhnmauer liegt über den Bergen
Das sollte dann aber am Ende das einzige Foto des Tages bleiben. Nach einem spannenden Start durch einen direkt südlich des Platzes gelegenen Rotor, der uns ordentlich durchgeschüttelt hat, ging es gegen den starken Wind erst mit kaum 30km/h über Grund vorwärts. Als wir dann aber so 700-900m unter dem Bauch hatten, nahm die Grundgeschwindigkeit signifikant zu, teilweise sah es gar nach Rückenwind aus. Offenbar war der Wind wirklich nur in einer sehr dünnen, bodennahen Schicht vorhanden. Na schauen wir mal...
An den Bergen angekommen, ließ sich dann im Segelflug keine Welle ausmachen und die Höhe war rasch wieder weg. Einzig am Šerák stand ein ziemlich turbulenter Rotor, in dem wir uns mit viel Kämpferei mit den hochfrequenten Böen wieder bis auf knapp 2100m MSL hochbasteln konnten. Ein paar mehr dieser Flugzeugschleudern standen noch entlang der Bergkette. Wellen waren keine auszumachen.
Was war hier los? Offenbar wurden diese Luftwalzen von unten durch die starken bodennahen Winde angetrieben. Darüber war nahezu keine Strömung mehr, die die erhoffte Welle hätte produzieren können. So waren wir einzig auf diese Prügelknaben angewiesen, um uns oben halten zu können. Nach einer reichlichen Stunde Waschgang war dann unsere Motivation deutlich abgeklungen, so daß wir wieder in Richtung Platz geflogen sind. Selbst dort gab es noch genug Rotoren, um uns noch eine Stunde fliegen zu lassen, bevor wir wieder in den Landeanflug übergegangen sind. Der wurde dann auch wieder mit Böen und dem starken Wind, den wir schon vom Start her kannten, versüßt.
Somit waren wir um 10 Uhr wieder unten und einigermaßten ernüchtert. Die Modelle hatten wohl Recht. Nach uns kamen dann auch der Reihe nach die anderen Flugzeuge wieder herunter, nachdem sie sich lange genug von den Rotoren haben verdreschen lassen. Für den Rest des Tages haben wir dann noch eine kleine Wandertour durch das nahegelegene Mikulovice unternommen, wo dann der Wind auch deutlich geringer war.