05.11.: Der Versuch am Harz
Zu gestern gibt es nicht viel zu berichten. Wir haben nochmal die Berichte geschaut und mit Wolfgang aus Aschersleben Kontakt aufgenommen. Der bot uns an, nach Aschersleben zu fahren und dort zu übernachten, was wir dann auch getan haben. Am nächsten Morgen sah der Himmel Richtung Harz beim Genuß des Frühstückskaffees ziemlich einladend aus - klare Wolkenkanten hinter dem Harz, ein paar Lentis Richtung Brocken und auch Rotorzeichen gab es zu sehen. Diese Optik ließ das Frühstück noch besser schmecken und machte Appetit auf einen genüßlichen Wellenflug.
Die Meinung der lokalen Segelflieger war jedoch nicht so optimistisch. Der Wind wäre dafür zu schwach und überhaupt... Letztes Jahr war die Vorhersage so ähnlich und es ging doch auch, mit dem Unterschied, daß es dieses Jahr keine Windscherung in 3000m hatte. Das sollte doch möglich sein.
Startbereit in Aschersleben
Was uns dann schon etwas zu denken gab, war die Tatsache, daß die Wolkenoptik immer verwaschener wurde, je höher die Sonne stieg. Das gab es aber auch letztes Jahr schon, also haben wir uns da keine großen Gedanken gemacht und sind Richtung Gernrode losgerattelt. Unterwegs waren viele kleine etwas zerrupfte Cumuli zu sehen, die im ersten Ansatz als Rotorwölkchen identifiziert werden konnten. So richtig spürbare Ausschläge im Vario oder dem Popometer waren aber nicht warzunehmen. Also müssen wir näher ran an die Harzkante, bei dem geringen Wind sind die Wellenlängen üblicherweise kurz.
Bei Ballenstedt haben wir den Quirl dann ausgemacht und den Rest der Strecke gleitend zurückgelegt. Kurz hinter dem Flugplatz gab es die erste Bewegung in der Luft, aber das ging nur bis zu einem Nullschieber. Erst direkt an der Kante bei Thale fanden sich so 0,3-0,5m/s Steigen, die uns dann von 1350 auf 1450m gebracht haben. Etwas arg wenig, um richtig hoch zu gelangen... Also weiter Richtung Westen, wo noch ein paar nach Rotoren aussehende Wolken standen.
Die gingen jedoch ausnahmslos nicht und auch die Welle bei Thale brachte nur noch reduziertes Sinken. Häh? Wasn das nu?? Wollen die uns veräppeln??? Rätselraten im Cockpit... Was dann noch auffiel, daß sich die Cumuli immer mehr zu Linien umordneten, die nicht mehr senkrecht, sondern parallel zum Wind standen - oha, Wolkenstraßen, hier war also Konvektion im Spiel. Deswegen starb dann auch die Welle ab, das Gelände war einfach für die Höhenströmung unsichtbar geworden.
In ca. 600m über Grund bei Ballenstaedt mußte jetzt eine Entscheidung her. Erste Option: Tank leerratteln Richtung Brocken, in der Hoffnung, daß da die Welle noch geht? Zweite Option: 400m drauf und ab nach Aschersleben? In Anbetracht der immer höher schießenden Cumuluswolken ließen wir von der Idee ab, die Brockenwelle zu probieren, das hätte nur unnötig CO2 produziert. So hoch, wie die Inversion inzwischen gestiegen war, war da nichts mehr zu erwarten - zumal auch kein Lenti mehr zu sehen war und auch von den anderen beiden Flugzeugen, die mit uns unterwegs waren, kein Steigen mehr gefunden wurde.
Also beschlossen wir, uns auf den Heimweg zu begeben und da wir keine ausreichende Höhe mehr für einen Direktanflug über die Stadt hatten, mußten wir wohl doch nochmal den Motor schmeißen. Ehe wir aber die finale Entscheidung hatten, konnten wir kreisend in der Nähe von Ballenstedt bei ein paar zerrupften Wolken noch 200m erkurbeln, bis wir auf Basishöhe waren. Dieser Bart hat uns dann 400m Ankuftshöhe in Aschersleben beschert, so daß wir losgeflogen sind. Thermikfliegen im November, was es nicht alles gibt auf dieser Welt...
Den Rest des Tages haben wir mit Landen, abbauen und noch einem ausgiebigen Kaffeetrinken am Nachmittag verbracht, ehe wir uns auf den Weg nach Braunschweig begeben haben. Leider war der Tag nicht so erfolgreich, wie erwartet, aber wir haben jetzt gelernt, doch mal noch die Temps und Konvektionsvorhersagen zu Rate zu ziehen, wenn es ans Wellenfliegen gehen soll.
Damit ist unser kleiner Urlaub beendet und dieses Tagebuch auch. Hoffen wir auf die kommende Wintersaison, daß die noch ein paar wellige Tage bringt.