02.11.: Zahme Rotoren
Nach dem gestrigen fliegerischen Reinfall war die Vorhersage für heute wieder sehr schwach angesagt. Das lohnt keinen Alarmstart, weswegen wir heute erst einmal ein entspanntes Frühstück genossen haben. Danach ging es um die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, 6l Sprit zu verheizen.
Da wir aber zum Fliegen da sind, wollten wir es wissen. Die Luft war heute so warm, daß früh nicht einmal mehr die Bezüge naß waren, als wir den Arcus ausgepackt haben und auch alle anderen Tätigkeiten ließen sich im T-Shirt erledigen. Einige Zeit später sind wir dann gestartet - Martin im T-Shirt...
An den Bergen angekommen gab es sehr lokal etwas schwaches Steigen, das aber nie den Eindruck von laminaren Wellen hinterließ. Erst haben wir uns am Šerák etwas Höhe organisiert, um dann die gesamte Kante anzutesten. Dabei zeigte sich, daß es kaum irgendwo wirklich ging. Die wirksamste Stelle war da noch an der Paßstraße Richtung Šumperk, wo derweil eine größere Skianlage im Entstehen ist. Die Windgeschwindigkeit in der Höhe lag den Tag im einstelligen Bereich und das Steigen war am Ende auch kurbelnderweise am Besten auszunutzen.
Blick auf die schneebedeckten Berge der Tatra am Horizont
Was war das nun heute wieder für ein seltsames Geblubber? Irgendwie war es deutlich weniger heftig verwirbelt als gestern, aber Wellen waren das auch nicht. Es fühlte sich eher nach Thermik an, was aber in Abetracht der stabilen Luftmasse und der Position der Steiggebiete nicht sein konnte. Anscheinend waren wir wieder mit Rotoren beschäftigt, die aber heute deutlich zahmer unterwegs waren, so daß wir nicht permanent die Gurte kunstflugstraff ziehen und alle anderen Sachen am Herumfliegen hinden mußten. Vermutlich standen die nur da, wo die gegen den Hang prallende Strömung auf der Luvseite durch Täler kanalisiert und etwas beschleunigt war - zumindest fiel das beim Blick Richtung Luv deutlich auf. Außerhalb dieser Stellen war die Luft im Wesentlichen tot.
Die Duos XY (rote Nase) und DD mit uns im Rotorsteigen
Die Kneipe auf dem Šerák
Einige Zeit später waren wir dann für heute satt, da sich mit dem wenigen Steigen nicht viel mehr anstellen ließ und man auch nicht so hoch kam, daß man hätte viel Zeit zum Fotografieren herausholen können. Zudem brachte heute die Kante bei Zlate Hory auch kein Steigen, weswegen wir um 3 wieder gelandet sind und den dicken Dampfer schlafengelegt haben.
Der Vorteil der Sache lag dann darin, daß wir für den Rindergulasch, den wir heute für uns und die Akaflieger destillieren wollten, mehr Zeit hatten. So gab es dann um 20 Uhr Ortszeit leckeren Gulasch mit Böhmischen Knödeln und lokalem tschechischen Bier. Allzu lange war der Abend dann aber nicht, da für morgen der - zumindest den Vorhersagen nach - letzte gute Tag der Woche sein sollte. Also haben wir uns wieder auf einen Alarmstart vorbereitet, weswegen das Tagebuch damit für heute beendet ist.